Ein gutmütiger Waadtländer auf der Blocher-Linie

Guy Parmelin will in den Bundesrat

publiziert: Freitag, 30. Okt 2015 / 17:40 Uhr / aktualisiert: Freitag, 30. Okt 2015 / 19:05 Uhr
Er verkörpert Waadtländer Gutmütigkeit.
Er verkörpert Waadtländer Gutmütigkeit.

Lausanne - Der Waadtländer SVP-Nationalrat Guy Parmelin hat am Freitag offiziell mitgeteilt, dass er Bundesrat werden möchte. Er verkörpert Waadtländer Gutmütigkeit und zugleich die Blocher-Linie der SVP.

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«Nach reiflicher Überlegung habe ich mich für eine Kandidatur als Bundesrat entschlossen», sagte Parmelin am Freitag vor den Medien in Montreux VD. Er sei von der Findungskomission der SVP bereits befragt worden. Über seine Kandidatur entscheide die Bundeshaus-Fraktion der SVP am 20. oder 21. November.

«Ich vertrete zu 95 Prozent das Parteiprogramm der SVP, mit einigen Abweichungen in Gesellschaftsfragen wie zur Abtreibung oder der Präimplantationsdiagnostik, für die ich Ja gestimmt habe», sagt der Landwirt und Weinbauer aus Bursins im Waadtländer La Côte.

Der Mann ist nicht einfach einzuordnen: Vor seiner Ausbildung an der Landwirtschaftsschule in Marcelin VD schloss er die Maturität mit Schwerpunkt Latein und Englisch ab. Heute widmet er den grössten Teil seiner Zeit der Politik und noch ungefähr 20 Prozent seinem Hof.

Guy Parmelin besitzt zusammen mit seinem Bruder ein Landgut von 36 Hektaren, darunter fünf Hektaren Weinberge. Er bringt keinen Wein auf den Markt, aber vertreibt ungefähr 3000 Flaschen pro Jahr an seine Familie, Freunde und Bekannte.

Keine Exekutiv-Erfahrung

In Lausanne hinterliess er das Bild eines pragmatischen SVP-Politikers nahe der Mitte. Er sass zwischen 2000 und 2004 im Waadtländer Grossen Rat und präsidierte die Kantonalpartei. Den Einzug in den Nationalrat schaffte er 2003.

Nach dem Tod des Waadtländer SVP-Staatsrates Jean-Claude Mermoud 2011 galt er als dessen natürlicher Nachfolger. Er stellte sich jedoch nicht als Kandidat zur Verfügung worauf die SVP ihren Sitz in der Waadtländer Kantonsregierung verlor. Das wird ihm bis heute immer wieder vorgeworfen.

Für den Bundesrat interessierte er sich hingegen bereits vor vier Jahren, musste aber seinem Freiburger Parteikollegen Jean-François Rime den Vortritt lassen.

Kollegial und kompetent

«Ich denke, dass der richtige Moment jetzt gekommen ist. Aber ich bin mir bewusst, dass bereits zwei Romands im Bundesrat sitzen», sagte Parmelin. Prognosen für die Bundesratswahl vom 9. Dezember macht er keine: «Wir haben so viele Überraschungen erlebt.» Er präsentierte sich vor allem als Vertreter des Genferseebogens.

Schon jetzt betont Parmelin jedoch, das Kollegialitätsprinzip zu achten und schliesst die Annahme einer Wahl gegen den Willen seiner Partei aus. Im Nationalrat machte er sich bisher mit soliden Dossierkenntnissen und der Bereitschaft zum Dialog einen Namen.

Er präsidiert die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) und gehört auch der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK) an. Seit er auf der nationalen Bühne politisiert, haben sich seine Positionen verhärtet.

Am meisten interessieren würden ihn die Altersvorsorge, die Energie, die Migrations- und Sicherheitspolitik sowie die internationalen Beziehungen. Im Falle einer Wahl würde er gerne das Innendepartement übernehmen, dem derzeit Alain Berset (SP) vorsteht.

Einst Befürworter des EWR

Der Waadtländer zeigt sich in der Form milder als im Inhalt: «Es kommt auch auf die Art und Weise an, wie man Sachen sagt. Man muss weder brüllen noch ein übertriebenes Vokabular benutzen.»

Bei der Abstimmung zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) vom 6. Dezember 1992 legte Guy Parmelin - «noch jung und naïv» - ein Ja in die Urne. Nun sitzt er 20 Jahre später im Komitee der Zuwanderungsinitiative der SVP, über deren Umsetzung sich die Landesregierung derzeit den Kopf zerbricht.

Mittelfristig hätten beide Parteien ein Interesse, eine Lösung zu finden, sagt Parmelin zu den Verhandlungen mit der EU. Der in der Westschweiz bestens bekannte SVP-Nationalrat erreichte in der Deutschschweiz noch nicht nicht die gleiche Präsenz.

Das ist auch darauf zurückzuführen, dass er kein Schweizerdeutsch spricht. «Ich bin nicht Arena-kompatibel», räumt er ein. Aber er komme zurecht mit der deutschen Sprache. «Meine Kommissionskollegen, die kein Wort Französisch sprechen, verstehen mich, wenn ich Deutsch spreche. Aber meine Fehler bringen meine Frau zum Lachen, die bilingue ist.»

(nir/sda)

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