Gute Schafe, böse Schafe

publiziert: Montag, 1. Okt 2007 / 13:05 Uhr / aktualisiert: Montag, 1. Okt 2007 / 13:36 Uhr

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NPD-Plakat

www.stattweb.de/files/NPDplakat.jpg

Politplagiate in der Schweiz
Ganz unten die Kampagne des SVP-Mannes Müri
www.plagiat.ch/category/politik

OK. Das Schaf-Plakat der SVP hat es ja schon zu extremer Berühmtheit gebracht. Sogar in England kennt man die drei weissen Schäfchen, von denen eines ein schwarzes Schaf aus der Schweiz raus kickt. Auch in der UNO hat es schon zu Debatten Anlass gegeben und die Kontroverse dürfte so bald nicht zu Ende sein.

Die SVP gibt sich dabei allerdings völlig unschuldig und ahnungslos. Nach dem Motto «Böse, wer sich Böses dabei denkt», unterstellen sie den Anklägern selbst rassistisches Denken, handle es sich doch nur um die graphische Umsetzung der altbekannten Redensart vom «Schwarzen Schaf». Wer dabei an etwas anderes denke (wie die Hautfarbe von Asylbewerbern, oder Ähnlichem), der sei sehr schief gewickelt.

Die Debatte schien bislang auf genau diesem Niveau stecken zu bleiben, und auch die Feststellung, dass diese Kampagne im Ausland dem Ruf der Schweiz schaden und am Ende wirtschaftliche Probleme ergeben könnte, perlte an den SVP-Granden bislang ab. Dies, obwohl auch die keine Antwort darauf geben können, was sich wohl ein indischer oder gar afrikanisch-stämmiger Tourist, der Schweizer Sprichwörter nicht so gut kennt, wohl denken wird, wenn er in Grindelwald oder Zermatt sieht, wie ein Schaf, scheinbar nur wegen seiner chromatischen Unterschiedlichkeit, ziemlich unzimperlich aus der Schweiz raus geschmissen wird. Wird ein solcher Tourist wohl die Schweiz als gastfreundliches Land weiter empfehlen? Zweifel sind zumindest angebracht.

Eine neue Entwicklung dürfte nun die Sprichwort-Kompetenz der SVP von Neuem herausfordern, nämlich jenes, das Imitation die aufrichtigste Art der Schmeichelei sei. Wenn dem so ist, wird der SVP momentan nämlich von einer Seite geschmeichelt, die ihr gar nicht recht sein kann. Die rechtsextremen der NPD im deutschen Bundesland Hessen haben ein neues Plakat lanciert. OK. Ihre Schäfchen sind nicht ganz so schnucklig wie jene der SVP (scheinbar hat die NPD nur entartete Graphiker an der Hand, die Armen), aber sonst eine schamlose Schmeichelei – sorry, Imitation – an das Wahlkampfteam der SVP. Drei weisse Schafe und ein schwarzes, dass sogar mit der gleichen Tritt-Technik von der rot-weissen Hessen-Flagge weggetreten wird.

Der NPD-Sprecher bestätigt ohne Umschweife, von den Schweizern inspiriert worden zu sein, und er würde die von der SVP in Erwägung gezogenen rechtlichen Schritte gegen die Verwendung des Motivs für engstirnig und borniert halten. Und – vermutlich zu recht – auch für erfolglos.

Aus der Adelung dieses Motivs durch die NPD kann die SVP eigentlich nur eine einzige Konsequenz ziehen: Plakate abhängen und einstampfen. Spätestens jetzt verfängt die Argumentation, dass dieses Motiv nicht rechtsextrem interpretiert werden könne, nicht mehr. Es wurde vereinnahmt. Und das ist es. Wenn dieses Motiv in Deutschland Nazis anspricht, ist es geradezu hirntot zu behaupten, dass dies in der Schweiz nicht passiere.

Zu alledem ist die SVP selbst ja nicht so ganz vor dem plagiieren gefeit. Wenn der etwas feiste Emmentaler Felix Müri sich als George Clooney–Nespresso–Klon gebiert, ist das ja auch geklaut. Wobei man sich in diesem Fall ja fragen muss: Ist das noch Plagiat? Oder bereits Satire?

Jedenfalls wird sich dieses Motiv sicher nicht im braunen Sumpf des deutschen Rechtsextremismus wiederfinden. Wenn die SVP nun behaupten wird, dass ihre Schafe besser seien als jene der deutschen Nazis, dann ist es klar, dass sie die Schweizer Öffentlichkeit wirklich – wie auch auf dem Plakat schon gezeigt – für Schafe hält. In diesem Sinne: Bääääh, SVP!

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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