Mitterrands Waffendeal mit Angola wird nur zögerlich aufgeklärt

Frankreich: prominenter Häftling stellt sich stur

publiziert: Sonntag, 7. Jan 2001 / 06:56 Uhr

Paris - Wie langsam wirkendes Gift frisst sich die Angola-Connection durch das Stammbuch der Familie Mitterrand. Sieben Jahre sind die Waffendeals her, doch erst jetzt nimmt das Image des verstorbenen Ex-Präsidenten und seiner Familie Schaden.

Weil er in die Lieferung von Rüstungsgütern in das Bürgerkriegsland Angola verwickelt gewesen sein soll, sitzt Mitterands ältester Sohn Jean-Christophe in der Prominenten- Abteilung des Pariser Santé-Gefängnisses.

Gegen Zahlung von umgerechnet 1,25 Mio. Franken könnte der Präsidenten-Spross mit dem Spitznamen «Papa m'a dit» (»Papa hat mir gesagt») die Haftanstalt verlassen. Doch der 54-Jährige will die Kaution nicht begleichen. Mit seiner U-Haft habe er «genug gezahlt», sagt er. Seine Anwälte versuchten bislang vergeblich, ihn umzustimmen.

Jean-Christophes Bruder Gilbert verdächtigt die Untersuchungsrichter, sie hätten eine Art «Sippenhaft» verhängt. Die Pariser Tageszeitung «La Croix» schrieb daraufhin, der Mitterrand-Clan müsse sich vor Augen halten, «wer zuerst Familie und Machtstellung verwechselt hat». Schliesslich beschäftigte Präsident Mitterrand seinen ältesten Sohn elf Jahre lang als Afrika- Berater.

Vorerst sitzen in der Affäre Mitterrand die Untersuchungsrichter am längeren Hebel. Die Schweizer Bankguthaben des Präsidentensohnes wurden eingefroren. Der Verdacht, er habe sich indirekt am Kriegselend in Afrika bereichert, lastet schwer auf der Familie. Danielle Mitterrand besuchte ihren Sohn im Gefängnis, wenige Tage vor dem 5. Todestag ihres Mannes am 8. Januar.

Das Bild von Präsident Mitterrand, der sich im Amt wie ein leibhaftiges Denkmal der besten republikanischen Traditionen Frankreichs aufführte, ist bereits stark angekratzt: Jahrzehnte hielt der Sozialist seine schützende Hand über Nazi-Kollaborateur Maurice Papon, der erst 1998 wegen Beihilfe zur Judenverfolgung zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde.

Ausserdem soll Mitterrand über Schmiergeld-Zahlungen in der weit verzweigten Elf-Affäre informiert gewesen sein, auch über die Millionenzahlungen beim Verkauf der ostdeutschen Leuna-Raffinerie an den Elf-Konzern.

Selbst sein Privatleben war doppelbödig: Erst kurz vor seinem Tod informierte Mitterrand die Öffentlichkeit über die Existenz seiner unehelichen Tochter Mazarine. Die politische Rolle seines ältesten Sohns geriet dagegen schon Anfang der 90er Jahre ins Zwielicht. Jean-Christophe Mitterrand wusste Amt und Privatkontakte offenbar nicht zu trennen. Als «Monsieur Afrique» mischte er sich in allerhand Händel im nachkolonialen französischen «Hinterhof» Schwarzafrikas ein, bis er 1992 aus dem Elysée-Palast entlassen wurde.

Der Waffendeal mit Angola von 1993/94, den er indirekt eingefädelt haben soll, umfasste schweres Kriegsgerät und belief sich offenbar auf rund 500 Millionen Dollar. Das Wochenmagazin «Le Point» ist entrüstet: «Während der Präsident die Aussenpolitik Frankreichs verantwortete und Oberbefehlshaber der Streitkräfte war, brachte sein Sohn und Mitarbeiter eine afrikanische Diktatur und Waffenhändler miteinander in Kontakt, die sich einen Dreck um die Gesetze scherten.»

Ob die Beteiligung von Jean-Christophe Mitterrand an der Angola- Connection jemals gerichtlich geahndet werden kann, scheint ungewiss. Seine Anwälte wollen unter Berufung auf Verfahrensfehler am 12. Januar die Einstellung des Verfahrens erwirken.

(news.ch)

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