Festtage

Frohe Wintersonnenwende allerseits!

publiziert: Donnerstag, 19. Dez 2013 / 10:00 Uhr
Alternatives Feiertagsprogramm: Ungläubiges Kino.
Alternatives Feiertagsprogramm: Ungläubiges Kino.

«Wie verbringt ein Freidenker denn die Feiertage?» - diese Frage wird mir diese Tage häufig gestellt, mal aus echter Neugierde, mal mit einem Unterton des Bedauerns ob der mutmasslichen Leere, de da auf einen zukomme, mal verbunden mit einer Prise Neid, weil man vermutlich weniger in der Pflicht steht, nur halbwillkommene Rituale mitmachen zu müssen.

1 Meldung im Zusammenhang
Weiterführende Links zur Meldung:

Infos zum Film:
Link zu mehr Infos zum Film «The Unbelievers».
riffraff.ch

Antworten darauf gibt es wohl so viele, wie die Freidenker Mitglieder haben. Das «frei» im Wort «Freidenker» ist da zentral: jeder soll nach seiner eigenen Façon glücklich werden, auch an diesen Tagen. Die einen nutzen sie für Familientreffen, andere entziehen sich dem Rummel und den Ritualen gänzlich.

Doch die organisierten Freidenker verzichten nicht ganz auf Rituale. In vielen Sektionen gibt es im Dezember ein Jahresabschlussessen, manche nennen es Sonnwendfeier. Ich gebe zu, als ich als Neumitglied der Sektion Zürich das erste Mal von diesem Angebot hörte, fragte ich mich, ob ich etwa in einen esoterisch angehauchten Zirkel geraten sei. Ich meldete mich deshalb mit einem leicht mulmigen Gefühl an. Die Befürchtung war, wie sich zeigte, unbegründet. Es gab ein festliches Essen und zwischendurch spielte ein Berufspianist, der ebenfalls Mitglied war. Es entwickelten sich verschiedene spannende Gespräche in einer sehr angenehmen Atmosphäre.

Die Feiern gibt es noch immer im Jahresrhythmus - um falsche Assoziationen zu vermeiden, nennen wir sie aber nun Jahresendessen. In neuerer Zeit hatten wir eine Pop-Band, einen Unternehmer und eine Poetry-Slammerin, und zuletzt eine Autorin satirischer Texte zu Gast. Auch zur Sommersonnenwende gibt es seit wenigen Jahren alljährlich einen Anlass: immer tagesgenau zum 21. Juni feiern wir den Welthumanistentag. Vor zwei Jahren zeigten wir den Film «Agora», ein - hollywoodesk aufgepepptes - Portrait der Philosophin Hypatia, deren Ermordung durch einen frühchristlichen Mob sinnbildlich für den Übergang von Antike zu dunklem Mittelalter steht. Letztes Jahr standen Vorträge zur Frage, wie man sich als Humanist das Leben gestaltet, im Vordergrund. Zu den Fixpunkten auf der Freidenker-Jahresagenda gehört zudem der 10. Dezember, der Tag der Menschenrechte.

Doch zurück zur Einstiegsfrage «wie verbringt ein Freidenker die Feiertage?»: «Ins Kino gehen» dürfte für etliche Teil der Antwort bilden. Der 26. Dezember ist für Kinobetreiber seit Jahren einer der umsatzstärksten Tage - ein deutliches Zeichen dafür, dass sich immer weniger Menschen nach religiösen Traditionen richten und die Freitage lieber in einem weltlichen Rahmen geniessen.

Dieses Jahr gibt es für den Kinobesuch einen ganz besonderen Grund: In Zusammenarbeit mit dem Zürcher Kino Riffraff zeigen die Freidenker am 26. Dezember, am 29. Dezember, am 2. Januar und am 5. Januar den Film «The Unbelievers». Der Film portraitiert zwei weltbekannte Wissenschaftler, den Biologen Richard Dawkins und den Astrophysiker Lawrence Krauss, und begleitet sie an Veranstaltungen auf drei Kontinenten. Die beiden sprechen über die Bedeutung von Wissenschaft und Rationalismus, um die moderne Welt zu gestalten und sich in ihr zurecht zu finden. Weitere bekannte Ungläubige wie Ayaan Hirsi Ali, Stephen Hawking, Woody Allen, Sarah Silverman, Ricky Gervais und James Randi kommen ebenfalls zu Wort.

Dennis Overbye schrieb in der New York Times, wer meine, eine Reise zweier Laptops schwingender Intellektueller dürfe etwas gar arm an Dramatik sein, hätte wohl nichts von den Kulturkämpfen unserer Zeit mitbekommen. Und in der Tat sind Szenen zu sehen, in denen religiöse Fundamentalisten säkulare Veranstaltungen zu stören versuchen. In erster Linie zeigt der Film aber, wie bereichernd es ist, neugierig durch die Welt zu gehen und sie verstehen zu wollen.

Nach der Vorstellung vom 26. Dezember werden wir - selbstredend mit einem Augenzwinkern - in der Riffraff-Bar auf Wissenschaft und Vernunft anstossen. Wer sich dazugesellen mag, ist selbstredend herzlich willkommen. Vorerst aber eine frohe Wintersonnenwende allerseits!

(Andreas Kyriacou/news.ch)

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