Heikle Kriegsschuld

publiziert: Donnerstag, 3. Apr 2003 / 12:24 Uhr / aktualisiert: Freitag, 4. Apr 2003 / 17:23 Uhr

Bei dem ganzen Gerede über Krieg und Frieden entsteht dieser Tage manch reisserische Theorie. So will die renommierte deutsche Wochenzeitung Die Zeit die wahren Gründe für den Krieg in Irak aufgedeckt haben. In einem Interview behauptet ein UNO-Waffeninspektor, nicht Saddam Hussein und auch nicht die USA und die Briten seien eigentlich am Krieg Schuld. Nein, die Kriegsgegner Deutschland, Frankreich und Russland seien dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Sie hätten Saddam Spielraum vorgetäuscht und damit den Drohgebärden die Luft aus den Segeln genommen. CDU Parteivorsitzende Angela Merkel musste sich nicht zweimal bitten lassen. Wie eine ausgehungerte Wölfin stürzte sie sich am Donnerstag vor dem deutschen Bundestag auf die Äusserungen eines frustrierten UNO-Waffeninspekteurs. Endlich hatte sie als Kriegsbefürworterin und Christdemokratin bei den ganzen Diskussionen um Krieg oder Frieden in Deutschland wieder was zu beissen. Schröder habe den Krieg sicher nicht gewollt, doch nun müsse er den Tatsachen ins Auge sehen und diese auch akzeptieren. Soll der Kanzler nun die Kriegsschuld tragen? Nun, das geht doch ein bisschen zu weit. Und darüber nachzusinnieren, ist auch der falsche Zeitpunkt. Mit der Kriegsschuldfrage sollten sich der deutsche Bundestag und die europäische Öffentlichkeit nun wirklich nicht aufhalten. Der Krieg wird gekämpft und die Kriegsschuld - so soll hier mal mutig behauptet werden - trägt entweder Saddam oder die amerikanische Administration. Die wahre Schuld kann in zwanzig Jahren von Historikern untersucht werden. Jetzt gilt es, das Ausmass der militärischen Intervention im Irak auf die ganze arabische Region zu verstehen und möglichst schnell einen Wiederaufbau-Plan zu entwickeln. Neben der humanitären Hilfe geht es in erster Linie darum, eine gesunde irakische Identität zu fördern. Auf nachhaltige amerikanische Hilfe wird man vergeblich warten. Das Erstaunen der amerikanischen Politiker und Medien über die feindliche Haltung gegenüber ihren Soldaten, zeigt deutlich, wie wenig sie über den Nahen Osten verstehen. Amerikaner werden dort mit jüdischen Israelis gleichgesetzt und diese wiederum als Besatzungsmacht wahrgenommen. Dazu kommt, dass sich heute kein arabischer Staat mit reinem Gewissen eine Demokratie nennen kann. Seit der Ausrufung der Republik im Jahre 1958 wird der Irak von brutalen Armeegenerälen geführt. Warum sollten die Amerikaner gerade in diesem Land ihre Vorstellung von Demokratie erfolgreich fördern können? Aus dem Irak eine Demokratie zu machen, das ist keine amerikanische Sache, denn gute Diplomaten hat die derzeitige amerikanische Administration nicht hervorgebracht. Für einen Demokratisierungsprozess im Irak wird es viel politisches Feingefühl brauchen, und bei diesem Prozess wäre eine starke Europäische Union sehr förderlich. Nach seiner Rede vor dem deutschen Bundestag, kurz bevor ihn Merkel dazu aufforderte, die Kriegsschuld zu akzeptieren, da sprach Schröder dreissig Minuten über den Aufbau des Iraks. Er sprach davon, dass die UNO das zentrale Organ beim Wiederaufbau des Irak einnehmen sollte, von der Bedeutung einer europäischen Einheit und vom schellen Aufbau einer europäischen Armee. Offenbar hat der deutsche Kanzler erkannt, wo er seine Macherqualitäten zeigen kann. Und auf der Macherseite zu stehen, ist politisch sinnvoll. Denn wer zu vorsichtig agiert und sich gegen kriegsbefürwortende Resolutionen stemmt, dem wird die Kriegsschuld offenbar gleich selber angehängt.

(Barnaby Skinner/news.ch)

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