Die Berner Young Boys konnten sich nach dem Wiederaufstieg zum zweiten Mal in Folge für die Finalrunde qualifizieren. Es ist das letzte Jahr, in welchem der berühmte Strich für Verlierer und Gewinner sorgt. Eigentlich sollte man froh sein definitiv zur Zehnerliga zu gehören, von Freude merkt man in Bern aber wenig. In der Mannschaft, im Umfeld und bei den Fans ist Ernüchterung eingetreten.
Nachdem vor der Saison mit namhaften Zuzügen wie Chapuisat und Magnin auf sich aufmerksam gemacht wurde, träumten viele Berner davon als Titelaspirant das Jahr zu beenden. Solch hochgesteckte Ziele mussten inzwischen revidiert werden. Als Siebter der Qualifikation hat YB keine Bäume ausgerissen. Auf wenige gute und spannende Heimspiele folgten miserable Auswärtspartien mit einer verängstigt auftretenden Mannschaft.
YB macht glücklich! Dieser Spruch der die Banner der YB-Fans ziert, trifft nur noch selten zu. Die Mannschaft hat bis jetzt noch keine gravierende Entwicklung durchgemacht. Immer noch verliert sie zu schnell das Konzept, wenn sie in Bedrängnis kommt. Auch die routinierten Neuzugänge konnten daran nichts ändern. Zudem wird der Mazedonier Mitreski, der vor der Saison zu GC wechselte, im defensiven Mittelfeld stark vermisst. Es tauchte in der abgeschlossenen Qualifikation ein weiteres Problem auf: YB hat keinen guten Torwart. Paolo Collaviti war nie der sichere Rückhalt, den eine aufstrebende Mannschaft braucht. Oft waren seine Fehler gar spielentscheidend. Ein Torwartwechsel ist dringend nötig.
Neben den taktischen und technischen Mängeln mit denen sich Trainer Marco Schällibaum herumschlagen muss, gibt es auch erfreuliches aus der Bundeshauptstadt zu berichten. Der Zuschauerschnitt im Ausweichstadium Neufeld ist weiterhin erstaunlich. Über 8300 Fans besuchten im Schnitt die Heimspiele. Das neue Wankdorfstadion weckt Vorfreude bei Fans und Club. Warum sollte die baslerische Entwicklung mit dem neuen Stadion als Initialzündung für grosse Erfolge nicht auch in Bern möglich sein? Mit den "jungen Wilden" Vonlanthen, Rochat und Berisha reifen kommende Nationalspieler in Bern, welchen eine tragende Rolle im neuen Stadion zukommt.
YB ist in Bewegung, wenn auch nur schleichend. Dies ist sowohl im positiven wie negativen Sinne der Fall. Seit letztem Donnerstag wird wegen Verdachts auf Urkundenfälschung und ungetreue Geschäftsführung gegen Präsident Heinz Fischer und Geschäftsführer Fredy Bickel ermittelt. Ein interner Machtkampf zwischen Verwaltungsrat der Stadion Wankdorf AG und den beiden Zürchern Fischer und Bickel scheint entbrannt zu sein. Die Strafanzeige eingegeben hat Peter Jauch, Verwaltungsratsmitglied der Stadion Wankdorf AG, welche mit 64% Aktienanteil Mehrheitseigentümer der YB Betriebs AG ist.
Die Qualifikation ist vorbei und zum letzten Mal spielen acht Teams in der Finalrunde um den Schweizer Titel. Im Rennen um den Titel wird YB mit grösster Sicherheit keine Rolle spielen, dazu haben Basel und GC schon in der Qualifikation zu viele Punkte verbucht, doch ein UEFA-Cup-Platz liegt allemal drin. Nach der Winterpause sieht alles schon wieder ganz anders aus. Hoffentlich himmelhoch jauchzend und nicht zu Tode betrübt, sowohl sportlich als auch finanziell.
(Roger Ambühl/news.ch)
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