Fussball: Johan Vonlanthen bald für Kolumbien?

publiziert: Sonntag, 16. Nov 2003 / 16:13 Uhr

Vor dem EM-Achtelfinal gegen Tschechien in Basel ist es im Team der Schweizer U21-Nationalmannschaft zu einem Eklat gekommen. Eindhoven-Söldner Johan Vonlanthen weigerte sich, auf der Ersatzbank Platz zu nehmen und will künftig für Kolumbien spielen.

Johan Vonlanthen denkt, dass man in der Schweiz nicht auf ihn setzt.
Johan Vonlanthen denkt, dass man in der Schweiz nicht auf ihn setzt.
Das Versprechen der 22 Spieler und von Trainer Bernard Challandes, alles für das Team und den Erfolg zu unternehmen, hielt nur bis am Samstagmittag. Dann trat Vonlanthen das oberste Gebot der "Titanen" mit den Füssen. Challandes nominierte den zuletzt formschwachen André Muff und nicht wie erwartet den erst 17-jährigen Vonlanthen für das Hinspiel im Basler St.-Jakob-Park.

Der schweizerisch-kolumbianische Doppelbürger liess es darauf zum Eklat kommen: "Ich wollte die Rolle als Ersatzspieler nicht wahrnehmen." Das Spiel verfolgte er im Trainingsanzug von der Tribüne. Challandes war ob des Entscheids seines jüngsten Kadermitglieds zwar enttäuscht, war aber bereit zu verzeihen. "Er ist sehr jung und sehr talentiert", so der Selektionär.

Vonlanthen nicht ausgeschlossen

Immherin hatten sich am Sonntagmorgen die Gemüter so weit beruhigt, dass sich Vonlanthen jenen Spielern anschloss, die nicht gespielt hatten und eine kleine Trainingseinheit absolvierten. Challandes erklärte, der junge Rebell gehöre trotz seiner schwer verständlichen Reaktion am Samstag noch immer zur Gruppe und er gehe davon aus, dass Vonlanthen mit dem Team nach Tschechien reise. Noch am Samstagabend hatte Vonlanthen erklärt, er reise nicht mit. "Sie wollten mich nicht, als es 0:0 stand, und jetzt bin ich in der Not plötzlich wieder gut genug", sagte er.

Vonlanthen sagt Kolumbien zu

Vonlanthen lamentiert, man setze im Schweizer Fussball offenbar nicht auf ihn. Er sei in Holland zuletzt dreimal in Eindhovens erster Mannschaft zum Einsatz gekommen und fühle sich topfit. "Ich habe nicht den Eindruck, dass man in der Schweiz auf mich setzen möchte", sagte Vonlanthen.

Der frühere YB-Spieler verhehlte in seinem Ärger nicht, dass er wieder mit einem Einsatz für Kolumbien liebäugele, nachdem ihn vor kurzem ein Anruf aus der Heimat seiner Mutter erreicht habe. "Ich habe dem kolumbianischen Verband meine Zusage gegeben", verriet Vonlanthen, der während der zweiten Halbzeit in Basel fast ständig das Handy am Ohr hatte und telefonierte. Für die U20-WM im November wäre der Jungstar allerdings nicht für Kolumbien spielberechtigt.

Zum Eklat war es nach dem Training am Samstagmorgen gekommen, wo Challandes die Startaufstellung bekannt gegeben hatte. Vonlanthen war zu diesem Zeitpunkt noch als Ersatzspieler vorgesehen; nach dem Mittagsschlaf mussten seine Teamkollegen vom Entscheid des Stürmers Kenntnis nehmen. Drei Teileinsätze mit PSV Eindhoven haben offenbar das ohnehin schon (zu) grosse Selbstvertrauen des Ballkünstlers weiter gestärkt. Die Überraschung im Team der Schweizer war gross, zumal man gerne auf die unumstrittenen Fähigkeiten Vonlanthens zurückgegriffen hätte.

(bert/Si)

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