Fussball: Depression am Bosporus, Feier in Lettland

publiziert: Donnerstag, 20. Nov 2003 / 18:07 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 20. Nov 2003 / 18:25 Uhr

Freudentaumel im Baltikum, Depression am Bosporus: Nachdem sich Lettland gegen den WM-Dritten Türkei in Istanbul das Ticket zur EM-Endrunde in Portugal gesichert hatte, brachen in der früheren Sowjetrepublik an der Ostsee alle Dämme.

Mit spontanen Partys auf den Strassen, Hupkonzerten und Feuerwerk machten die 2,3 Millionen Letten die Nacht zum Tag. "Das ist das Grösste, was es in unserer Fussball-Geschichte jemals gegeben hat", jubelte der lettische Verbandspräsident Guntis Indriksons, nachdem sich die Amateure und Halbprofis zum ersten Mal für ein internationales Grossereignis qualifiziert hatten.

In den Strassen der Hauptstadt Riga wurde vor allem Torjäger Maris Verpakovskis mit Sprechchören gefeiert. Der Stürmer von Skonto Riga, der schon für den 1:0-Erfolg im Hinspiel verantwortlich gewesen war, erzielte das 2:2 in Istanbul. Nicht ganz so euphorisch wie Verpakovskis wurde der eigentliche Vater des Erfolgs, Coach Alexander Starkovs, von den Fans gefeiert. Der 48-jährige frühere Stürmer von Dynamo Moskau leitet seit sechs Jahren die Geschicke der Letten und trainiert zusätzlich noch den Spitzenklub Skonto Riga, der insgesamt neun Internationale stellt.

"Wir haben die Sensation geschafft. Dieser Erfolg ist ein märchenhaftes Erlebnis", meinte Starkows gerührt. Die Teilnahme an der EURO könnte dem Fussball, der bisher nach Eishockey und Basketball nur die Sportart Nummer 3 in Lettland war, einen grossen Schub verleihen.

Günes denkt nicht an Rücktritt

Während die Letten ihr Glück kaum fassen konnten, stürzte die Türkei ins Tal der Tränen. Die Tageszeitung "Star" bezeichnete das Nationalteam als "Rentnermannschaft" und gab Trainer Senol Günes die alleinige Schuld am Versagen.

"Skandal des Jahrhunderts im Inönü-Stadion. Wir hielten uns für die Drittbesten der Welt. Jetzt ist die Welt über unseren Köpfen zusammengebrochen", haderte "Fanatik". "Wir haben Selbstmord begangen", formulierte "Fotomac" drastisch und beschwor "das Ende einer Epoche. Nun sind Neue gefragt, die nicht gesättigt sind, nach Erfolg dürsten und nicht an Geld denken."

Die Zeitung "Sabah" schliesslich forderte den kompletten Neuanfang: "Tretet alle zurück und macht euch davon, meine Herren!"

Der stark kritisierte Coach Senol Günes will sein Amt allerdings nicht zur Verfügung stellen. "Ich werde nicht aufgeben und denke nicht an Rücktritt", erklärte Günes. Der Coach entschuldigte sich zudem bei der ganzen Nation und blickte bereits voraus. "Ich werde mit diesem Schmerz leben. Wir werden für die nächsten Turniere eine junge Mannschaft aufbauen", versprach Günes.

Ob dem Coach noch Zeit zur Wiedergutmachung bleibt, ist fraglich. "Ich werde über Konsequenzen nachdenken", kündigte Verbandspräsident Haluk Ulusoy unter Tränen an.

Oranjes boykottierten Presse

Die holländischen Fussballer mochten nach der 6:0-Gala gegen Schottland und der Tilgung der 0:1-Schmach im Hinspiel nicht richtig feiern. Zu heftig schmerzten noch die heftigen Kritiken nach dem Ausrutscher in Glasgow. Nach dem Torfestival gab es sowohl keine Versöhnung mit den Fans noch mit der "bösen Presse". Den Medienvertretern, die sie heftig aufs Korn genommen hatten, zeigten die Profis mit einem kollektiven Boykott die kalte Schulter.

Die Spieler zürnten vor allem über angeblich masslos übertriebene und unwahre Storys. Eine Zeitung hatte über eine wilde Party mit zehn Spielern nach der 0:1-Hinspiel-Niederlage berichtet und damit einen Skandal in Gang gebracht. Inzwischen hat sich die Zeitung, die den Eklat verursachte hatte, bei der Mannschaft entschuldigt. So soll Stürmer Patrick Kluivert bei dieser ominösen Party lediglich seine Frau abgeholt haben.

"Ich kann die Reaktion der Spieler verstehen. Sie haben alle Familie und mussten nach dieser Geschichte ihren Frauen unangenehme Fragen beantworten. Kritik ist angebracht, aber nicht auf diese Art", meinte Bondscoach Dick Advocaat. Sein Vorgänger Louis van Gaal zeigte dagegen wenig Verständnis für den Medien-Boykott der Stars: "So ein Verhalten ist nicht professionell. Auch ich habe mit der Presse oft gehadert. Die Zuschauer und Zeitungsleser wollen aber wissen, wie das Team den Sieg selbst empfunden hat."

Die holländische Presse feierte ihre Sieger dennoch mit dicken Lettern. "De Volkskrant" forderte, das Team müsse die Nachfolge von Cruyff, Van Basten oder Gullit antreten: "In Portugal muss deutlich werden, ob dies der Durchbruch einer neuen, vierten Generation von Spitzen-Fussballern war, die die Welt ebenso begeistern kann wie ihre Vorgänger."

(bert/Si)

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