Während der enttäuschenden Gruppenphase wirkte der HCD matt und angeschlagen. Erst als sich nach dem 2:4 in der 39. Minute die erste Nullbilanz seit 1997 anbahnte, stemmte sich die abermals dezimierte Equipe - Abwehrchef Beat Forster war als zwölfter Akteur ausgefallen - mit der Leidenschaft und Kampfkraft ihrer besten Meister- und Champions-League-Tage gegen das drohende Out.
In der wilden Overtime, die beim Spengler-Cup erstmals im NHL-Format mit nur noch je drei Feldspielern ausgespielt wird, umkurvte Antreiber Andres Ambühl sämtliche Kontrahenten, Gregory Sciaroni brauchte den Puck nur noch einzuschieben.
Arno Del Curto sprach hinterher von einer Verlängerung im "Harakiri-Stil". Alle hätten nur noch den entscheidenden Abschluss im Sinn gehabt. "Das ist wunderbar für die Zuschauer und schön fürs Turnier", kommentierte der Kult-Trainer den perfekt getimten Sondereffort, mit dem angesichts des umfangreichen medizinischen Bulletins kaum mehr ernsthaft zu rechnen war.
Nach dem 0:2 gegen das Team Canada hatte Félicien Du Bois ultimativ eine Steigerung gefordert. Sie hätten sich zweimal nahezu chancenlos dominieren lassen müssen, kritisierte der Nationalspieler. Seine Botschaft kam offenbar an, anders ist der Leistungsschub gegen einen Klub der KHL-Spitze nicht zu interpretieren.
Die im Schnitt deutlich jüngeren Bündner verwickelten das international um Längen routiniertere Jokerit bis zur vorletzten Minute der Verlängerung in einen spektakulären Schlagabtausch - und zwar im Wortsinn. Auf den Nebenschauplätzen operierten die Beteiligten beidseits mit Playoff-Härte. Und ausgerechnet Sciaroni, der vom früheren SCB-Koloss Jesse Joensuu zu Beginn des letzten Drittels eine Serie von Fausthieben einzustecken hatte, sorgte für den Knock-out des Abends.
Im hochstehenden Duell hatte zunächst der HCD zweimal einen knappen Vorsprung verspielt, ehe den in der Schlussphase der regulären Spielzeit zu selbstsicheren Finnen eine Zwei-Tore-Führung entglitt. Mauro Jörg mit einem wunderbaren Schuss ins Lattenkreuz und Samuel Walser (56.) erzwangen innerhalb von fünf Minuten das Remis.
Aus Sicht Helsinkis ist der späte Einbruch als erhebliche Enttäuschung zu werten. Die Mannschaft mit der doppelt so hohen Lohnsumme wie der HCD ist offenbar nicht Exhibition-Einsätze geschaffen. Im 30. Turnier-Einsatz seit dem Einstand 1983 bezog der renommierte Verein die 21. Niederlage.
Jokerit Helsinki - Davos 4:5 (1:1, 3:1, 0:2, 0:1) n.V.
6300 Zuschauer. - SR Kaukokari/Kimmerly (Fi/Ka), Kovacs/Küng. - Tore: 3. Portmann (Sieber) 0:1. 13. Todd (Penalty) 1:1. 31. (30:23) Koistinen (Ausschluss Todd) 1:2. 32. (31:33) Aaltonen (Joensuu) 2:2. 37. Talaja (Ohtamaa) 3:2. 39. Regin (Aaltonen) 4:2. 51. Jörg (Corvi) 4:3. 56. Walser (Marc Wieser, Ambühl) 4:4. 64. Sciaroni (Ambühl, Jörg) 4:5. - Strafen: 5mal 2 plus 10 Minuten (Joensuu) gegen Jokerit, 5mal 2 Minuten gegen Davos.
Jokerit Helsinki: Helenius; Jaakola, Jensen; Todd, Ohtamaa; Lajunen, Kulda; Sneck; Aaltonen, Regin, Joensuu; Jormakka, Pelletier, Kennedy; Sallinen, Kapanen, Hagman; Salminen, Mäki, Talaja; Gymer.
Davos: Senn; Koistinen, Du Bois; Brejcak, Jung; Paschoud, Nater; Guerra, Schmutz; Sciaroni, Walser, Ambühl; Aeschlimann, Picard; Marc Wieser, Corvi, Jörg; Sieber, Schläpfer, Portmann.
Bemerkungen: Jokerit ohne Wirtanen, Larsen, Kautto, Kozun (alle überzählig/geschont), Davos ohne Axelsson, Paulsson, Schneeberger, Simion, Forster (alle verletzt), Dino Wieser (krank), Heldner, Kindschi, Egli, Forrer, Tino Kessler (alle U20-WM), Setoguchi, Lindgren, Ryser (alle überzählig/geschont).
89. Spengler Cup in Davos. Viertelfinals: Jokerit Helsinki - Davos 4:5 (1:1, 3:1, 0:2, 0:1) n.V. Jekaterinburg - Adler Mannheim (20.15 Uhr). - Das weitere Programm. Mittwoch, 30. Dezember. Halbfinals: Team Canada - Davos (15.00 Uhr), Lugano - Jekaterinburg/Adler Mannheim (20.15 Uhr). Donnerstag, 31. Dezember: Final (12.00 Uhr).
(fest/Si)