Fussball: Ueli Hoeness überlegt sich Rücktritt wegen Affäre Daum

Die Debatte über einen Realitätsverlust seines Bruders durch Drogenkonsum bezeichnete er als Witz: «Ich glaube, dass mein Bruder mehr als Realist ist», sagte Eberhard Daum. Die Freundin des 47-jährigen Ex-Fußballtrainers sagte unterdessen der Illustrierten «Bunte», sie sei schwanger.

«Ja, es stimmt. Ich bin wahnsinnig glücklich», sagte Musical-Sängerin Angelika Camm der Illustrierten. Sie habe Daum am Tag nach seiner Flucht am Telefon berichtet, dass sie ein Kind erwarte. Laut «Bunte» haben die 33-Jährige und der Ex-Trainer von Bayer Leverkusen bereits einen Namen für das Kind ausgesucht. Ein Junge solle Paul, ein Mädchen Pauline heißen.

Daum hat bereits zwei Kinder. Das Blatt berichtete weiter, Daum selbst befinde sich in einem «erbärmlichen Zustand». Einem Hotelangestellten auf Marco Island am Golf von Mexiko habe er gesagt: «Gestern war ich noch der Größte, hatte ich alles, was ich wollte. Heute habe ich nichts und bin erledigt.» Am Montag hatte sich Daum erstmals seit seiner Flucht aus Deutschland öffentlich zu Wort gemeldet. Über seinen Anwalt kündigte Daum laut «Bild» an, er werde «zu jeder Anschuldigung Stellung beziehen, vor allem zur Unrichtigkeit der Haar-Analyse».

In die USA habe er sich abgesetzt, weil er in seiner «Ehre und Integrität verletzt» und zermürbt gewesen sei. Er wolle sich nun zunächst erholen und Kräfte tanken. In Florida solle zudem eine neue Haaranalyse in Auftrag gegeben werden.

Der Deutsche Fußball-Bund wollte Daums Erklärung am Dienstag nicht kommentieren. Daums Bruder Eberhard sagte, die Reise in die USA sei keine Flucht. Er glaube nicht an eine Drogenabhängigkeit. Vor wenigen Wochen hätten sie einige Zeit zusammen verbracht, und dabei sei dem 47-Jährigen nichts anzumerken gewesen.

Die Staatsanwaltschaft Koblenz teilte mit, gegen Daum werde zunächst kein Haftbefehl ausgestellt. «Diese Frage stellt sich für uns derzeit nicht», sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Erich Jung. Ermittler der Koblenzer Behörde hatten am vergangenen Freitag Daums Kölner Wohnhaus sowie seine ehemaligen Geschäftsräume bei Bayer 04 Leverkusen durchsucht.

Der Trainer des FC Bayern München, Ottmar Hitzfeld, sagte in der Sendung «Blickpunkt Sport» des Bayerischen Fernsehens am Montag, er sei schockiert gewesen, wie in der Daum-Affäre alles auseinandergebrochen sei. Er kritisierte zudem das Verhalten der Medien gegenüber Bayern-Manager Uli Hoeneß: «Das war eine riesige Scheinheiligkeit.» Hoeneß war in die Schlagzeilen geraten, nachdem er von Daum einen Unschuldsbeweis gefordert hatte, der die Gerüchte über Drogenkonsum entkräften sollte.

Auch an Ueli Hoeness ist die Schlammschlacht nicht spurlos vorbei gegangen. Der Manager von Bayern München will von seinem Job zurücktreten, falls sein Ruf nicht restlos wiederhergestellt wird. Er führe einen Kampf um Anstand und Moral im deutschen Fussball. Sollte er diesen verlieren, werde er die Konsequenzen tragen.

Berti Vogts, der als möglicher Leverkusen-Trainer gehandelt wird, erklärte derweil, dass er eher zu einem ausländischen Verein tendiere. Vogts, der erst nach dem definitiven Entscheid von Völler mit Bayer verhandeln will, unterstrich allerdings den Willen, bei Bedarf zum Meisterschafts-Zweiten zu gehen. Vogts: «Ich bin bereit zu helfen.»

(sda)