Fussball: Spiele am Mittwoch - Nur die Schweiz schaut zu

Nationalcoach Köbi Kuhn hat den "geschützten" Länderspiel-Termin bewusst nicht wahrgenommen. Allzu schlecht waren die jüngsten Erfahrungen mit Testspielen am Ende einer kräftezehrenden Spielzeit; allzu gut ist Kuhn die 1:3-Niederlage am 15. Mai gegen Kanada in St. Gallen nach Meisterschaftsschluss in Erinnerung; allzu strapaziös war das Programm seiner Leistungsträger in den letzten Wochen.

Mit müden und lustlosen Akteuren machten auch Kuhns Vorgänger Enzo Trossero (1:1 am 15. November 2000 in Tunesien) und Gilbert Gress (0:2 in Ungarn am 18. November 1998) negative Erfahrungen. Das gute Schweizer Fussballjahr 2002 soll nicht durch einen peinlichen Auftritt in einer bedeutungslosen Partie getrübt werden.

Wales´ reine Weste

In EM-Qualifikationsspielen messen sich in der "Frankreich"-Gruppe 1 Zypern und Malta in Nikosia. Beim ebenso punktlosen San Marino strebt Lettland in der Gruppe 4 die Tabellenführung an. Nach dem 0:0 im Heimspiel gegen Schweden überraschten die Letten mit dem 1:0 in Polen. Mit dem zu erwartenden Sieg würden sie Ungarn als Leader ablösen.

Drei Punkte hat auch das verlustpunktlose Wales in der Gruppe 9 in Aserbaidschan budgetiert. Nach dem 2:1 über Italien und der Ungeschlagenheit seit sieben Spielen ist die Begeisterung bei den Briten gross. Teamchef Mark Hughes muss in Baku allerdings auf Mittelfeldspieler Robbie Savage (Birmingham) und vor allem auf Stürmer Craig Bellamy (Newcastle), den Siegtorschützen gegen Italien, verzichten; beide sind verletzt. Und Aserbaidschan ist spätestens seit dem 1:0 im Spätsommer 1996 gegen die Schweiz zu Beginn von Rolf Fringers Aera als Nationaltrainer nicht mehr nur "Kanonenfutter".

Trapattoni setzt auf Neulinge

Nach dem 1:2 in Wales hat Italiens Teamchef Giovanni Trapattoni seine Squadra aufgefrischt. Gegen den WM-Dritten Türkei setzt "Trap" auf sieben Debütanten, unter ihnen Carlo Cudicini, der Torhüter bei Chelsea London, Chievos Nicola Legrottaglie und Empolis Stürmer Antonio Di Natale, der mit acht Toren in zehn Runden als Entdeckung der Saison gilt.

Am Sonntag traf Di Natale beim 4:2 gegen Reggina dreimal. Im Angriff ist Juves Stürmerstar Allesandro Del Piero gesetzt, wogegen Inters Christian Vieri und Pippo Inzaghi von Milan Konkurrenz erhalten haben.

Bobic und Balitsch nachnominiert Rudi Völler hat Fredi Bobic von Hannover 96 und Hanno Balitsch von Bayer Leverkusen für das Länderspiel Deutschlands gegen Holland in Gelsenkirchen (20.00 Uhr/live im ZDF) nachnominiert. Kurzfristig musste der deutsche Teamchef den Ausfall von Abwehrchef Carsten Ramelow (Magen-Darm-Virus) und von Stürmer Carsten Jancker (Rippenprellung) verkraften. Bobic hatte letztmals vor mehr als vier Jahren ein Länderspiel bestritten. Nach acht Bundesligatoren in dieser Saison für Aufsteiger Hannover war ein Comeback des Ex-Dortmunders und -Stuttgarters von vielen Seiten gefordert worden. Fraglich ist der Einsatz von Stürmer Miroslav Klose wegen einer Sprunggelenkverletzung.

Holland hat die Nichtqualifikation für die WM abgehakt. Bondscoach Dick Advocaat verbreitet vor dem 35. Duell zwischen den beiden Erzrivalen wieder Optimismus. Er kann seine Vorfreude auf den Klassiker kaum verhehlen: "Ich bin neugierig, wie wir uns im Vergleich mit dem WM-Zweiten schlagen. Alle Spieler wollen wissen, wo sie nach den jüngsten Erfolgen in der EM-Qualifikation wirklich stehen."

Der 55-jährige Advocaat, der seinen "Zweitjob" als Sportdirektor beim schottischen Rekordmeister Glasgow Rangers zu Gunsten der "Oranje"-Elf aufgegeben hat, kann nicht komplett antreten. Advocaat muss die Stars des FC Barcelona schonen. Patrick Kluivert, Frank de Boer, Michael Reiziger und Phillip Cocu sollen höchstens 45 Minuten zum Einsatz kommen, weil "Barça" am Samstag im spanischen Topspiel gegen Real Madrid antritt.

Advocaat kommt damit einer Bitte von Barcelonas Trainer Louis van Gaal nach. Besonders im Sturm hat der Coach ohnehin die Qual der Wahl. "Bayern-Schreck" Roy Makaay (La Coruña), Ruud van Nistelrooy (Manchester United) und Jimmy Floyd Hasselbaink (Chelsea) gehören wie Patrick Kluivert zu den besten Angreifern Europas.

"Lobo" tritt zurück

Seoul erlebt den letzten Auftritt von "O Lobo" Zagallo als Coach von Weltmeister Brasilien beim WM-Co-Gastgeber Südkorea. "Die Begegnung gegen den WM-Vierten ist für uns enorm wichtig. Wir haben nach der WM schon gegen Paraguay mit 0:1 verloren. Ein fünfmaliger Weltmeister darf sich nicht eine erneute Niederlage leisten", nimmt der 71-jährige Zagallo seine Auswahl wie gewohnt in die Pflicht. Für die Partie gegen Südkorea setzt er auf die vier "Deutschen" Lucio und Franca von Leverkusen, Ze Roberto von Bayern München und Marcio Amoroso von Borussia Dortmund.

Frankreich ohne Zidane

Frankreich tritt in Paris ohne Superstar Zinedine Zidane gegen Jugoslawien an. Der Mittelfeld-Regisseur von Real Madrid wird von Rückenschmerzen geplagt. Dicke Luft herrscht wegen Nicolas Anelka; der exzentrische Stürmer sorgte wieder einmal für einen Eklat im Lager des Weltmeisters von 1998.

Anelka lehnte eine Nachnominierung durch Nationalcoach Jacques Santini für das Länderspiel ab. "Ich war immer sehr stolz darauf, das Nationaltrikot zu tragen. Aber ich bin nie mit voller Überzeugung nominiert worden", erklärte der "Legionär" von Manchester City, der diese Saison schon 7 von 14 Treffern für den Aufsteiger in der Premier League markierte.

Ein Ire für Irland

Im neu vom ehemaligen Xamax-Spieler Don Givens trainierten Nationalteam Irlands soll erstmals seit 16 Jahren und 158 Länderspielen wieder ein Akteur aus der einheimischen Liga zum Einsatz kommen. Stürmer Glenn Crowe von den Bohemians Dublin ist im Testspiel gegen Otto Rehhagels Griechenland in Athen für die Startformation vorgesehen. Zum irischen Team gehören traditionell überwiegend in Grossbritannien tätige Profis.

(bsk/sda)