Manager wegen Geldwäscherei zu bedingter Geldstrafe verurteilt

Geldwäsche: Mildes Urteil in Bellinzona

publiziert: Montag, 19. Nov 2012 / 18:16 Uhr / aktualisiert: Montag, 19. Nov 2012 / 18:36 Uhr
Geldwäsche: Mildes Urteil in Bellinzona.
Geldwäsche: Mildes Urteil in Bellinzona.

Bellinzona - Im Zusammenhang mit der Parmalat-Pleite hat das Bundesstrafgericht in Bellinzona am Montag einen 63-jährigen Italiener der Geldwäscherei schuldig gesprochen. Der ehemalige Manager einer italienischen Holding wurde zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt.

4 Meldungen im Zusammenhang
Die Mehrheit der Straftaten sei allerdings verjährt, sagte der Richter am Montag in seiner Urteilsbegründung. Von 32 Delikten, welche die Anklageschrift im Hinblick auf Geldwäscherei auflistete, könnten nur noch drei zur Bemessung des Strafmasses herangezogen werden.

Der ehemalige Geschäftsführer einer Holding der Touristikgruppe Tanzi wurde zu einer bedingten Geldstrafe von 180 Tagessätzen à 110 Franken verurteilt. Der italienischen Firma Hit International SpA, die aus der Touristikgruppe Tanzi hervorging, soll er eine Entschädigung von rund 200'000 Franken zahlen.

Der Betrag entspricht der Vermögenssumme, die der Italiener - gemäss der nicht verjährten Anklagepunkte - im Jahr 2006 auf Schweizer Konten verschoben haben soll. Die Bundesanwaltschaft war in ihrem Plädoyer von einer Gesamtsumme von rund vier Millionen Franken ausgegangen.

Kürzere Verjährungsfrist

Das Bundesstrafgericht entschied, dass es sich um einen einfachen Fall von Geldwäscherei handelte. Die Bundesanwaltschaft hatte von einem schweren Fall gesprochen. Diese Neubeurteilung wirkte sich auf die Verjährungsfrist aus, die sich von 15 auf 7 Jahre reduzierte.

Bei der Einstufung der Geldwäscherei-Delikte spielte eine Rolle, dass der Italiener gemäss Richter nur wenig Zeit und Energie in die Finanztransaktionen in der Schweiz steckte. Der 63-Jährige habe Geldwäscherei nicht gewerbsmässig betrieben. Die eigentliche Bereicherung sei durch die vorausgegangenen Delikte in Italien erfolgt.

In Italien ist der ehemalige Manager bereits erstinstanzlich zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt worden. Er soll mit Komplizen in den Jahren 1994 bis 1996 bei der Touristikgruppe Tanzi Gelder abgezweigt haben. Das Unternehmen war wiederum am finanziellen Zusammenbruch des Lebensmittelkonzerns Parmalat beteiligt.

Gelder krimineller Herkunft

Aus Sicht des Bundesstrafgerichts in Bellinzona ist es erwiesen, dass die in die Schweiz transferierten Gelder krimineller Herkunft waren. Das ist Voraussetzung für den Straftatbestand der Geldwäscherei. Der Beschuldigte hatte diesen Punkt bestritten und von rechtmässigen Boni sowie Abfindungen gesprochen.

Das Gericht zeigte sich aber überzeugt, dass diese Auszahlung solcher Sonderbeträge an den früheren Geschäftsführer in jedem Fall gegen italienisches Recht verstossen haben muss.

Der Italiener wurde neben Geldwäscherei auch wegen Anstiftung zur Dokumentenfälschung verurteilt. Er soll seine Frau dazu gebracht haben, ihren Namen für ein Konto in der Schweiz zur Verfügung zu stellen. Nach Überzeugung des Gerichts nutzte aber nur der Beschuldigte dieses Konto.

Bundesanwaltschaft nicht zufrieden

Die Bundesanwaltschaft zeigte sich nach Prozessende nicht zufrieden mit dem Urteil. Bundesstaatsanwältin Rosa Cappa schliesst nicht aus, das Urteil weiterzuziehen und den Vorwurf der Geldwäscherei im schweren Fall aufrecht zu erhalten. Ausserdem hatte die Anklage rund 10,47 Millionen Franken Entschädigung für Hit International und Parmalat gefordert.

(fest/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bellinzona - Im Zusammenhang mit ... mehr lesen
Italiener steht wegen Geldwäscherei vor Bundesstrafgericht
Bellinzona - Vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona ist am Freitag ein ehemaliges Kadermitglied der Graubündner Kantonalbank wegen qualifizierter Geldwäscherei, Urkundenfälschung und passiver Bestechung schuldig gesprochen worden. Der 49-jährige Italiener wurde im verkürzten Verfahren zu einer bedingten Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. mehr lesen 
Parma - Sieben Jahre nach dem Zusammenbruch des Parmalat-Konzerns ist der damalige Chef Calisto Tanzi wegen betrügerischen Bankrotts zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Auch anderen führenden Köpfen des italienischen Milchkonzerns hat ein Gericht in Parma Haftstrafen auferlegt. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Publinews In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Technik gewinnen Anwendungen oft schnell an Aufmerksamkeit, nur um später wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Peppr, einst ein heisses Thema unter Technikbegeisterten, ist ein Beispiel für diesen Trend. Was zeichnete Peppr also aus, und welche Herausforderungen führten zu seinem Niedergang? mehr lesen  
Menschliche Beteiligung ist unerlässlich für KI-generierte Kunstwerke ohne US-Copyright  In zunehmend mehr Bereichen wird die KI-Technologie eingesetzt, jedoch hat ein US-Gericht bestätigt, dass Kunstwerke, die von dieser Technologie erstellt wurden, keinen ... mehr lesen
Das KI-erzeugte Bild «A Recent Entrance to Paradise» (2018) ist «Public Domain».
Wehrt sich gegen das KI-Training von OpenAI mit ihren Texten: The New York Times.
Die New York Times prüft eine Urheberrechtsklage gegen OpenAI, ein KI-Forschungslabor, das ChatGPT entwickelt hat, einen Chatbot, der Texte ... mehr lesen  
Grosse Musikkonzerne machen jetzt Druck vor Gericht  Das gemeinnützige Internet Archive wurde von sechs grossen Musiklabels verklagt, weil es Aufnahmen von 78rpm-Schallplatten, die bis etwa in die 1950er ... mehr lesen
Knister, knister.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Di Mi
Zürich 6°C 20°C Nebelfelderleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig freundlich
Basel 8°C 22°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig sonnig
St. Gallen 6°C 18°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Bern 5°C 20°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Luzern 7°C 20°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Genf 8°C 21°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig freundlich
Lugano 11°C 23°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten