Fussball: 'Adieu les Bleus' - technisch versagt...

Ob die monotonen Worte des früheren Meistertrainers von Lyon noch bis ins Zentrum der gesättigten Equipe drangen, ist zumindest zweifelhaft. Der politische Einfluss Zinedine Zidanes war mit jenem Santinis offenkundig nicht gleichzusetzen. Und wenn dem wahren Regisseur auch auf dem Feld die Ideen ausgehen, akzentuiert sich das Problem des (machtlosen?) Trainers.

Santini wich dieser Thematik an der Besprechung mit den Medien grundsätzlich aus, liess aber zumindest ansatzweise erkennen, dass ihm das fehlerhafte Aufbauspiel -- mit Zidane in der Chefrolle -- schwer missfiel. "Wir spielten nicht auf unserem Niveau und waren technisch schwach. Das ist keine Frage", resümierte der künftige Tottenham-Coach enttäuscht.

Im folgenden Auszüge der öffentlichen Frustbewältigung von Santini anlässlich der Medienkonferenz unmittelbar nach der 0:1-Niederlage gegen Griechenland.

Was hat sich das französische Team hauptsächlich vorzuwerfen?

Santini: "Wir blieben in der ersten Hälfte zu stark in der Reserve. Das hätten wir nicht tun dürfen. Ich würde sagen, wir spielten zu reserviert."

Weshalb setzten Sie die Griechen dann später nicht mehr unter Druck?

Santini: "Das gelang uns nicht, weil wir viel zu viele technische Fehler gemacht haben. Und am Schluss fehlten uns die klaren Ideen. Wir waren technisch schwach, auf einem Niveau jedenfalls, das nicht genügte gegen einen so defensiven Gegner wie Griechenland. Der erste Pass war selten gut und auch die Bewegung in den Couloirs stimmte nicht."

Technisch schwach? In Ihrer Equipe spielt mit Zidane der weltbeste Regisseur...

Santini: "Ich wiederhole mich. Wir haben en masse technische Fehler gemacht. Und dem Zentrum fehlte die Unterstützung. Die langen Bälle schlugen wir unvorbereitet und zu oft. Davon profitierten die Abwehrspieler der Griechen."

Frankreich hat schon in der Vorrunde nie überzeugt.

Santini: "Ja, es stimmt, wir haben während der Vorrunde viel diskutiert. Aber die Gegner hier spielten alle mit sehr kompakten Abwehrblöcken und zogen sich mit fast allen Spielern vor das eigene Tor zurück. So fehlte uns der Raum, eine gute Lösung zu finden. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich sage nicht, wir hatten die Qualität nicht, aber wir spielten sie in den letzten vier Spielen leider nicht aus."

Bedeutet das Scheitern das Ende einer grossen Generation?

Santini: "Es wird ein neuer Coach an meine Stelle treten und die Arbeit fortführen. Ich muss nicht beurteilen, wer die Karriere beendet und wer nicht. Die Spieler werden das in Ruhe selber entscheiden."

Wie verkraften Sie diese schwere Niederlage? Ist auch Ihr persönliches Image beschädigt?

Santini: "Natürlich sind wir alle enttäuscht und wollten das Abenteuer verlängern. Aber ich habe vor dem Gegner genug Respekt, um diese Niederlage zu akzeptieren. Mein Ruf ist intakt, darum sorge ich mich nicht. Welchen Anteil ich am Scheitern trage, werde ich in den kommenden Wochen analysieren."

(rp/Si)