«Wir haben aus Fehlern gelernt. Auch ich hoffe, die richtigen Schlüsse daraus gezogen zu haben», gab Nationalcoach Köbi Kuhn
gestern Mittag bekannt. Alle 18 aufgebotenen Spieler sind für das
freundschaftliche Länderspiel gegen den Partner der gemeinsamen
Kandidatur für die EM 2008 disponibel, auch Murat Yakin, über
dessen Einsatz wegen Adduktorenbeschwerden Zweifel herrschten.
Kuhn glaubt, endlich die richtige Mischung zwischen erfahrenen
Akteuren und jungen Zukunftshoffnungen gefunden zu haben. «Der
Enthusiasmus und die Leistungsbereitschaft der ehemaligen U21-
Spieler müssen wir ins A-Team adaptieren. Die Sichtung ist vorbei.
Ich habe klare Ideen, wie und mit welchen Leuten ich die beiden
nächsten Heimspiele gegen Österreich und den Start in die EM-
Ausscheidung gegen Georgien am 8. September bestreiten möchte.»
Qual der Wahl im Mittelfeld
Im Tor wird Jörg Stiel stehen. Für den routinierten Goalie von
Mönchengladbach sprechen auch seine Qualitäten als Führungsspieler.
In der Viererabwehr wird Kuhn wahrscheinlich mit Bernt Haas rechts
und Ludovic Magnin links beginnen. Kaderneuling Remo Meyer, der am
Wochenende mit 1860 München beim 3:1 in Hannover in den letzten 24
Minuten zu seinem Bundesliga-Debüt gelangte, hiesse die valable
Alternative für Haas, der Servettien Sébastien Fournier für Magnin.
Im Zentrum ist Liverpools Stammspieler Stéphane Henchoz gesetzt.
Murat Yakin und Patrick Müller dürften sich um die zweite Position
streiten. Wahrscheinlich beginnt der leicht angeschlagene Basler
und wird bei Halbzeit durch den Genfer Müller von Frankreichs
Meister Lyon ersetzt.
Im Sturm sind Alex Frei und Rückkehrer Stéphane Chapuisat
gegeben. Doch wie setzt sich das vier Mann starke Mittelfeld
zusammen? Als «hängende Spitze» empfiehlt sich Hakan Yakin, als
«Staubsauger» vor der Abwehr wird Johann Vogel wohl sein 50.
Länderspiel bestreiten. Gesetzt ist auch GC-Antreiber Ricardo
Cabanas. Um die letzte offene Position buhlen Raphaël Wicky (HSV)
und Fabio Celestini (Marseille) -- mit leichten Vorteilen für den
Hamburger.
Der Nationalcoach hat betont, dass der Neuaufbau vorläufig
abgeschlossen ist. «Ich bin optimistischer als noch vor sechs
Monaten. Die Gruppe, die meinen Vorstellungen entspricht, ist
formiert. Jetzt muss meine Mannschaft zeigen, was sie als Kollektiv
zu leisten vermag. Ich erwarte einen Sieg gegen Österreich, denn
auch ein Trainer wird immer an den Resultaten gemessen.»
Österreich erstmals mit Vierer-Abwehr
Tröpfchenweise fand sich auch Hans Krankls Team zusammen. «Zu
einem echten Training gab es daher kaum Zeit», stellte Österreichs
Teamchef fest, liess aber dennoch die Vierer-Abwehrkette üben, in
der zunächst noch Fixposten Michael Baur vom HSV, ein Klubkollege
von Wicky, fehlte. Da die in Frage kommenden Akteure bei ihren
Vereinen mit der Linienabwehr vertraut sind, ergaben sich wenig
Abstimmungsprobleme.
Hans Krankl relativiert alle Systemänderungen: «Eine
Grundordnung ist unerlässlich, aber Systeme gewinnen kein Spiel.»
Es komme immer noch auf die Protagonisten an. Der Nachfolger von
Otto Baric stuft die Schweiz ähnlich stark wie sein Nationalteam
ein, weist aber beeindruckt auf die grossen Erfolge im Schweizer
Nachwuchsbereich (U17-Europameister, U21-Halbfinalist) hin. «Unser
Ziel in Basel ist ein guter letzter EM-Test mit einem guten
Ergebnis», meinte der ehemalige Goalgetter mit langer
Auslanderfahrung. «Die Aufbruchstimmung soll weiter anhalten, damit
wir am 7. September in Wien gegen Moldawien ein volles Haus beim
Start in die EM-Qualifikation haben.»
Österreich hat mit Holland und Tschechien, den grossen WM-
Abwesenden, sowie Weissrussland und Moldawien das noch schwierigere
Los erwischt als die Schweiz mit den beiden WM-Teilnehmern Irland
und Russland, Georgien und Albanien. Die Bilanz gegen die Schweiz
sieht für den östlichen Nachbarn positiv aus. 24 von 37
Länderspielen wurden gewonnen. Fünfmal wurde remisiert und nur
achtmal verloren, zuletzt beim 1:2 vor einem Jahr in Wien beim
Trainereinstand von Köbi Kuhn. Johann Vogel reüssierte damals mit
einem Volleyschuss ins Lattenkreuz, Hakan Yakin mit einem Kopfball
via Pfosten.
Die voraussichtlichen Startformationen:
Schweiz: Stiel; Haas, Müller, Henchoz, Magnin; Wicky/Celestini,
Vogel, Cabanas; Hakan Yakin; Frei, Chapuisat.
Österreich: Manninger; Cerny, Baur, Hiden, Pürk; Kitzbichler,
Aufhauser/Flögel, Wagner, Weissenberger; Wallner, Kahraman.
Schiedsrichter: Rosetti (It).
(von Peter Wyrsch, Basel/sda)