Fussball: Basler Remis im Old Trafford

Die Basler Fans stampften und jubelten. Nur den Professionals war trotz ihrer starken Leistung nicht zu Freudentänzen zumute. Sie hatten unmittelbar nach dem Schlusspfiff vernommen, dass der Kroate Tudor Juventus nach einem 1:2-Rückstand gegen Deportivo La Coruna in der 93. Minute noch zum unverhofften Sieg geschossen hatte.

Die Folgen des späten Umsturzes in Turin sind gravierden. Basel benötigt am kommenden Dienstag im St.-Jakobs-Park gegen den Leader der Serie A nun einen 4:0-Sieg. Der vermeintliche Show-Down im eigenen Stadion verkommt so wohl zur klassischen Mission Impossible.

Traumstart im Theater der Träume

In der Stunde vor der betrüblichen Nachricht war dem FCB in der Fussball-Kathedrale Manchesters ein traumhafter Start gelungen. Christian Gimenez schoss die Rot-Blauen zur Freude ihrer rund 3000 Supporter im Stadion kurz vor Ablauf der Startviertelstunde in Führung. Gimenez´ erstes Tor in diesem Jahr stärkte das Selbstvertrauen der Gäste frappant.

Lange hielt sich die "B-Formation" des englischen Tabellenzweiten zurück. Erst nach der Pause, in der 53. Minute, versetzte Gary Neville der Euphorie Basels einen argen Dämpfer. Der Verteidiger setzte aus beträchtlicher Distanz zum Schuss an und Basels Atouba fälschte den Ball ab, womit er seinem Keeper Zuberbühler jegliche Abwehrchance raubte.

Gimenez´ Startsignal

Noch am Vorabend hatte Christian Gross gesagt, dass ManU im Old Trafford den Gästen immer wieder Chancen zugestehe. Der Zürcher behielt mit seiner Beobachtung Recht. In der 14. Minute insistierte Julio Hernan Rossi gegen zwei Engländer, Aussenverteidiger Haas setzte die Vorarbeit des Argentiniers fort, flankte zur Mitte, wo Gimenez den Ball erstaunlicherweise in aller Ruhe kontrollieren durfte und eine dieser von Gross angekündigten Möglichkeiten nutzte.

Wer mit einer erheblichen Reaktion der Engländer rechnete, war einem Irrglauben verfallen. Der perfekt gruppierte FCB brauchte für mehr Ballbesitz als ManU nicht einmal einen Sondereffort zu leisten -- und das im Stadion jenes Vereins mit der neben Liverpool ruhmreichsten Historie auf der Insel. Nicht dass die Bebbi die Partie diktiert hätten, nein, aber sie hinterliessen einen Eindruck von Gelassenheit und Souveränität, gerieten in den ersten 45 Minuten nie in Gefahr, sich einen Treffer einzuhandeln.

Davon geredet, der grossen ManU-Anhängerschaft einen ähnlich ungenügenden Auftritt wie Ende Oktober auf Zypern gegen die Israeli von Haifa (0:3) kein zweites Mal zumuten zu wollen, hat Sir Alex Ferguson viel. Mit seiner Startaufstellung zeigte der Schotte indes auf, wo er derzeit die Prioritäten setzt. Nur drei (Ferdinand, O´Shea und Butt) jener, die beim letzten Heimsieg in der Premier League von Anfang an gespielt hatten, liess Ferguson beginnen. Die Stars -- allen voran Topskorer Ruud van Nistelrooy -- sahen die lange mässige Arbeit ihrer Platzhalter von der Bank aus.

Vorab über die Flanken entwickelte die United in der ersten Hälfte keinen Druck. Kieran Richardson (18), er bis zur Halbzeit für Ryan Giggs gegen Barberis, und der jugendliche schottische Debütant Darren Fletcher (19) an Beckhams Stelle rechts blieben blass und ohne Wirkung. Je länger der Basler Vorteil Bestand hatte, zeichnete sich ab, dass Ferguson dem (aus seiner Warte gesehen) dem unentschlossenen Treiben ein Ende setzen würde.

Giggs brachte er schon in der 46. Minute, David Beckham und Paul Scholes wechselte Ferguson rund eine Viertelstunde vor Schluss beim Stand von 1:1 ein. Die späten Korrekturen Fergusons beeindruckten Basel nicht im Geringsten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, bestand für sie weiterhin keine Gefahr.

Der Todesstoss des Igor Tudor

Der FC Basel hat die Rechnung ohne Igor Tudor gemacht. Der Kroate von Juventus versetzte mit seinem Tor zum entscheidenden 3:2 nicht nur Deportivo La Coruña den Todesstoss, sondern auch dem FC Basel, der doch so sehr auf das Unentschieden gehofft hatte.

Verteidigerveteran Ciro Ferrara (36) mit einem Kopfball (12.) zum 1:0, der Ausgleich von Diego Tristan (34.) nach Flachzuspiel von Roy Makaay zum 1:1; der Holländer Makaay mit seinem neunten Tor in der Champions League (52.) zum 1:2 und der Franzose David Trezeguet (63.) zum 2:2 - das Wunsch-Remis des FC Basel im spannenden und technisch hochstehenden Spiel in Turin schien Tatsacghe zu werden. Bis eben dieser Kroate Tudor mit einer Direktabnahme von der Strafraumgrenze ...

Juventus hat nun alle Trümpfe in seinen Füssen. 4:0 fertigte es den FCB im Delle Alpi ab, 0:4 oder höher muss der italienische Rekordmeister am kommenden Dienstag im St.Jakob-Park unterliegen, damit das Märchen des FC Basel Wirklichkeit wird. Und dazu muss das ambitionslose Manchester mit mindestens einem Punktegewinn in La Coruña noch Schützenhilfe leisten. Das sind etwas viel, wohl zu viel Unwägbarkeiten.

Resultate

5. Runde:

Manchester United - Basel 1:1 (0:1)

Juventus Turin - Deportivo La Coruña 3:2 (1:1)

1. Manchester United 5 4 1 0 11:3 13 * 2. Juventus Turin 5 2 1 2 10:9 7 3. Deportivo La Coruña 5 1 1 3 5:8 4 4. Basel 5 1 1 3 3:9 4

6. und letzte Runde (Dienstag, 18. März): Basel - Juventus Turin, Deportivo La Coruña - Manchester United. * = in den Viertelfinals

(bert/sda)