Handball: EM - Schweizer Annäherung an die Top 12

publiziert: Dienstag, 20. Jan 2004 / 11:13 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 20. Jan 2004 / 11:37 Uhr

Das Ziel der Schweizer Nationalmannschaft an der am Donnerstag beginnenden EM-Endrunde in Slowenien ist leichter zu formulieren als zu erreichen: ein Platz im Hauptrunden-Feld der besten zwölf Teams.

Der Schweizer Trainer Arno Ehret gibt Anweisungen während eines Timeouts.
Der Schweizer Trainer Arno Ehret gibt Anweisungen während eines Timeouts.
Im Unterschied zur EM-Premiere vor zwei Jahren in Schweden gegen Slowenien steht das Schlüsselspiel für die Mannschaft von Trainer Arno Ehret erst am letzten Tag der Vorrunde im Programm. Am Sonntagnachmittag werden die Schweizer in Velenje ab 16.00 Uhr gegen die bis dahin vermutlich ebenfalls punktelosen Ukrainer um den erstmaligen Vorstoss unter die Top 12 kämpfen. Viel dürfte bei den krassen Aussenseitern von der Tiefe der Spuren abhängen, welche die beiden Rendez-vous mit den Weltklasse-Mannschaften aus Russland und Schweden im Körper und Geist hinterlassen.

Spanien testete innerhalb einer Woche zuerst gegen die Ukraine (37:29) und zweimal in der Schweiz. Bei der Beurteilung der Ukrainer äusserte sich der spanische Coach César Argilés zurückhaltend: "Ihr Mittelmann Petrenko ist mir am meisten aufgefallen. Die Mannschaft ist in der Lage, in sehr hohem Rhythmus zu spielen." Der Schweizer Equipe attestierte der höfliche Senior gleichwohl "sehr gute Chancen zur Qualifikation für die Hauptrunde, wenn sie ihre Möglichkeiten optimal ausschöpft". Dass Argilés die Favoritenrolle niemandem zuordnen mochte, deutet auf eine umstrittene Angelegenheit hin.

Differenz zur ersten Kategorie verkleinern

Der vierfache Europameister Schweden, das steht schon vor dem ersten Ballwechsel fest, wird unter normalen Umständen von der Schweiz nicht zu schlagen sein. Gegen die weiterhin auf Angehörige der alten "Gold-Garde" angewiesenen Russen wäre ein Punktgewinn im Startspiel als höchst aussergewöhnliches Ereignis zu taxieren. Mit Gegnern dieser Güteklasse kann sich Arno Ehrets lediglich am linken Flügel gleichwertig doppelt besetzte Mannschaft im Ernstfall kaum gewinnbringend vergleichen. Dass sie aber bei günstiger Konstellation mittlerweile wenigstens in der Lage ist, einen formschwachen Favoriten zu stürzen, wies sie beim EM-Camp auf Island mit einem 32:25-Coup nach.

"Für mich gibt es zwei Kategorien von Teams. Zur einen weisen wir einen grossen Abstand auf, die andere mit der Ukraine, Tschechien, Portugal oder Polen liegt in unserer Reichweite. Für uns geht es aber auch darum, die Differenz zur Kategorie 1 möglichst gering zu halten", beschrieb Ehret seine Grundvorstellungen. Der akribische Deutsche mag nicht im Detail erläutern, wo er seine Spieler im Vergleich zur letzten EM einstufen würde. Er weist statt dessen auf die Absenz von Lemgos Profi Marc Baumgartner hin und gab zu bedenken, "dass wir im Vergleich zum Turnier in Schweden aus beruflichen und sonstigen Gründen alle Linkshänder auswechseln mussten".

Innerhalb ihrer limitierten Möglichkeiten bewegen sich die Schweizer derzeit zweifelsfrei im oberen Segment und damit nahe am Erfolg gegen die Ukrainer. Während der gesamten Vorbereitung stürzten sie nur einmal -- auf Island -- ab, die übrigen Partien gewannen sie oder bezogen gegen deutlich höher eingestufte Widersacher relativ knappe Niederlagen. Die grössten Fortschritte haben die Schweizer am linken Flügel erzielt. Ehret wird "aus dem Bauch heraus" entscheiden, wen er gegen die Russen von Beginn weg aufstellen wird. Diese Unschlüssigkeit ist als Indiz für die gehobene Qualität der Linksaussen Manuel Liniger und Carlos Lima zu werten.

Auf allen anderen Positionen herrscht wenig bis gar kein Konkurrenzdruck. Halbrechts muss Ehret auf den gelernten Flügel Marco Kurth bauen, weil dem Thuner Linkshänder Marc Vonlanthen (momentan) keine schwierigen Aufgaben zuzumuten sind. Neben den gesetzten Simon Brogli (rechter Flügel), Iwan Ursic (Kreis), Robbie Kostadinovich (Mittelmann) und Thomas Gautschi (halblinker Aufbau) steht das Talent Tom Furer als wertvoller Joker bereit. Im Tor sind Efforts des Duos Meisterhans/Ebinger unabdingbar. Zur allmählich überdurchschnittlich stabilen Deckung ist zu sagen, dass die Rückkehr des zwei Wochen lang handicapierten Defensivspezialisten Severin Brüngger eine markante Qualitätsverbesserung bedeuten müsste.

Die Schweizer Gruppengegner im Detail

RUSSLAND (27 Spiele/2 Siege/1 Remis/24 Niederlagen).
Dass selbst eine Handball-Grossmacht wie Russland momentan mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen hat, ist erstaunlich. Beobachter rechnen zwar im zweiten Teil des Jahrzehnts mit einer Entspannung der Lage, für das Turnier in Slowenien setzt Wladimir Maximow indes auf den Königspositionen auf bewährte Kräfte. Im Tor steht der klublose Olympiasieger Andrej Lawrow (41), derweil im Rückraum noch immer der bald 40-jährige Alexander Tutschkin die Fäden zieht.

Das mit reichlich WM- und Olympia-Goldmedaillen dekorierte Ensemble will nach dreijähriger Durststrecke wieder an die Zeiten von Glanz und Gloria anknüpfen. Auf welcher Marke das Potenzial einzuschätzen ist, lässt sich beim Blick auf die Testergebnisse nicht schlüssig beurteilen. Im einen von zwei Spielen gegen Deutschland beispielsweise siegten die Russen 27:25, ehe sie am Sonntag mit 20:29 deklassiert wurden.

SCHWEDEN (33/6/1/26).
Der formstarke Titelhalter scheint zur Tilgung der modusbedingten WM-Schmach (13. Platz) bereit zu sein. Mit Ausnahme der verletzten Aufbauer Ljubomir Vranjes und Martin Frändesjö stehen Bengt Johansson alle Titulare zur Verfügung. Die Altersmixtur stimmt besser als an der letzten WM. Prägende Elemente der "Tre Kronor" sind die beiden Weltklasse-Torhüter Tomas Svensson (Hamburg) und Peter Gentzel (Nordhorn) sowie die Kieler Fraktion im Angriff. Junioren-Weltmeister Kim Andersson, der ab diesem Sommer im THW spielen wird, hat Altmeister Staffan Olsson im rechten Aufbau ins zweite Glied verdrängt.

Im Rückraum führt Kiels Captain Stefan Lövgren nach kurierter Fussblessur wieder Regie. Auf der Rechthänderposition vermag Martin Boquist einen gewaltigen Druck zu erzeugen. Am Kreis ist die Thronfolge von Magnus Wislander noch immer nicht hundertprozentig vollzogen. Der verhältnismässig junge 2-m-Mann Marcus Ahlm (25) stand im gewonnenen Vierländerturnier gegen Dänemark (33:30), Island (29:28)und Ägypten (30:26) im Schatten von König "Max".

UKRAINE (3/2/0/1).
In der Stammbesetzung ist die Nationalmannschaft der Ukraine praktisch identisch mit dem Champions-League-Teilnehmer und Serienmeister Saporoschje. Von der Stärke des besten Klubteams konnte sich beim 27:27-Heimremis auch der TBV Lemgo ein Bild machen. Noch ist unklar, in welcher Formation die Osteuropäer tatsächlich erscheinen werden; der (vorschnell) zum Sportinvaliden erklärte Lochman soll das Training wieder aufgenommen haben.

Sicher nicht dabei ist der nominell beste Torschütze des Landes; Oleg Welyky hat (allerdings unter Androhung der Ausbürgerung) den deutschen Pass und Einsätze im DHB im Visier. Aus Schweizer Sicht gilt es in erster Linie den Rechtshänder Juri Kostetski und den sehr talentierten Linkshänder Sergej Schelmenko im Auge zu behalten. Einen starken Eindruck hinterliess in der Vorbereitung der Mittelmann Juri Petrenko. Kontroversen entstanden um den Betreuerstab. Der vom nationalen Olympischen Komitee gewählte Trainer Sergej Kuschnirjuk stösst bei Saporoschjes Belegschaft mehrheitlich auf Ablehnung.

Schweizer Kader für die EM 2004 in Slowenien (22. Januar bis 1. Februar).
Tor: Christian Meisterhans (Kadetten Schaffhausen/Jahrgang 69/154 Spiele/1 Tor). Antoine Ebinger (St. Otmar St. Gallen/76/80/0). Pascal Stauber (RTV Basel/79/9/0). -- Feld: Simon Brogli (Kadetten Schaffhausen/78/27/30). Marco Kurth (Suhr/83/23/66). Manuel Liniger (Pfadi Winterthur/81/47/95). Urs Schärer (Grasshoppers/70/171/216). Iwan Ursic (Pfadi Winterthur/76/91/238). Martin Stettler (Wacker Thun/77/62/54). Marc Vonlanthen (Wacker Thun/25/23). Severin Brüngger (Grasshoppers/78/70/126). Daniel Fellmann (SG Stans/Luzern/84/11/26). Robbie Kostadinovich (Suhr/73/158/657). Tom Furer (Wacker Thun/82/14/35). Carlos Lima (Lemgo/70/174/342). Thomas Gautschi (Pfadi Winterthur/76/88/238). Trainer: Arno Ehret (De/50). -- Torhütertrainer: Lubomir Svajlen (Slk/Un/39).

(Sven Schoch/Si)

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