Harte Fronten im Libanon

publiziert: Freitag, 11. Mrz 2005 / 16:37 Uhr / aktualisiert: Freitag, 11. Mrz 2005 / 18:18 Uhr

Ein el Hilweh - Die palästinensischen Flüchtlinge im Libanon verspüren nach dem ungeklärten Mordanschlag auf den früheren Regierungschef Rafik Hariri wachsenden Druck.

Palästinenser leben im Libanon in einem rechtlosen Zustand.
Palästinenser leben im Libanon in einem rechtlosen Zustand.
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"Es wird jetzt über unsere Entwaffnung gesprochen. Warum? Sind wir die Einzigen, die in diesem Land Gewehre haben?", fragt wütend Chaled Arif, PLO-Chef in Ein el Hilweh, dem etwa 45 Kilometer südlich von Beirut gelegenen grössten Palästinensercamp im Libanon.

Nicht ohne Grund fürchten die Bewohner des trostlosen Lagers, sie könnten bei dem Konflikt um die politische Zukunft des Landes zwischen die Fronten geraten.

Nach unterschiedlichen Angaben leben bis zu 400 000 Palästinenser in Libanon, etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Es sind vor allem die Kinder und Enkel der im Nahost-Krieg von 1948 vertriebenen und geflüchteten Menschen.

Um die empfindliche Balance seiner Religionsgemeinschaften nicht zu stören, betreibt der Libanon eine Politik der gezielten Nicht-Integration. Die Palästinenser bekommen keine anständigen Papiere und dürfen 74 qualifizierte Berufe nicht ausüben.

Mit dem seit bald 60 Jahren andauernden Provisorium besteht der Libanon auf einer Rückkehr der Flüchtlinge, sobald sich Israel und die Palästinenser auf einen Frieden einigen.

Warten auf Zahlungen

Anders als im Westjordanland oder im Gazastreifen, wo viele des Kampfes müde sind, steht die Zeit in Ein el Hilweh politisch still. Von der libanesischen Armee abgeriegelt leben die von der UNO registrierten 45 337 Bewohner in gedrängt gebauten Häusern, die nur noch in die Höhe wachsen können.

Die Zahlungen der palästinensischen Führung seien seit zwei Monaten ausgeblieben, heisst es. Armut und Gewalt, auch die fast völlige Zerstörung in Kriegen, bestimmen das Leben der Menschen seit Jahrzehnten.

Angst vor neuen Angriffen

So massakrierten christliche Milizen unter den Augen der israelischen Invasionsarmee 1982 wohl mehr als tausend Palästinenser in den Lagern Schatila und Sabra. Die bewaffneten Gruppen der Palästinenser fürchten neue Angriffe und wollen nicht wehrlos sein.

"Wenn es für uns eine Lösung gäbe, gut. Aber so werden wir unsere Waffen nie abgeben", sagt ein mit seinem umgehängten Sturmgewehr wedelnder Sicherheitsmann des PLO-Chefs von Ein el Hilweh.

"Die palästinensischen Milizen müssen entwaffnet werden. Das ist einer der ersten Schritte. Wir dürfen nicht dulden, dass die libanesische Armee zu Gebieten in unserem Staat keinen Zugang hat", sagt dagegen ein Demonstrant aus den Reihen der Opposition auf dem Märtyrer-Platz in Beirut.

Brisante Hinweise

Brisant könnten zudem Hinweise auf die Verwicklung eines Palästinensers in das Attentat auf Hariri werden. Gesucht wird Ahmed Abu Adas aus Beirut, der spurlos verschwunden ist. Er soll der Mann sein, der sich in einer Videoaufnahme zu dem Anschlag bekannt hat.

Der Mann selbst und seine Kontakte bleiben ein Mysterium, auch nachdem seine Familie festgenommen wurde. Am Donnerstag fanden internationale Ermittler am Ort des Bombenanschlags im Zentrum Beiruts ein weiteres Leichenteil, das nun mit DNA-Proben der Angehörigen des Gesuchten verglichen werden soll.

Mehr als drei Wochen nach der Tat gilt der Fund auch als Beweisstück für schlampige Ermittlungen der Libanesen.

(Von Carsten Hoffmann/dpa)

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