Grüne: Erstmals Parteichef türkischer Herkunft

Der Realpolitiker Özdemir erhielt 79,2 Prozent der Stimmen und tritt die Nachfolge von Reinhard Bütikofer an. Die 53-jährige Claudia Roth vom linken Parteiflügel wurde mit 82,7 Prozent im Amt bestätigt und erhielt damit ein deutlich besseres Ergebnis als vor zwei Jahren (66,5 Prozent).

In seiner Rede sagte Özdemir, die Ideen der Grünen kämen bei den Menschen zum Teil nicht an, weil sie unverständlich präsentiert würden. Die Partei beschäftige sich zu oft mit sich selbst und zu wenig mit dem politischem Gegner. Dabei stehe die Partei für den Politikwechsel nach der Bundestagswahl 2009.

Özdemir kündigte ein verstärktes Engagement für sozial Schwache an. Ferner will er die Urthemen der Grünen wieder auf die Tagesordnung setzen.

Im Bundestagswahljahr 2009 setzen die Grünen nun auf Erneuerung. Ihre Chancen auf eine Rückkehr an die Macht mit der SPD schätzten sie selbst aber eher gering ein. Die Sozialdemokratie habe ein «Burn-out-Syndrom», sagte Roth. Eine Koalitionsaussage halten die Grünen offen.

Eine herbe Niederlage bezog am Parteitag Fritz Kuhn, der Fraktionschef der Grünen im Bundestag. Die Delegierten verwehrten dem 53-Jährigen den Einzug in den Parteirat. Kuhn erhielt 52 Prozent der Stimmen, zu wenig für einen der sieben Männer-Plätze.

Künast und Trittin einzige Kandidaten

Zum Abschluss des Parteitags sollen an diesem Sonntag die beiden Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl bestimmt werden. Die Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Renate Künast, und ihr Stellvertreter Jürgen Trittin sind die einzigen Kandidaten.

Am Vormittag hatten die Delegierten ein Konzept zur Bewältigung der Finanzkrise verabschiedet. Angelehnt an die US-Politik gegen die Wirtschaftsdepression der 30er Jahre fordern die Grünen unter dem Titel «Grüner New Deal» ein Bündel von sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Reformen.

(ht/sda)