Fussball: Italiens Fussball wieder auf dem europäischen Gipfel

publiziert: Donnerstag, 15. Mai 2003 / 21:48 Uhr

Real Madrid von Juventus Turin entzaubert, Spanien vom Calcio entmachtet: Elf Monate nach dem Debakel an der WM-Endrunde ist Italien dank den Champions-League-Finalisten Juve und Milan wieder auf den europäischen Fussball-Thron gestiegen.

Italiens Fussball jubelt wieder.
Italiens Fussball jubelt wieder.
Tot gesagte leben bekanntlich länger. Und der Calcio lag im vergangenen Sommer in der Tat auf dem Sterbebett. Zum zweiten Mal in Folge war kein italienischer Klub in den Viertelfinals der Königsklasse gestanden, die WM im Fernen Osten war für die "Azzurri" nach der ersten K.o.-Runde zu Ende, und die Vereine kämpften gegen Schuldenberge und stritten wochenlang mit den TV-Sendern über die Übertragungsrechte am Campionato.

Und nun dies: Nach 156 Partien in der Champions League ringen ausgerechnet zwei Teams vom Stiefel um die begehrteste Trophäe im Klubfussball. Waren "Phönixe aus der Asche" gestiegen? Nein, denn neben dem Glück, das den Italienern im Gegensatz zu den letzten Jahren diesmal in wichtigen Phasen gut gesinnt war, lässt sich die Rinascita des Calcio auch mit sachlichen Argumenten begründen.

Mehr Respekt

Das jämmerliche Abschneiden an der WM hatte in Italien zu einem Mentalitätswandel geführt. Zwar zeichnen sich die Mannschaften der Serie A noch immer durch taktische Cleverness, defensive Stabiliät und opportunistische Offensivbemühungen aus. Dagegen ist Respekt gegenüber der ausländischen Konkurrenz grösser geworden. Hatte in den letzten Jahren der Gewinn des Scudetto absolute Priorität, der alles untergeordnet wurde, erklärten nun beispielsweise Juventus und Milan früh, die Champions League habe diesmal Vorrang.

Während in den vergangenen Saisons die Italiener bisweilen mit einer B-Mannschaft das europäische Pflichtprogramm abspulten, wurden heuer oft Leistungsträger im Campionato für die internationalen Aufgaben geschont. Bei Milan wurde dieses Vorgehen nicht selten von höchster nationaler Stelle, von Minister- und Vereinspräsident Silvio Berlusconi, verordnet. Und Juve-Trainer Marcello Lippi hatte selbst am vergangenen Samstag in der Partie, die zum Titelgewinn führte, freiwillig auf Spieler wie Alessandro Del Piero, Liliam Thuram, Gianluca Zambrotta und Paolo Montero verzichtet. Vor einigen Jahren wäre dies als Sakrileg kritisiert worden, jetzt werden Lippi und sein Rotationsprinzip mit medialem Lob überschüttet.

Gleichwohl rümpft Fussball-Europa leicht angewidert die Nase über den Triumph der Italiener. Vorab die Spanier sehen die kontinentalen Wettbewerbe aus der anti-italienischen Optik. Nach den Viertelfinals und dem Rechenschieber-Halbfinal zwischen Milan und Inter Mailand lästerten die Iberer mit Arroganz über den Fussball zerstörenden Calcio ("Heute spielen Inter und Milan, geht ins Kino!") -- und vergassen dabei, dass ihnen in dieser Saison bei mehreren Gelegenheiten gerade von den Italienern die Limiten schonungslos aufgezeigt wurden (La Coruña - Milan 0:4, Real - Roma 0:1, Milan - Real 1:0, Valencia - Roma 0:3).

Milans Herbst, Juves Frühling

Der italienische Fussball hat aber mehr zu bieten als nur "Betonmischerei". So begeiserte Milan im Herbst mit einer offensiven Ausrichtung und einer Taktik à la Real Madrid im 4-2-3-1-System und schmückte sich nach den souveränen Erfolgen gegen La Coruña (4:0) und Bayern München (zweimal 2:1) sowie Real Madrid und Borussia Dortmund (jeweils 1:0) mit dem Titel "Milan Paradiso". Die Krönung für die Italiener im Vergleich mit den Spaniern stellte das Halbfinal-Rückspiel zwischen Juventus und Real dar. Mit Ausnahme der Nachspielzeit war die Überlegenheit des alten und neuen italienischen Meisters gegen den Champions-League-Titelverteidiger so eklatant, dass sogar die spanische Zeitung "Marca" die Dominanz der Turiner anerkennen musste und von einer "unüberwindbaren italienischen Squadra um die unvergleichlichen und unvergesslichen Trezeguet, Del Piero und Nedved" berichtete.

Derweil schrieb der Chefredaktor der italienischen "Gazzetta dello Sport" in seinem Editorial von einer "Lektion des Calcio", und die rosarote Sportbibel titelte in den grösst möglichen Buchstaben in Anlehnung an den angeschlagenen Real-Stürmer Ronaldo ("Il Fenomeno"): Juve di fenomeni!

Die spanische Armada hat also erstmals seit 1999 keine Mannschaft in den Final der Königsklasse gebracht, und so treffen sich am 28. Mai Juventus Turin (27 Meistertitel/2 Meistercup- bzw. Champions-League-Siege) und Milan (16/5), die erfolgreichsten Vereine des Calcio, zum Höhepunkt des Fussballjahres. Der Abend jenes Mittwochs vor Auffahrt dürfte in den beiden führenden europäischen Fussballnationen entsprechend unterschiedlich gestaltet werden. Die Spanier gehen (wahrscheinlich) ins Kino, während die Italiener ihre "fenomeni" feiern.

von Stefan Wyss

(bert/sda)

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