French-Open-Final geht in die Verlängerung

Nadal schien auf sicherem Weg zu seinem siebten French-Open-Titel. Der Mallorquiner führte 6:4, 6:3, 2:0. Hätte Djokovic nicht auf unglaubliche Art und Weise zurückgeschlagen, hätte sich Nadal noch am Sonntagabend als alleiniger Rekordsieger des Pariser Turniers feiern lassen können. Jetzt muss er mindestens noch bis heute Nachmittag die Bestmarke mit Björn Borg teilen.

Und nichts garantiert Nadal, dass er heute den Court Philippe Chatrier als Sieger verlässt. Denn Djokovic befindet sich im Aufwind, nachdem der Spanier lange Zeit der bessere Spieler gewesen war. Im ersten Umgang zog Nadal gleich zu Beginn mit zwei Breaks davon, im zweiten führte er 2:0. Zweimal liess er sich den Vorteil aber wieder nehmen. Erst im zweiten Anlauf schaffte er jeweils die entscheidende Differenz.

Djokovich von dem Gewinn aller vier Grand Slam Titel

Der Serbe, der mit einem Erfolg in Paris als erst dritter Spieler alle vier Grand-Slam-Titel in seinen Besitz bringen kann, war immer wieder von der Rolle. Von der Konstanz und Sicherheit, die er noch zwei Tage zuvor im Halbfinal gegen Roger Federer an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr zu sehen. Dafür war nicht nur der Gegner verantwortlich. Natürlich erlief Nadal wie immer eine Vielzahl von Bällen, doch Djokovic agierte vor allem bei eigenem Aufschlag schwach. Bis zu Beginn des dritten Umgangs brachte er nur jeden zweiten ersten Service ins Feld.

Djokovic war mit seinen Nerven am Ende. Im zweiten Satz, nachdem er zum 3:4 das zweite und entscheidende Break kassiert hatte, knallte der fünffache Grand-Slam-Sieger sein Racket an die Bank. Diese blieb immerhin soweit intakt, dass er weiterhin darauf sitzen konnte. Während der gut halbstündigen Regenpause bei 5:3 im zweiten Satz wurde ihm die beschädigte Bank dann ersetzt.

Nadal nicht regenresistent

Besserung trat in Djokovic' Spiel aber erst ein, als Djokovic mit 0:2 im dritten Umgang scheinbar hoffnungslos zurücklag. Die Turnierdirektion entschied sich, trotz Nieselregen den Match fortzusetzen. Nadal schienen die Bedingungen zu stören. Er beklagte sich auch lautstark. Währenddessen zeigte Djokovic sein ganzes Können. Er gewann acht Games in Folge und ist wieder voll im Rennen um den Titel.

Nadal, der beim French Open nur eine von 52 Partien verloren hat, musste bei einem Grand-Slam-Turnier noch nie nach einem Zweisatzvorsprung den Platz als Verlierer verlassen. Unmöglich scheint das heute nicht. Denn Djokovic zeigte in den letzten Monaten wiederholt, dass er mental über unglaubliche Ressourcen verfügt. Federer schlug er beim US Open genauso nach abgewehrten Matchbällen wie Jo-Wilfried Tsonga vor einigen Tagen im Viertelfinal.

Auf jeden Fall wird heute ein Stück Tennisgeschichte geschrieben. Um 13.00 Uhr soll der Match fortgesetzt werden. Ob das Wetter mitspielt, ist unsicher. Die Prognosen sind alles andere als gut. Letztmals, als der French-Open-Final nicht am Sonntag beendet werden konnte, stand der Sieger erst am Dienstag fest. Das war 1973 im Endspiel zwischen Ilie Nastase und Niki Pilic, das Nastase in drei Sätzen gewann.

 

(fest/Si)