Formel Gähn?

publiziert: Montag, 13. Mrz 2006 / 08:56 Uhr / aktualisiert: Montag, 13. Mrz 2006 / 09:20 Uhr

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Eins Neunundzwanzig Sechsundvierzig. So lange dauerte es, bis der Formel 1 Weltmeister von 2005 das erste Rennen 2006 in Bahrain gewonnen hatte. Und es war sogar ein ziemlich interessantes Rennen, was den Verlauf betraf, obwohl auch diesmal die Entscheidung in der Box zu Gunsten von Fernando Alonso fiel.

Auch die Aufholjagd eines Räikkönen und der Einstand von Weltmeistersohn Niko Rosberg mit einer schnellsten Runde in seinem ersten Grand Prix war beeindruckend.

Und trotzdem liess den Autor das Rennen ziemlich kalt – aus technischen Gründen. Es war einmal so, dass die Formel 1 die Speerspitze der automobilen Entwicklung darstellte. Resultate waren zum Teil monströse Autos mit irrer Leistung, abartiger Aerodynamik und grausige Unfälle.

Diese Unfälle führten dann zur technischen Kastration des Sports. Turbos – raus, Kompressoren, vergiss es! ESP? Nie und nimmer, ABS? Sicher nicht. Vierrad-Antrieb? Verrückt geworden? Dinge, die heutzutage in Kompaktwagen zu finden sind, sind auf den Rennstrecken strengstens verboten.

Formel 1-Rennautos sind eigentlich nichts als aerodynamisch ausgetüftelte, aufgeblasene Go-Karts mit schreiend hochdrehenden 8-Zylinder-Motoren (von den letztjährigen Zehn-Topf-Triebsätzen runter reduziert). Die Einschränkungen wurden erlassen, um die Autos nicht zu schnell und gefährlich werden zu lassen. Edel, aber blöd: Denn dadurch wurde die Formel 1 zur innovationsfeindlichen Formel Gähn.

Der Effekt dieser Techniknebelung auf den Alltag ist erstaunlich. Mit dem Verbot der Turbotechnologie kamen mit einem Mal aufgeladene Motoren – die effektivsten Triebwerke – auch bei den Alltags-Benzinern aus der Mode. Erst der Erfolg dieser Technik bei den Dieseln leitete die Rennaissance der Aufladung auch bei diesen zögerlich wieder ein. Dafür wurden plötzlich unrund drehende 10-Zylinder-Maschinen bei sportlichen Fahrzeugen Mode, die hoch drehen und Benzin saufen wie eine Kuh Wasser an einem heissen Sommertag.

Die Argumentation der Reglementshüter schien natürlich logisch zu sein: Man musste die Geschwindigkeit runter bringen, um die Sicherheit zu erhöhen. Doch dieser Weg war meiner Meinung nach der falsche. Statt technische Details zu ändern, hätte ein einziger Eckwert ausgereicht, der zudem zu technischen Innovationen auch in der Formel Eins hätte führen können: Den Benzinverbrauch!

Momentan müssen immer wieder technische Grundlagen neu definiert werden, wenn das Tempo runter gebracht werden soll. Diese Reglementsänderungen führten in den letzten Jahren zu absurden Situationen: Reifen, Motoren und Aerodynamik mussten teilweise im Jahresrhythmus neu 'erfunden' werden. Die Resultate waren jeweils ernüchternd, die Autos entweder schon bald wieder gleich schnell oder schneller wie zuvor.

Momentan darf so viel Sprit verbrannt werden, wie es eben braucht. Eingeplante Tankstopps lassen auch einen Mehrverbrauch kompensieren. Doch genau hier läge eine sehr einfache Methode, die Autos, wenn nötig, einzubremsen. Alles was es bräuchte, wäre eine maximale Spritmenge pro Rennen festzulegen.

Werden die Autos zu schnell, nimmt man einfach fünf Liter weg. Und schon müssten die Drehzahlen beschränkt, die Technik verbessert, die Motoren effizienter werden. Es würde tatsächlich auch technisch wieder interessant werden, denn diese Einschränkung würde es auch erlauben, verschiedene Motorkonzepte, ja die gesamten Antriebssysteme, freizustellen. Turbos, Sauger, Kompressoren, gar Diesel und Hybride? Alles Wurscht! Autohersteller könnten ihre Konzepte im härtesten Vergleich aufeinandertreffen lassen! Und wenn man dabei wäre, sollte gleich auch noch der 4-Rad-Antrieb erlaubt werden.

Tatsächlich denkt FIA-Boss Max Mosley seit kurzem darüber nach, 2011 eine solche Beschränkung einzuführen. Sollte dies tatsächlich passieren, würde dies die Formel 1 tatsächlich auch technisch wieder interessant werden lassen. Sie würde dann endlich wieder relevant werden, was auch die Automobil-Technologie im Alltag betrifft.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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