Im siebten Länderspiel unter Nationalcoach Köbi Kuhn vermochte
die Schweiz gegen Schweden nicht nur die positive Gesamtbilanz
gegen die Skandinavier zu wahren. Sie tankte gegen das in
Ernstkämpfen seit der Europameisterschaft in Holland und Belgien
ungeschlagene Schweden auch tüchtig Moral für die im September
beginnene EM-Qualifikation gegen Georgien, Albanien, Irland und
Russland.
Die Schweizer benötigen vor 19'096 Zuschauern in Malmö eine
Halbzeit lang, um sich an das leicht veränderte Spielsystem und die
zahlreichen neuen Spieler zu gewöhnen. Kuhn liess seine Mannschaft
mit einem 4-3-2-1-System agieren und musste im dritten Länderspiel
dieses Jahres gleich auf fünf Stammspieler (Stiel, Vogel, Wicky,
Müller und Di Jorio) verzichten. Dennoch vermochten sich die
Schweizer nach einer bescheidenen ersten Halbzeit im zweiten Umgang
deutlich zu steigern und verdienten sich damit das Unentschieden.
Tor mit einer Chance
Der torgefährliche Allbäck brachte die Einheimischen nach einer
halben Stunde mit dem erst dritten vielversprechenden Angriff der
Schweden in Führung. Aussenverteidiger Mellberg hatte von der
rechten Seite in den Strafraum gespielt, Anders Svensson liess
täuschend durch, und Henchoz fälschte zum freistehenden Allbäck ab,
der sich die Ecke aussuchen konnte. Via Innenpfosten landete der
Ball unerreichbar für Goalie Borer im Netz. Für Heerenveen-Stürmer
Allbäck war es bereits der achte Treffer im 16. Länderspiel.
Es war bezeichnend, dass dieser Treffer von der rechten Seite
lanciert worden war. Aussenverteidiger Ludovic Magnin bekundete
grosse Probleme auf seiner Aussenbahn und war gestern der
schwächste Schweizer. Die besten Noten verdienten sich die beiden
Innenverteidiger Murat Yakin und Stéphane Henchoz, Cabanas im
Mittelfeld sowie der sichere unbd ruhige Torhüter Borer.
Das Ausgleichstor von Cabanas kurz nach der Pause lenkte das
Spiel nach 54 Minuten in neue Bahnen. Der Mittelfeldspieler der
Grasshoppers lenkte einen Corner von Fournier mit dem Kopf herrlich
ins schwedische Tor. Die Schweizer wirkten danach wie verwandelt,
spielten frech mit und gestanden dem weiter ungeschlagenen WM-
Teilnehmer nur noch eine Torchance zu. Der aufmerksame Borer machte
jedoch den Versuch von Celtic-Topskorer Larsson mit schöner Parade
zunichte (81.).
Henchoz erstmals wieder Captain
Nationalcoach Kuhn hat sein Versprechen, die Mannschaft
gegenüber der missratenen WM-Qualifikation zu verjüngen und weitere
erforderliche Korrekturen anzubringen, in Malmö in die Tat
umgesetzt. Gegenüber dem letzten Ernstkampf in Moskau gegen
Russland (0:4) präsentierte Kuhn ein vollständig umgekrempeltes
Team: Nur die Yakin-Brüder standen noch in der Startformation. Neu
war auch der Captain: Stéphane Henchoz hat sich in Abwesenheit von
Torhüter Jörg Stiel die weisse Armbinde nach rund zweijähriger
Pause wieder zurückerobert.
Geglückte Wechsel
Die Wechsel in der Startformation beruhten nicht nur auf den
fünf verletzungsbedingten Ausfällen von Goalie Stiel, Verteidiger
Patrick Müller und den Mittelfeldspielern Johann Vogel, Raphaël
Wicky und Franco Di Jorio. Der frühere Captain Ciriaco Sforza wird
von Kuhn nicht mehr berücksichtigt. Und Marc Zellweger, Bruno
Berner, Giuseppe Mazzarelli, Yvan Quentin, Alexandre Comisetti
sowie David Sesa haben ihre Plätze -- zumindest vorübergehend -- an
formstärkere Konkurrenten verloren. Im Zeichen der Verjüngung
standen zudem die Nominationen der bisherigen U21-Akteure Ricardo
Cabanas, Alex Frei und Ludovic Magnin.
Richtiger Schritt in die richtige Richtung
Die Leistung der Schweizer kann man nicht als hervorragend
bezeichnen. Sie war ordentlich und lag im Rahmen der momentanen
Möglichkeiten. Es war ein erster Schritt vorwärts. Die Absicht von
Kuhn, das Mittelfeld-Zentrum zu verstärken, zeigte nur Wirkung in
defensiver Hinsicht. Offensiv kam zuwenig aus dem Zentrum. Und auch
die offensive Arbeit auf den Aussenbahnen ist weiter stark
verbesserungswürdig.
Erfreulicher Auswärtstreffer
Erfreulich war sicherlich der Auswärtstreffer gegen einen
Gegner, der in zehn WM-Qualifikationsspielen ungeschlagen geblieben
war und lediglich drei Gegentore zugelassen hatte. Die Schweden
wirkten irgendwie lustlos und liessen jegliche Kreativität
vermissen. In der Abwehr und im Angriff sind sie hervorragend
besetzt, das Mittelfeld hingegen lässt viele Wünsche offen. Wenn
in dieser Hinsicht keine Steigerung möglich ist, dürften die
Skandinavier an der WM in Japan und Südkorea gegen die
hochkarätigen Gegner Argentinien, England und Nigeria frühzeitig
auf der Strecke bleiben.
Schweden - Schweiz 1:1 (1:0)
Malmö-Stadion, Malmö. -- 19 096 Zuschauer. -- SR Iwanow (Russ).
Tore: 29. Allbäck 1:0. 54. Cabanas 1:1.
Schweden: Hedman (46. Isaksson); Mellberg, Michael Svensson,
Mjällby, Edman; Alexandersson (46. Jonson), Anders Svensson (82.
Daniel Andersson), Linderoth (46. Lantz), Blomqvist (46.
Söderström); Larsson, Allbäck (69. Ibrahimovic).
Schweiz: Borer; Haas, Henchoz (76. Zwyssig), Murat Yakin,
Ludovic Magnin; Cabanas, Celestini, Fournier; Frei, Hakan Yakin;
N'Kufo (66. Lombardo).
Bemerkungen: Schweden ohne Patrik Andersson, Mild (beide
verletzt und Ljungberg (geschont, Schweiz ohne Stiel, Wicky, Vogel,
Di Jorio und Müller (alle verletzt). Ex-Nationaltrainer Roy Hodgson
auf der Tribüne. Verwarnungen: 64. Hakan Yakin (Foul), 78. Ludovic
Magnin (Foul).
(kil/sda)