Gerd Zenhäusern: 'Verkanntes Genie' und 'Hockey-Vagabund'
Zenhäusern: Dieser Name hat in der Schweizer Eishockeygeschichte einen besonderen Platz, dank Aldo Zenhäusern, dem Schweizer Superstar der späten 70er und frühen 80er Jahren. Aber sein Sohn Gerd macht dem Namen ebenfalls alle Ehre. Weil sein Talent riesig ist und sein Genie verkannt, wurde er zu einem Hockey-Vagabunden.
Im «Namen des Vaters»
Immer wieder fällt der Name des Vaters, wenn Gerd Zenhäusern mit Eishockeyfans oder Sportjournalisten diskutiert. Kein Wunder, war sein Vater doch eine Verteidigerlegende, der seine besten Eishockeyjahre an der Seite von Köbi Kölliker in Biel erlebte.
«Ich war immer der Sohn von Aldo für alle. Aber hatte eigentlich keine Mühe damit. Deswegen kamen bei mir nie Minderwertigkeitskomplexe auf oder hatte nie ein gestörtes Selbstwertgefühl. Vielleicht auch deswegen, weil ich meinen Papa immer auch als Mitspieler gesehen habe, da wir oft gemeinsam trainierten. Und, weil mein Vater früher nicht mein sportliches Vorbild war, sondern eher Richmond Gosselin. Später jedoch, habe ich gesehen, was er alles geleistet hatte.»
Zenhäusern konnte sogar im Alter von zarten 16 Jahren als Verteidiger gemeinsam mit dem Vater (damals 37) in der NLB für Sierre in die Hosen steigen und ein offizielles NLB-Spiel bestreiten. Das war eine Premiere im Schweizer Eishockey! «Das war mein bisheriger Höhepunkt in der Karriere. Da war ich stolz auf ihn und auf mich.»
Disziplin, Hingabe und Körpersprache
Viele kritische Stimmen sagen dem ruhigen aber jovialen Walliser (Gattin Natalie: «Er ist manchmal auch der Pausenclown!») nach, er habe es im Eishockey zu einfach gehabt. Diese Aussagen decken sich aber nicht mit seinem sportlichen und privaten Werdegang: «Ich hatte es eigentlich immer schwer, weil ich lange Zeit etwas Pech bei den Vereinen hatte, zu welchen ich neu dazugestossen bin.»
«In Zürich zum Beispiel, hatte Hans Zach nie wirklich auf mich gesetzt. Bei Fribourg lief es damals richtig gut, aber nach Verletzungen und einer eher etwas mässigen Saison war erneut ein Wechsel angesagt. Zunächst hatte ich es gut getroffen. In Lausanne hatte mein Eishockey-Vagabundenleben endlich ein Ende gefunden. Das war auch willkommen.»
Studium, Familie, Eishockey
Willkommen, weil er nun mit seinem 18monatigen Studium an der HWS (Höhere Wirtschaftsschule) und der Familie in seinem Leben eine Konstante wünscht: «Durch die Disziplin und Anpassungsfähigkeit, die ich über den Sport erlernt und verinnerlicht habe, kann ich alles seriös unter einen Hut bringen. Ohne dass einer der drei Bereiche Familie, Sport und Studium, darunter leiden.»
Der Aufwand an der HWS setzt sich so zusammen: Ganzer Montag Schule sowie Mittwochabend und Donnerstagabend. Vier Prüfungsperioden muss er besonders viel lernen, normalerweise ist der Aufwand ausserhalb der Schule (Bibliothek) bei 3 Stunden täglich. «Nach den Spielen kann ich im Zug oder Bus sehr gut lernen. Das entspannt mich sogar. Den Kontrast Sport und Studium empfinde ich als positiv. Beides fordert von dir hohe Konzentration und Hingabe. Und wenn man das bei zwei völlig verschiedenen Beschäftigungen macht, ergänzen sie sich.»
Seit dreieinhalb Jahren absolviert er das Pensum und trainiert gleich wie die anderen Profis in Lausanne auch. Eine Parforce-Leistung. In der Schlussphase des Studiums wird er aber weniger Stress haben: Zenhäusern wohnt in Fribourg und wird nächste Saison auch in Fribourg Eishockey spielen. Der einstige Leader und beste Schweizer Skorer des LHC fiel beim neuen Trainer Stewart in Ungnade und wurde in die vierte Formation degradiert. Das liess Zenhäusern nicht auf sich sitzen und forcierte den Wechsel zu Gottéron, seinem Ex-Verein.
Seine Kritiker
Kritisch waren die Fans, Trainer und die Presse schon immer mit Gerd Zenhäusern. Einerseits, weil er sehr viel Talent von seinem Vater geerbt hat, weil er vom Körperbau her prädestiniert für das moderne Hockey ist und weil seine «Körpersprache» manchmal missverstanden wurde. Zenhäusern wirkt manchmal etwas zuwenig «kämpferisch» auf dem Eis, wenn es hart auf hart geht.
Er ist sich dieses Vorwurfs bewusst: «Mein Papa sagte mir sogar manchmal, ich solle, wenn es mir nicht laufe, wenigstens richtig kämpfen! Dabei mache ich das doch, nur sieht es bei mir manchmal nicht danach aus. Dafür kann ich glänzen, wenn es gut läuft. Die Körpersprache ist mein Defizit! Vielleicht, weil ich eben aus Natur so ein Ruhiger bin.» Aber seine versöhnliche Art kommt immerhin bei den Mitspielern gut an und manchmal wird der Walliser sogar zum Pausenclown.
«Ja, ich glaube, ich verbreite gute Stimmung. Zwanglos, einfach so. Mein Glück ist es, dass ich mit allen Charakteren gut auskommen kann und nicht polarisiere. Das hat nichts mit Anpasserei zu tun. Ich akzeptiere einfach fast alle Meinungen. Ich bin froh, dass wohl kein Spieler sagen wird, er hätte mit mir schwere Probleme...». Sein «Bilinguisme» (er ist sogar dreisprachig aufgewachsen im Wallis, Lugano und am «Röschtigraben») hilft ihm auch hier sehr gut weiter.
Gerd ist eine Bezugsperson für viele im Verein. Der Ur-Walliser ist auch mit seiner Heimat sehr verbunden: Freundeskreis, Sonne, («Ich hasse Nebel, im Oberwallis hat es keinen Nebel!») und Landschaft lassen ihn so oft in seinen Heimatkanton kommen wie nur möglich. Der an sich renitente Walliser hat aber auch einen versöhnlichen Kern. So ist auch Gerd Zenhäusern. Ausser, dass er viel versöhnlicher veranlagt ist als renitent.
Sportlich erhofft sich Zenhäusern, dass er zu einem der Top10 Schweizer in der Skorerliste wird. Mit Druck kann er umgehen. «Ich musste immer mit Druck umzugehen wissen. Als Sohn von Aldo Zenhäusern, als eine der Schweizer Hockeyhoffnungen seit dem jüngsten Alter und als Vagabund, der nun etwas sesshafter werden will.»
Eishockey.ch-Scouting Report Gerd Zenhäusern
JW. - Notengebung 1 bis 7 gemäss einem international anwendbaren Notenschlüssel. 7 = herausragend/Weltklasse, 6= Internationale Klasse, 5= NLA-Spitze, 4= NLA-Durchschnitt, 3= Rollenspieler, 2= NLA-würdig aber mit Mängel, 1= NLA-unwürdig
Technik/Skating: 5
Mentale Stärke: 5
Physis: 5
Kondition: 4,5
Disziplin: 5
Taktisches Verständnis: 4,5
Schusstechnik: 5
Killer Instinkt: 4,5
Belastbarkeit: 4,5
Zukunftsaussichten: 4,5
Total: Note 4,75
(Von Joel Wüthrich, Working Press Basel/Montreal/eishockey.ch)
- kurol aus Wiesendangen 4
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Weltweit . . . . . . wird Hanf konsumiert. Zum Genuss aber auch als Arzneimittel. ... Fr, 22.01.16 08:58 - zombie1969 aus Frauenfeld 3945
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Wenn die Russen flächendeckend gedopt haben, dann muss man die Ergebnisse sehr genau ... Fr, 13.11.15 10:53 - jorian aus Dulliken 1754
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