«Mathematik-Geschlechterschere»

Gleichberechtigung lässt Mädchen besser rechnen

publiziert: Dienstag, 17. Mai 2016 / 12:05 Uhr
Migrantinnen sind bei Mathe-Aufgaben oft im Nachteil.
Migrantinnen sind bei Mathe-Aufgaben oft im Nachteil.

London - Wie viel schwächer Mädchen in Mathematik sind als Jungs, ist stark kulturabhängig, so das Ergebnis einer aktuellen Studie der Queen Mary University of London.

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In aufgeklärteren, gleichberechtigteren Gesellschaften geht diese «Mathe-Geschlechterschere» demnach deutlich weniger auseinander. Bei Mädchen mit Migrationshintergrund beeinflusst offenbar das Rollenbild im Herkunftsland der Eltern merklich ihre Mathe-Leistung - ein Nachteil, wenn sie aus eher patriarchalischen Ländern wie beispielsweise der Türkei stammen.

Migration als Faktor

Ein Forscherteam hat die Mathe-Leistungen von 11'527 Kindern im Alter von 15 Jahren in neun Ländern analysiert und mit dem «Gender Gap Index» (GGI) jenes Landes verglichen, aus dem sie abstammen. Dieser Index spiegelt wider, zu welchen Grad Frauen in einem Land die gleichen Chancen haben wie Männer. Dabei hat das Team Jugendliche betrachtet, die im vermeintlich gleichen Umfeld leben und lernen. «Unterschiede darin, wie gut die Mädchen im Vergleich zu den Jungs abschneiden, liegen also vermutlich daran, dass die Eltern Werte über die Gleichberechtigung auf ihre Kinder übertragen», erläutert Mitautorin Almudena Sevilla.

Es hat sich gezeigt, dass die Leistung der Mädchen in Mathematik umso klarer unter der von Buben liegt, desto ungleichberechtigter das Herkunftsland der Eltern. «Nehmen wir die Türkei als Beispiel eines Landes mit schlechter Geschlechtergleichstellung. Mädchen türkischer Abstammung haben im Schnitt um 13,8 Punkte schlechter abgeschnitten als Jungen türkischer Abstammung», so Autorin Natalia Nollenberger von der IE University. Ihr zufolge würde die Mathe-Geschlechterschere bei türkischstämmigen Kindern praktisch verschwinden, wäre die Türkei lediglich so gleichberechtigt wie der Durchschnitt der erfassten Herkunftsländer (GGI 0,69).

Deutliche Werte-Frage

Zwar gab es schon früher Belege dafür, dass soziale Faktoren zur Mathematik-Geschlechterschere beitragen. Allerdings war dem Team zufolge nicht klar, ob das eher strukturelle Ursachen hat - beispielsweise, dass Frauen glauben, Mathe würde sich auf dem Jobmarkt für sie nicht lohnen - oder kulturelle Werte dahinter stecken. «Unsere Arbeit betrachtet speziell Werte wie Gleichberechtigung. Und ja, Werte und Ansichten über Frauen spielen wirklich eine Rolle», unterstreicht Autorin Nuria Rodriguez-Planas, Wirtschaftsprofessorin am Queens College, abschliessend.

(bg/pte)

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