Grossaufgebot der Polizei
Frankreich hält an Räumung von Flüchtlingslager in Calais fest
publiziert: Dienstag, 1. Mrz 2016 / 12:51 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 1. Mrz 2016 / 20:09 Uhr

Calais - Trotz des Widerstandes der Bewohner haben die Behörden am Dienstag die Teilräumung des Flüchtlingslagers im nordfranzösischen Calais fortgesetzt. Bauarbeiter rissen unter anderem mit Hilfe zweier Bulldozer von den Flüchtlingen errichtete Hütten ab.

5 Meldungen im Zusammenhang
Bei bitterer Kälte schafften die Bauarbeiter in dem als "Dschungel" bekannten Lager am Ärmelkanal Hütten, Zelte und alte Wohnwagen weg, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Nach den Zusammenstössen vom Vortag war die Polizei erneut mit einem Grossaufgebot im Einsatz.

Die Lagerräumung verlief zunächst ohne grössere Zwischenfälle - allerdings gab es erneut Spannungen. Bereitschaftspolizisten in voller Montur hielten die Flüchtlinge fern. Viele der Flüchtlinge weigerten sich, ihre Hütten zu verlassen. Die Arbeiter gingen in solchen Fällen zu anderen Hütten weiter.

Der Abriss der Hütten im südlichen Teil des Flüchtlingslagers hatte am Montag begonnen. Dabei kam es am Nachmittag und Abend zu heftigen Zusammenstössen zwischen Flüchtlingen und Aktivisten der Gruppe No Border auf der einen Seite und Polizisten auf der anderen Seite.

Flüchtlinge und Aktivisten setzten rund 20 Hütten in Brand und warfen Wurfgeschosse auf die Beamten, die mit Tränengas antworteten. Rund 150 teilweise mit Eisenstangen bewaffnete Flüchtlinge belagerten zudem zwischenzeitlich die nahegelegene Zufahrtsstrasse zum Hafen von Calais, warfen Steine und schlugen auf Fahrzeuge.

Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve kritisierte die Aktivisten-Gruppe No Border, die sich für eine Abschaffung der Grenzen und für Reisefreiheit für Flüchtlinge einsetzt. Die "extremistischen und gewalttätigen Aktivisten" würden nicht verhindern können, dass der südliche Lagerteil "in Ruhe und mit Methode" geräumt werde.

Von den drei am Montag festgenommenen Aktivisten befanden sich zwei am Dienstag weiter in Polizeigewahrsam - eine Deutsche und ein Brite. "Ihnen werden Zerstörung durch Brandstiftung vorgeworfen", sagte Staatsanwalt Jean-Pierre Valensi der AFP.

Brennpunkt der Flüchtlingskrise

In Calais sammeln sich seit Jahren Menschen, die illegal auf Fähren oder durch den Eurotunnel unter dem Ärmelkanal nach Grossbritannien gelangen wollen. Sie versprechen sich dort bessere Chancen, viele wollen deshalb kein Asyl in Frankreich beantragen. Nach Behördenangaben halten sich derzeit knapp 4000 Flüchtlinge in Calais auf. Sie leben unter teils Slum-ähnlichen Bedingungen.

Die Flüchtlinge sollen grösstenteils in Aufnahmezentren in anderen Landesteilen gebracht werden. Zuletzt boten die Behörden den Flüchtlingen in Calais deswegen an, in neben dem "Dschungel" aufgestellten Zelten des französischen Zivilschutzes unterzukommen.

Die Behörden wollen nun zunächst den südlichen Teil des "Dschungels" räumen, ein Verwaltungsgericht hatte das Ende vergangener Woche genehmigt. Die Räumung dürfte nach Angaben der Präfektur des Départements Pas-de-Calais mehrere Wochen dauern.

(fest/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Calais - Die umstrittene Räumung ... mehr lesen 2
Im südlichen Teil des Lagers lebten schätzungsweise 1000 Flüchtlinge.
Calais - Mehrere Iraner haben im Flüchtlingslager von Calais mit zugenähten Mündern gegen den Abriss von Teilen der Baracken-Siedlung protestiert. Die Männer hielten am Freitag Schilder mit den ... mehr lesen 1
Lille - Die französische Justiz hat grünes Licht für die geplante Teilräumung des Flüchtlingslagers in Calais gegeben. Die Behörden wollen aber nicht sofort Polizisten schicken: Die ... mehr lesen 1
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Müllvermeidung - ein wichtiges, aktuelles Thema.
Müllvermeidung - ein wichtiges, aktuelles Thema.
Publinews Nachhaltigkeit ist in der heutigen Gesellschaft ein immer wichtigeres Thema. Wir alle haben eine Verantwortung dafür, die Ressourcen unserer Erde schonend zu nutzen und die Umweltbelastungen zu minimieren. Doch was bedeutet es eigentlich, nachhaltig zu leben und wie können wir unseren Alltag nachhaltiger gestalten? mehr lesen  
Gemäss dem Bericht «Survival of the Richest» hat das reichste Prozent der Weltbevölkerung seit Beginn der Corona-Pandemie fast zwei Drittel des gesamten globalen Vermögenszuwachses eingestrichen. Währenddessen schaffen 1,7 Milliarden Menschen in Ländern, in denen die Lohnentwicklung die Inflation nicht ausgleichen kann, kaum ihren Lebensunterhalt. mehr lesen  
Fotografie Ärzte ohne Grenzen und Magnum: 50 Jahre im Einsatz  2021 markierte das 50-jährige Bestehen von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Fronitères (MSF). Die Photobastei Zürich nimmt dieses ... mehr lesen  
Griechenland, Lesbos, 9.September 2020: Flüchtlinge nach dem Feuer im Camp Moria.
Man sollte sich ein Haustier nie überstürzt zulegen, auch wenn es noch so niedlich ist.
Publinews Die Gründe, sich ein Haustier zuzulegen, sind vielfältig. So möchten manche Menschen, die Einsamkeit verspüren, sich damit Gesellschaft ins Haus holen; ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 1°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wolkig, wenig Schnee
Basel 1°C 2°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt
St. Gallen -1°C 1°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen immer wieder Schnee
Bern 0°C 3°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen bedeckt, etwas Schnee
Luzern 0°C 3°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Genf 1°C 6°C anhaltender Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 4°C 5°C bedecktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten