Fussball: Schock in Sion -- Freibier in Winterthur

Am härtesten hat es nicht unerwartet erneut den FC Sion erwischt. Nach dem Zwangsabstieg vor einem Jahr aus der NLA ist nach der Verweigerung der B-Lizenz nun der Fall in den Amateurfussball vollzogen. Für Sion-Präsident Jean-Daniel Bianchi ist der gestrige Entscheid jedoch nicht nachvollziehbar: "Wir haben alles Mögliche unternommen und die verlangten Unterlagen eingereicht. Seit letzten Juli habe ich praktisch nur noch dafür gearbeitet, den FC Sion zu retten. Die Altlasten sind praktisch alle beseitigt. Christian Constantin hat rund eine Million in den Verein fliessen lassen. Wir waren nahe am Ziel und sind nun in Bern sehr schlecht behandelt worden."

Ob die in einem Brief angedrohte Strafklage gegen die vier Kommissionsrichter nun weiterverfolgt wird, konnte Bianchi gestern nicht bestätigen. Der Zeitfaktor könnte hierbei ein zu grosses Hindernis darstellen.

Constantin zieht weiter

Klarer dagegen ist die Zukunft von Constantin: "Der FC Sion ist tot und interessiert mich nicht mehr." Sein ursprüngliches Projekt, den FC Sion in "Olympique des Alpes" umzubenennen und an einen anderen Ort umzusiedeln, will er aber nicht ganz beerdigen. Er strebt es jedoch in den nächsten drei bis vier Jahren mit einem anderen Klub aus dem Unterwallis oder dem Waadtland an. Seine bisherigen Investitionen in den FC Sion will er mit dem Verkauf der nun ihm gehörenden Spieler wieder wettmachen.

Euphorisch fielen dagegen die Reaktionen am anderen Ende der Schweiz aus. Wils Finanzchef Urs Gebert, der aktiv in die Verhandlungen in Bern involviert war: "Wir sind überglücklich, dass unsere grossen Anstrengungen honoriert wurden. Trotz immenser Probleme haben wir mit diesem Entscheid wieder Glaubwürdigkeit erlangt." Fest mit der Lizenzerteilung gerechnet hatte Wils Trainer Martin Andermatt, der damit die Bedingungen für sein Bleiben erfüllt sieht: "Ich habe von Beginn weg Vertrauen in diesen Vorstand gehabt."

Ernsts Abschiedsgeschenk

Jubel herrschte gestern auch in Baden und Winterthur, obwohl beide Vereine mit der Lizenzerteilung fest gerechnet hatten. Für die Winterthurer ist die NLB-Lizenz der zweite wichtige Schritt in eine bessere Zukunft. Mit dem Nachlassvertrag, der am 26. Juni gutgeheissen werden soll, ist der Verein Mitte Jahr komplett saniert. Um die beiden Teilziele zu feiern, spendierte der FCW gestern Abend im Schützenwiese-Stadion Freibier an alle.

Die Lizenzerteilung stellt für Badens Präsident Rolf Ernst eine ideale Gelegenheit dar, sich nach siebenjähriger Tätigkeit mit einem attraktiven Geschenk aus dem Vorstand zu verabschieden. "Der Verein ist saniert, Ende Saison schliessen wir mit tiefschwarzen Zahlen ab und sportlich hat die Mannschaft hervorragend abgeschlossen, obwohl sie seit Jahresbeginn pro Monat nur noch Kosten von 25 000 Franken inklusive Trainergehalt verursachte. Meine Ziele sind alle erreicht."

(bert/sda)