Italienischer Hafen erreicht

Führerloser Frachter: Flüchtlinge werden identifiziert

publiziert: Samstag, 3. Jan 2015 / 08:16 Uhr / aktualisiert: Samstag, 3. Jan 2015 / 15:58 Uhr
Die italienische Küstenwache begleitete den Frachter in den Hafen von Corigiliano Calabro.(Symbolbild)
Die italienische Küstenwache begleitete den Frachter in den Hafen von Corigiliano Calabro.(Symbolbild)

Rom - Die rund 360 Flüchtlinge, die von einem führerlosen Frachter vor Italiens Küste gerettet wurden, sind in Sicherheit. Sie wurden am Samstag auf verschiedene Aufnahmezentren in der süditalienischen Region Kalabrien verteilt.

7 Meldungen im Zusammenhang
Die Flüchtlinge stammten offenbar überwiegend aus dem Bürgerkriegsland Syrien, wie die Behörden am Samstag mitteilten. Ihre Zahl wurde am Samstag mit rund 360 angegeben, darunter 74 Kinder. Bisher war stets von etwa 450 Flüchtlingen die Rede.

Der eigentlich für Viehtransporte genutzte Frachter «Ezadeen» erreichte am späten Freitagabend den Hafen von Corigliano Calabro. «Die Flüchtlinge waren sichtlich verstört, aber insgesamt in guter gesundheitlicher Verfassung», teilte die EU-Grenzschutzagentur Frontex mit.

Die Behörden waren am Donnerstagabend auf das rund 50 Jahre alte Schiff aufmerksam geworden, als dieses sich rund 150 Kilometer vor der süditalienischen Küste befand. Der unter der Flagge Sierra Leones fahrende Frachter trieb zu diesem Zeitpunkt ohne Treibstoff und Elektrizität manövrierunfähig auf die süditalienische Küste zu.

Rettung fast im letzten Moment

Eine Passagierin konnte per Funk um Hilfe rufen. In einer dramatischen Rettungsaktion seilten sich dann die Einsatzkräfte von einem Helikopter auf das Schiff ab. Anschliessend wurde es zur Küste geschleppt.

Offiziell war die «Ezadeen» auf dem Weg ins südfranzösische Sète. Nach Angaben des Internetdienstes marinetraffic.com legte das Schiff im syrischen Tartus ab und machte einen Zwischenstopp im nordzyprischen Famagusta.

Erst zwei Tage zuvor hatte die italienische Küstenwache einen anderen führerlos im Mittelmeer treibenden Frachter vor einer Katastrophe bewahrt - an Bord der «Blue Sky M» befanden sich fast 800 syrische Flüchtlinge. Der Frachter konnte im letzten Moment vor einem Aufprall auf die süditalienische Felsküste bewahrt werden.

Türkei und Griechenland in der Pflicht

Menschenschmuggler setzten in jüngster Zeit verstärkt auf grosse Frachtschiffe statt kleiner Boote, um Migranten nach Europa zu bringen, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM). Auf diese Weise könnten sie Gewinne maximieren.

Mit dem Ende des italienischen Rettungseinsatzes «Mare Nostrum» wachse der Druck auf Länder wie die Türkei und Griechenland, sagte Carlotta Sami, Sprecherin der UNO-Flüchtlingsorganisation UNHCR für Südeuropa, der Zeitung «La Repubblica». Seit November kümmert sich die europäische Mission «Triton» um die Grenzsicherung in Küstennähe. Ihr stehen im Vergleich zum Einsatz «Mare Nostrum» weniger Mittel zur Verfügung.

Die EU verurteilte die neue Strategie der Schlepperbanden. Der Kampf gegen Menschenschmuggel werde auch 2015 zu den Prioritäten der EU-Einwanderungspolitik gehören, sagte ein Sprecher am Freitag.

(asu/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Rom - Bei dem jüngsten Flüchtlingsdrama vor Lampedusa kamen möglicherweise ... mehr lesen 2
Flüchtlinge, welche vom Meer verschluckt werden eine «schreckliche und enorme Tragödie».
Mailand - Menschen dicht gedrängt in einem rostigen Schiffsbauch - mit solchen Fotos hat eine junge Frau an Bord der «Blue Sky M» die Situation auf dem Flüchtlingsschiff im Mittelmeer ... mehr lesen
Corigliano - Die Flucht auf dem alten ... mehr lesen 1
Das Frachtschiff «Ezadeen» war ohne Kapitän unterwegs. (Symbolbild)
Rom - Die italienische Küstenwache ... mehr lesen
Gallipoli - Die italienische Marine hat ... mehr lesen
Die «Blue Sky M» trieb führerlos in der Adria.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Rom - Die italienische Marine hat am ... mehr lesen
Athen - Ein Notsignal von einem Frachter mit schätzungsweise mehr als 600 ... mehr lesen 1
Internationale Schlepperbanden versuchen immer wieder, Migranten durch das Mittelmeer nach Europa zu bringen. (Archivbild)
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Import Migration und Artenschutz im Fokus  Das Schweizerische Zollmuseum hat seine Pforten wieder für Besucher geöffnet. In dieser Saison können Gäste zwei spannende Neuerungen entdecken. mehr lesen  
Obwohl man weiss, dass Gentrifizierung oft zu Vertreibungen führt, ist der Zusammenhang nicht immer klar.
In einer Zeit, in der Veränderungen in unseren Städten in einem beispiellosen Tempo voranschreiten, haben Forscher einen innovativen Ansatz gefunden, um die visuellen Spuren der Gentrifizierung frühzeitig zu erkennen. Mit ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 4°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 6°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 6°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten