Grossangelegte US-Medienkampagne im Nahen Osten

publiziert: Mittwoch, 26. Feb 2003 / 20:12 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 26. Feb 2003 / 22:35 Uhr

Bagdad - Im ersten Interview mit westlichen Medien seit zehn Jahren hat Saddam Hussein bekräftigt, dass der Irak angesichts der militärischen Drohungen der USA sich nicht ergeben werde. Derweil kündigte ein Pentagonsprecher die grossmöglichste Unterstützung für Kriegsberichterstatter an.

Hussein redete seit zehn Jahren wieder vor westlichen Kameras.
Hussein redete seit zehn Jahren wieder vor westlichen Kameras.
In einem exklusiven Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender CBS, welches heute Abend auf dem Kanal ausgestrahlt wird (3 Uhr morgens MEZ), bekräftigte Saddam Hussein, dass der Irak keine Verbindungen zu El Kaida habe.

Er sagte auch, dass die Al Samoud Raketen, welche die UNO-Waffeninspektoren vernichten wollten, absolut legal seien. Sein Land habe das Recht, Boden-Boden-Raketen herzustellen. Das amerikanische Volk gehöre nicht zu seinen Feinden und er forderte den amerikanischen Präsidenten Georg Bush zu einem Fernseh-Duell auf, wie er in amerikanischen Präsidentschafts-Wahlen praktiziert wird.

"Wir werden unsere Unabhängigkeit, unseren Stolz und unsere Freiheit nicht in Gefahr bringen. Wir erfüllen die Resolution 1441."

Der CBS Journalist Dan Rather berichtete nach dem Interview, er habe den Eindruck, Saddam begreife den Ernst der Lage nicht. Er würde eine ähnliche Position einnehmen wie vor dem Angriff der Amerikaner im Jahre 1991.

Das CBS Interview mit Saddam Hussein ist der Beginn einer grossangelegten Kampagne der amerikanischen Medien in der Region. Denn wie schon beim Golfkrieg 1991 lehnt auch diesmal die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung einen Waffengang ab. In der Hoffnung, dessen Notwendigkeit vermitteln zu können, lädt Washington mehr als 500 Reporter aus aller Welt ein, mit der US-Armee zu marschieren - so viele wie nie zuvor. Die Frontreporter sollen direkt im Geschehen sein. Bryan Whitman, im Pentagon für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hat den Plan ausgeheckt. Dass die Nähe zur Front eine objektive Berichterstattung garantiert, darf bezweifelt werden. Zwar dürfen die Journalisten über Kriegsschäden berichten und Interviews mit Verwundeten führen. Aber bevor über eine Militäraktion berichtet wird, muss der Kommandant sein Okay geben.

Wer nicht spurt, ist out

Wer sich nicht an die Regeln hält, wird aus der Truppe verbannt und muss alleine klarkommen - wie zum Beispiel beim Afghanistan-Einsatz, als viele Reporter auf eigene Faust und zum Teil auf dem Rücken eines Pferdes zur Front zogen. Bei aller Gefahr eines Vormarsches mit der Armee: In der Truppe geniessen die Reporter zumindest militärischen Schutz. Damit die Reporter den Soldaten nicht unbeholfen im Weg stehen, bot das Pentagon vielen von ihnen spezielle Seminare für das Verhalten in Kampfsituationen an.

Ein Fünftel von El Dschasira

Für die Medienvertreter ist die Einladung der USA ein willkommener Anlass, im Konkurrenzkampf um die Fakten ganz vorn dabei zu sein. Mindestens ein Fünftel der Golfkriegs-Reporter kommt vom katarischen Fernsehsender El Dschasira, der seit dem Afghanistan-Krieg 2001 weltweite Aufmerksamkeit geniesst.

Während die Berichterstattung beim Golfkrieg 1991 vor allem aus Bildern mit Videospiel-Charakter bestand, sollen die Frontreporter diesmal "echte" Szenen beschreiben: Die Grausamkeit des Krieges zu zeigen, ist durchaus erwünscht; Berichte über mögliche irakische Giftgaseinsätze und Verluste an Menschenleben sollen die Welt über die Brutalität des Machthabers Saddam Hussein aufklären. Marvin Kalb, früherer Korrespondent der US-Fernsehsender CBS und NBC und Leiter des Joan-Shorenstein-Pressezentrums, zweifelt daran, dass der Pentagon-Plan aufgeht: "Gute Idee, aber niemand kann sicher sein, dass das funktioniert", sagt er. Das Konzept sei noch nie ausprobiert worden. Vor allem die Eingliederung ausländischer Journalisten in die Truppen könnte laut Kalb für die US-Regierung nach hinten losgehen. Da diese unter Umständen US-kritisch berichten, ist der Pentagon-Plan ein Risiko.

Von Vietnam-Krieg gelernt

Im Vietnam-Krieg machten die USA schon einmal Erfahrungen mit einer kritischen Berichterstattung. Auch damals liess Washington zahlreiche Journalisten die Kampfhandlungen aus nächster Nähe beobachten. Nie zuvor wurden so viele grausame Kriegsbilder direkt in die Wohnzimmer der Nation ausgestrahlt. Die umfassende und kritische Medienberichterstattung rief eine riesige Protestbewegung gegen den Vietnam-Krieg hervor. Aber das Risiko einer aus US-Sicht nicht wahrheitsgemässen Berichterstattung wird im Pentagon als grösser eingeschätzt.

sda/afp/dpa

(Barnaby Skinner/news.ch)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
«Unsere Streitkräfte haben 460 Leute evakuiert», sagte ...
Gelungene Flucht  Nahe Falludscha - Hunderten Irakern ist am Freitag die Flucht aus der belagerten Stadt Falludscha gelungen. Es war nach irakischen Angaben die grösste Gruppe, die die seit Tagen umkämpfte Stadt verlassen konnte. Dort leben nach Schätzungen rund 50'000 Menschen. mehr lesen 
Demonstranten drängen in «Grüne Zone»  Bagdad - Tausende Anhänger des Schiitenpredigers Moktada al-Sadr haben am Freitag erneut ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 11°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Basel 5°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 2°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 4°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen starker Schneeregen
Luzern 6°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Genf 8°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 13°C 19°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten