Fusionen und Übernahmen ziehen an

Bei vielen Börsianern weckt die neue "Fusionswelle" bereits verblasste Erinnerungen an die "Merger Mania" der späten 90er-Jahre.

Alcan überraschte

Zum Wochenbeginn überraschte der kanadische Aluminium- und Verpackungshersteller Alcan die Börse mit einem feindlichen Übernahmeangebot für den französischen Konkurrenten Pechiney.

Die Nummer zwei auf dem weltweiten Alu-Markt Alcan bot am Montag für den französischen Konkurrenten 41 Euro je Aktie.

Damit lag die Offerte um 28 Prozent über dem Schlusskurs vom 2. Juli. Insgesamt wird die Übernahme auf etwa 3,4 Mrd. Euro geschätzt.

Gelänge den Kanadiern der Einstieg bei den Franzosen, würde der neue transatlantische Mammutkonzern den bisherigen Branchenprimus in den USA, Alcoa, ablösen.

Zusammengerechnet machten beide Konzerne im letzten Jahr einen Umsatz von rund 24 Mrd. Euro; Alcoa kam auf 20,3 Mrd. Euro.

ArvinMeritor will Dana

Einen Tag später gab der amerikanische Autoteilehersteller ArvinMeritor die feindliche Übernahme des erheblich grösseren Konkurrenten Dana im Wert von 2,2 Mrd. Dollar bekannt.

In der IT-Branche sorgte der Softwarehersteller PeopleSoft mit einem Übernahmeangebot für den Konkurrenten J.D. Edwards für Schlagzeilen.

Dies nutzte Oracle-Chef Larry Ellison sofort, um mit einem Gegenangebot für PeopleSoft zu kontern: 6,3 Mrd. Dollar ist ihm die Übernahme von PeopleSoft wert.

Feindliche Übernahmen

Nach Angaben von Thomson Financial hat es in diesem Jahr in den USA bereits 18 feindliche Übernahmeangebote gegeben. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es noch drei weniger.

Die Übernahmeangebote verteilten sich auf mehrere Branchen, und das stimme optimistisch, heisst es in der Abteilung für Fusionen und Übernahmen einer internationalen Grossbank.

Dies könnte zu einer deutlichen Erholung der schleppenden Entwicklung im Geschäft mit Fusionen führen.

Allein seit Anfang Woche seien in den USA Übernahmeangebote im Gesamtwert von mehr als 7 Mrd. Dollar veröffentlicht worden. Weltweit waren es im Juli bereits Fusionen im Wert von rund 26 Mrd. Dollar.

Krise lohnenswert

Übernahmen und Fusionen lohnen sich nach Aussage von Daniel Stelter, Geschäftsführer der Beratungs-Gruppe Boston Consulting (BCG) eher in wirtschaftlichen Krisenzeiten.

Denn Unternehmen würden in der Rezessionsphase deutlich niedriger bewertet.

Diese Akquisitionen brächten deshalb im Schnitt eine spürbar höhere Rendite als Einkäufe während des Aufschwungs.

Auch die Abwicklung von Zusammenschlüssen ist nach Beobachtung der Experten in der Flaute einfacher.

(Elke Pfeifer, Quelle: dpa-AFX)