Gegenschlag mit Glasfaser

publiziert: Donnerstag, 27. Sep 2007 / 12:20 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 27. Sep 2007 / 15:00 Uhr

Zürich - Das TV der Zukunft verschärft den Wettbewerb. Während Swisscom und Cablecom ihre Netze aufrüsten, holen regionale Kabelanbieter zum Gegenschlag aus: Sie ziehen Glasfasern bis zum Privatkunden und lassen Swisscom- und Cablecom-Netze alt aussehen.

Nun sind bald auch für Privatkunden Surfgeschwindigkeiten von 100 Megabit pro Sekunde und mehr kein Problem mehr.
Nun sind bald auch für Privatkunden Surfgeschwindigkeiten von 100 Megabit pro Sekunde und mehr kein Problem mehr.
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Während in Zürich der geplante Bau eines Glasfasernetzes durch das Elektrizitätswerk der Stadt (EWZ) grosse Wellen schlug, ging andernorts der Schritt in die nächste Dimension von Fernsehübertragung und Telekommunikation ohne grosses Aufhebens vor sich.

In einer Basler Wohnbaugenossenschaft hat die Firma CATV Satellitentechnik erstmals grossflächig Glasfaserkabel bis zu den Endkunden gelegt. Bislang kamen nur Geschäftskunden in den Genuss der ultraschnellen Leitungen.

Nun seien auch für Privatkunden Surfgeschwindigkeiten von 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) und mehr kein Problem, sagt CATV-Geschäftsführer Werner Zimmermann. Derzeit ist bei der Swisscom bei 15 Mbit/s Schluss, bei der Cablecom bei 10 Mbit/s.

Engpässe

Glasfaser direkt in private Wohnungen zu legen, ist neu. Zwar hat der Kabelnetzbetreiber Télévision Sierre bereits vor einem Jahr begonnen, sein Netz auf Glasfaser aufzurüsten. Allerdings erreichen die Glasfasern nur die Quartierverteilkästen. Von dort aus werden die Kunden mit traditionellen Kupferkabeln bedient.

Einen Schritt näher zum Endkunden ging die Stadtantennen AG Baar (STAG), die in einer Wohnüberbauung als Pilotprojekt Glasfasern bis in die Gebäude zog, aber nicht in die einzelnen Wohnungen.

Damit haben die Bewohner der 190 Wohnungen in Basel bezüglich Bandbreite die Nase vorne und müssen sich keine Sorgen mehr über Engpässe machen, die den herkömmlichen Netzen durch die Bilderflut drohen. So hatte die Cablecom reihum für rote Köpfe gesorgt, weil sie analoge TV-Programme kippte, um Platz für digitale Sender zu schaffen.

Und die Swisscom bietet ihr Bluewin TV den Neukunden gar nicht mehr an, die lediglich ADSL-Zugang (maximal 5 Mbit/s) haben und noch nicht an die viel schnellere VDSL-Technik (derzeit 16 Mbit/s) angeschlossen sind. Bei denjenigen Erstkunden, die noch über ADSL Bluewin TV empfangen, sorgen Bild- und Tonschwächen für ein getrübtes Fernsehvergnügen.

Die Probleme verschärfen sich durch das hochaufgelöste Fernsehen (HDTV), das in Kürze auch in der Schweiz auf breiter Front starten wird. Denn ein HDTV-Kanal beansprucht ein Mehrfaches der Netzkapazität eines TV-Kanals in herkömmlicher Standardqualität.

Aufrüstung

Deshalb treiben Cablecom und Swisscom die Aufrüstung ihrer Netze für hunderte von Millionen Franken beschleunigt voran. Bis Ende nächsten Jahres will die Cablecom über die Hälfte des Netzes von 606 Megahertz (MHz) auf den Standard 862 MHz ausbauen. Damit können 30 analoge TV-Programme mehr übertragen werden als mit 606 MHz.

Derzeit überträgt die Cablecom auf einem 606 MHz-Netz rund 40 analoge und über 100 digitale TV-Kanäle. In Basel, das bereits auf 862 MHz läuft, sind es 60 analoge und ebenfalls über 100 digitale TV-Kanäle. Hinzu kommen ab 1. Oktober drei neue HDTV-Sender. Swisscoms Bluewin TV bietet rund 120 Fersehprogramme.

Derweil laufen auf dem neuen Glasfasernetz der Basler Überbauung 45 analoge TV-Programme, 600 digitale TV-Programme und 30 hochaufgelöste Sender (HDTV).

«Wir können im Extremfall bis zu 3000 TV-Programme übertragen», sagt CATV-Geschäftsführer Zimmermann. Zudem sei die TV-Bildqualität bei seiner Glasfaser-Anlage deutlich besser als bei Swisscom oder Cablecom.

Hohe Kosten

Die aufgerüsteten Kupferkabelnetze der Konkurrenten seien bereits wieder am Anschlag, rührt Zimmermann die Werbetrommel für seine Anlage. Sie seien vergleichbar mit einem alten Auto, dem die Hersteller einen frisierten Motor eingebaut hätten.

Dies scheinen Konkurrenten auch erkannt zu haben: «Längerfristig kommen wir nicht um Glasfaser bis in die Wohnungen der Endkunden herum», sagt ein Verwaltungsrat eines kleinen Kabelnetzbetreibers.

Und die Swisscom rüstet im Verlauf des nächsten Jahres in Zürich Aussersihl und Oerlikon rund 300 Wohnungen voll mit Glasfasertechnik aus. Damit wolle man Erfahrungen sammeln mit der Bausubstanz der Gebäude, da die Erschliessungstechnologien unterschiedliche Standards aufwiesen, sagt Swisscom-Sprecher Sepp Huber. In den Pilotversuch werde ein einstelliger Millionenbetrag investiert.

Bislang leidet der grösste Schweizer Telekomkonzern unter den hohen Installationskosten von durchschnittlich 1300 Fr. pro Bluewin-TV-Kunde. Deshalb hält die Swisscom ihre Verkaufsanstrengungen für Bluewin TV auf Sparflamme. Dass Glasfaser nicht teurer sein muss, zeigt CATV-Geschäftsführer Zimmermann: Für die Basler Überbauung habe er 1000 Fr. pro Wohnung ausgegeben.

(Johannes Brinkmann/sda)

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