Der Weltmeister aus Frankreich braucht gegen Dänemark für die Achtelfinal-Qualifikation einen Sieg mit zwei Toren Unterschied. Den Deutschen reicht schon ein Unentschieden. Doch aufgepasst. Das Team von Rudi Völler trifft auf die bissigen Löwen aus Kamerun, angeführt vom deutschen Löwenkönig Winni Schäfer. Kamerun muss gewinnen um weiter zukommen.
Teamchef Rudi Völler schliesst das erstmalige Ausscheiden einer deutschen Mannschaft in der WM-Vorrunde kategorisch aus, Goalie Oliver Kahn hält fest, dass «dies auf gar keinen Fall passieren»
wird. Die angeschlagenen Stammspieler Klose (WM-Torschützen-Leader mit vier Treffern) und Metzelder sind rechtzeitig auf den Showdown in der Gruppe E wieder fit geworden.
Ja, eigentlich scheint es, als stünden die Deutschen vor einer Aufgabe, wie sie sie schon ungezählte Male an Weltmeisterschaften
bewältigt haben. Aber nicht alle trauen der scheinbaren Sicherheit. Der «Kaiser» sagt zwar nach aussen auch, dass es reichen wird, hat aber im DFB-Team Ausgabe 2002 Defizite ausgemacht: Es fehlen die kantigen Persönlichkeiten unter den Feldspielern. Ballack ist der Spielmacher der Gegenwart und der Zukunft, aber «er dürfte auf dem Platz manchmal ein bisschen lauter werden» (Beckenbauer).
Jener, der die Mannschaft in heiklen Situationen antreiben könnte, steht zu weit hinten, um ständig Einfluss zu nehmen: Oliver Kahn. Der Bayern-Torhüter warnt denn auch: «Man kann in einem solchen Spiel nicht auf Unentschieden spielen. Das geht meistens in die Hose.»
Winnie "Wahnsinn" Schäfer, der wie sein Antipode Völler personell aus dem Vollen schöpfen kann, ist über die Ausgangslage nicht unglücklich:
«Wir müssen gewinnen, es gibt kein Taktieren. Das ist gut für meine Mannschaft.» Die unzähmbaren Löwen zeigten eine gute erste Halbzeit gegen Irland (1:1), nach der sie klarer als mit 1:0 hätten führen müssen. Danach spielten sie unter ihren Möglichkeiten, vor allem auch gegen die defensiv eingestellten Saudis, gegen die sie mit
Mühe ein 1:0 erzitterten.
In der Heimat wird der Match gegen Deutschland zur Existenzfrage erhoben. «Alles oder nichts», «Das
Spiel der letzten Chance», «Die Löwen müssen siegen oder sterben», so lauteten Titel in den Zeitungen. Die Wetten in den Büros und
Kneipen dagegen drehen sich nicht um Sieg oder Niederlage, sondern einzig über die Höhe des Sieges für Kamerun.
«A job to be done», ein Job, der einfach erledigt werden muss, war in einer irischen Zeitung zu lesen. Die Iren starten ebenfalls
mit einer klaren Vorgabe ins letzte Gruppenspiel: Mit einem Sieg von zwei oder mehr Toren Differenz gegen Saudi-Arabien sind sie sicher im Achtelfinal. Die Zuversicht des irischen Coachs Mick McCarthy basiert nicht in erster Linie auf den acht Toren, welche die Saudis gegen die Deutschen kassiert hatten, sondern auf der
Leistungskurve der eigenen Mannschaft, die in den beiden bisherigen Spielen nach oben zeigte.
Robbie Keanes Tore in der 92. Minute
gegen Deutschland hielt die Iren «am Leben». Kilbane und McAteer, die beiden an Kniebeschwerden litten, sind wieder einsatzfähig. Auf Gegenwehr müssen sich die Grünen aber alleweil gefasst machen: Die stolzen Saudis wollen sich nicht mit drei Niederlagen verabschieden, wie es zuletzt die USA 1998 und Griechenland 1994 getan hatten.
Das Schicksal des Topfavoriten wurde
in der vergangenen Woche fast ausschliesslich an den Gesundheitszustand von Zinedine Zidane geknüpft. Bis gestern stand noch nicht fest, ob der Superstar wirklich würde spielen können --
trotz aller optimistischer Prognosen aus der medizinischen Abteilung. Ein Omen gibt es vor dem Hit Frankreich - Dänemark: Die beiden Mannschaften standen sich an EM- oder WM-Endrunden bisher viermal gegenüber. Dreimal (1984, 1998, 2000) siegten die Blauen, einmal (1992) die Roten. Jedesmal holte das Siegerteam danach den Titel. Dänemarks Trainer Morten Olsen folgerte denn auch: «Wer gewinnt, wird Weltmeister.»
Die gleichen Voraussetzungen wie für Dänemark - Frankreich gelten auch für das zweite Gruppe-A-Spiel zwischen Senegal und Uruguay. Mit einem Sieg von zwei Toren würden die Urus an den
Afrikanern vorbei ziehen, diesen genügt aber auch schon ein Remis zum sicheren Weiterkommen. «Was wir bisher schon geleistet haben,ist wunderbar, und wir haben nicht die Absicht, es dabei bewenden zu lassen», sagte Senegals französischer Coach Bruno Metsu.
(eh/sda)