Freiheit ist ein höheres Gut als die absolute Sicherheit

publiziert: Montag, 20. Sep 2010 / 16:38 Uhr
Es ist richtig, dass die Polizei in der Schweiz sehr restriktiv Gebrauch von der Waffe macht.
Es ist richtig, dass die Polizei in der Schweiz sehr restriktiv Gebrauch von der Waffe macht.

Die Frage der Woche lautet: «Nach dem Drama von Biel stellt sich die Frage, ob die Polizei in der Schweiz bei Extrem-Situationen überfordert ist?» Heute der Beitrag von Michael Köpfli, Berner Stadtrat und Vorstandsmitglied der Grünliberalen Schweiz.

4 Meldungen im Zusammenhang
Weiterführende Links zur Meldung:

Homepage des Autors
Mehr über Michael Köpfli.
michaelkoepfli.ch

Peter Hans Kneubühl konnte weitgehend unversehrt gefasst und in Gewahrsam genommen werden. Dies ist das erfreuliche Ende einer Geschichte, welche sicher Fragen aufwirft. Wie ist es möglich, dass die Polizei fälschlicherweise ein Fahndungsfoto des Vaters von Peter Hans Kneubühl veröffentlicht hat und dies erst nach Tagen merkt? Wie gelang es dem Rentner an den Tatort zurückzukehren, auf die Polizei zu schiessen und dann dem Grossaufgebot wieder zu entwischen?

Es ist deshalb auch nachvollziehbar, dass gerade die Bewohner des betroffenen Bieler Quartiers wenig Verständnis für die tagelang erfolglose Fahndung nach Peter Hans Kneubühl hatten. Niemand hätte in den vergangenen Tagen wohl mit gutem Gefühl dort gewohnt.

Es steht ausser Frage, dass der Fall näher untersucht werden muss und die notwendigen Lehren daraus gezogen werden müssen. Dabei sollte man aber unbedingt berücksichtigen, dass die Polizei in der Schweiz eine andere Strategie verfolgt als in anderen Ländern. Während anderswo relativ schnell nach dem Motto „tot oder lebendig“ gefahndet wird, war es im aktuellen Fall ganz klar das Ziel der Polizei, den Flüchtigen möglichst unversehrt zu fassen. Ich halte es denn auch für richtig, dass die Polizei in der Schweiz sehr restriktiv Gebrauch von der Waffe macht. Auch wenn wir dafür in Kauf nehmen müssen, dass ein Täter unter Umständen später gefasst wird.

Auch das Argument, Kneubühl sei seit langem als Sonderling und Verwaltungsschreck bekannt gewesen und man hätte daher früher einschreiten müssen, ist nicht ungefährlich. In einem liberalen und pluralistischen Rechtsstaat müssen wir damit leben, dass es auch Sonderlinge gibt. Es ist sogar das gute Recht eines jeden ein Sonderling zu sein. Die meisten sind für die Gesellschaft ungefährlich, einige wenige nicht. Wenn wir nicht jeden Menschen wegsperren möchten der potentiell eine Gefahr für die Gesellschaft sein könnte, müssen wir damit leben, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Dies ist der Preis für unsere Freiheit und ich meine wir müssen bereit sein diesen zu zahlen.

(von Michael Köpfli/news.ch)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Das Haus des Rentners in Biel, welches tagelang bewacht wurde.
Bern - Im Fall des gewalttätigen ... mehr lesen
Biel - Nach dem Ende des Bieler ... mehr lesen
Auch die Vorgeschichte müsse abgeklärt werden, sagte Hans-Jürg Käser.
Biel - Im Fall des flüchtigen Bieler Rentners werden nach der Polizei immer mehr auch die Behörden kritisiert. Den zuständigen Justiz- und Sozialorganen wird vorgeworfen, sie seien schlecht vernetzt gewesen, hätten Alarmsignale ignoriert und so die Eskalation des Falls begünstigt. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 21
Energie- statt Mehrwertsteuer - Grundpfeiler der Energiepolitik der GLP.
Energie- statt Mehrwertsteuer - Grundpfeiler der ...
Die Frage der Woche lautet: Der Wahlkampf ist lanciert - welches werden die bestimmenden Themen sein? Heute der Beitrag von Michael Köpfli, Berner Stadtrat und Vorstandsmitglied der Grünliberalen Schweiz. mehr lesen 
Die Frage der Woche lautet: AKW-Desaster in Japan - Welches müssen die Konsequenzen für die Schweiz sein, oder kann unsere Energiepolitik weiterhin bestehen? Heute der Beitrag von Michael Köpfli, Berner Stadtrat und Vorstandsmitglied der Grünliberalen Schweiz. mehr lesen  
Die Frage der Woche lautete: Sehr viele Leute beklagen sich über die Billag und die Art, wie die Radio- und Fernsehgebühren erhoben werden. Muss ... mehr lesen   1
Talentshow auf SRF: Gebührenpflichtiges Seichtprogramm
Elektronisches Road Pricing in Singapur.
Grundsätzlich ist richtig, dass der Bundesrat Anreize dafür schaffen möchte, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz den Wohn- und den Arbeitsort ... mehr lesen  
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 12°C 28°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Basel 14°C 29°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
St. Gallen 13°C 25°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Bern 12°C 27°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
Luzern 13°C 28°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Genf 14°C 27°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen vereinzelte Gewitter
Lugano 15°C 24°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig vereinzelte Gewitter vereinzelte Gewitter
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten