Fussball: Bericht aus dem Schweizer Nationalteam-Camp

publiziert: Dienstag, 5. Sep 2006 / 00:01 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 5. Sep 2006 / 16:36 Uhr

Marco Streller ist derzeit der Buhmann im Schweizer Nationalteam. Der Stürmer kämpft im Moment vor allem mit seinem mangelnden Selbstvertrauen, das mit jeder vergebenen Chance zusätzlich sinkt.

Auch gegen Venezuela hatte er zwei ausgezeichnete Möglichkeiten nicht genutzt.
Auch gegen Venezuela hatte er zwei ausgezeichnete Möglichkeiten nicht genutzt.
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Montagmorgen, 11 Uhr, die Schweizer Nationalspieler betreten den Sportplatz Chrummen in Freienbach zum Training – auch Marco Streller. Unter den (wenigen) Zuschauern sind auch langjährige Begleiter der Nationalmannschaft. Und bei ihnen sind der baumlange Basler und seine verpassten Chancen das Gesprächsthema. Nicht einmal in unteren Ligen würde so einer spielen, befand einer der älteren Herren, unter den Sonnenbrille hervorblinzelnd.

Die Kritik schmerzt Streller, und sie beschäftigt ihn. «Ich bin ein Mann des Volkes und gehe auch gerne einmal an eine Chilbi», erzählt er. Dort wurde er während seiner erfolgreichen Basler Tage, die ihm den Transfer zu Stuttgart einbrachten, hochgejubelt; von dort hagelt es jetzt Kritik. «Im Moment kriege ich sehr viel Prügel», fasst er zusammen, während er die Aussicht vom Hotel Panorama Resort & Spa in Feusisberg über den Zürichsee geniesst.

Streller erzählt von den Reaktionen nach dem Spiel mit Stuttgart gegen Dortmund, als er von seinem Trainer Armin Veh oder von Alex Frei gelobt worden war. «Als ich am nächsten Tag die Zeitung aufschlug, war ich für die der Buhmann», berichtet er weiter. Die Kritik und die harten Worte prallen längst nicht mehr am scheinbar stets locker auftretenden Basler ab. «Die Sprüche von den Zuschauern und auch die Kritik in den Medien – das ist der Wahnsinn», erzählt er.

Messer im Rücken statt Weltkarriere

Mit sachlichem Umgang mit seinen Leistungen, die er selber sehr gut einzuschätzen weiss, habe er kein Problem. «Aber viele, die mir einst eine Weltkarriere vorausgesagt hatten, stossen mir jetzt das Messer in den Rücken», so Streller. Und er ergänzt, dass er, verglichen mit der Kritik an Pascal Zuberbühler vor der WM, noch immer ein «Chäferbueb» dagegen sein.

Im Tief ist Streller seit dem Schien- und Wadenbeinbruch vor der Euro 2004 in Portugal; dann kam noch der Riss des Aussenbandes im Knie hinzu. «Seither hatte ich immer wieder kleinere Verletzungen, die mich zehn Tage ausser Gefecht setzten. Das ist in meiner Situation eine lange Zeit», erzählt er. Das Rendement des 3-Millionen-Einkaufs hätte er nicht mehr gehabt, der Ersatzbank war er deshalb stets näher als der Startformation.

Probleme im vollen Stadion

In der Nationalmannschaft zeigt sich die fehlende Spielpraxis in den vergebenen Chancen. Zwar schien mit den beiden Treffern in der WM-Vorbereitung gegen China der Knoten wieder geplatzt, doch der nächste Gegner an der WM hiess Frankreich. «Thuram und Gallas waren nicht gerade die idealen Aufbaugegner», sagt er und lacht. Die Schweiz spielte in der Folge meist nur noch mit einem Stürmer, und die WM beendete sie mit dem bescheidenen Auftritt im Penaltyschiessen. Streller hatte auch da eine Hauptrolle mit den ersten, schwach getretenen Elfer.

Spätestens seit jenem unglücklichen Auftritt in Köln ist Streller auch in der Schweiz im steifen Gegenwind. Er spricht von einem «Kopfproblem». Im Training fühle er sich gut und spüre Sicherheit, aber «ich habe plötzlich Mühe, wenn das Stadion voll ist und ich Pfiffe höre.» Dann lasse er sich beeindrucken, wenn er einen Ball verstolpere und studiere diesem nach. «Ich kann mich im Moment auf wenig verlassen», erklärt er.

Arbeit mit Mentaltrainerin

Im Spiel gegen Venezuela trauerte er der Chance nach, die der Keeper Renny Vega mit einem Reflex abwehrte. «Das hätte der Befreiungsschlag sein können», so Streller. Er habe in dieser Situation vieles richtig gemacht und nicht lange überlegt, sondern direkt geschossen. Von Giovanni Trapattoni habe er gelernt, «wenn verschiessen, dann richtig». Zuvor hatte er, alleine auf den Keeper zulaufend, wieder zu viele Gedanken und scheiterte kläglich.

So kumuliert sich das Negative weiter in seinem Kopf, und er grübelt mit jeder vergebenen Chance noch mehr. Doch Streller ist überzeugt, wieder dahin zu kommen, wo er in seinen besten Zeiten war. England und die EM 2008 im eigenen Land sind weiterhin seine Ziele. Dafür zählt er nun auf die Hilfe einer Mentaltrainerin; am Montagabend hatte er die erste Visite.

«Schritt für Schritt» will er nun vorwärts gehen und lernen, die positiven Sachen zu speichern. Von ihm wird viel Eigeninitiative gefordert, und er hat sich einen seriöseren Lebenswandel verpasst. Mit dem Rauchen hat er aufgehört, und er fühlt sich körperlich fit. «Ich muss wieder einmal ein Jahr gesund sein», sagt er. «Und mein ´Oberstübli´ muss mitmachen.» Als erste Abwechslung holte ihn gestern Philipp Degen ab – zum Jass mit Benjamin Huggel und Carchauffeur Mario Brönnimann.

(Sascha Rhyner, Feusisberg/Si)

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