Schiffsunglück mit rund 700 Menschen
Helfer suchen nach Überlebenden vor Sizilien
publiziert: Sonntag, 19. Apr 2015 / 14:59 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 19. Apr 2015 / 23:57 Uhr
Rom - Nach der Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer suchen Helfer von zahlreichen zum Unglücksort gefahrenen Schiffen nach Überlebenden. «Sie suchen buchstäblich unter den im Wasser treibenden Leichen nach Überlebenden», sagte der Regierungschef von Malta, Joseph Muscat.
«Dies ist möglicherweise die grösste Tragödie, die sich jemals im Mittelmeer ereignet hat», sagte Muscat. Unter den Toten seien Kinder, Frauen und Männer. Insgesamt 17 Schiffe waren am Sonntag am Unglücksort rund 110 Kilometer vor der Küste Libyens im Einsatz.
Das Flüchtlingsschiff mit rund 700 Menschen an Bord war in der Nacht zum Sonntag gekentert. 28 Menschen wurden von einem Handelsschiff gerettet, laut dem UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR gibt es wohl keine weiteren Überlebenden.
Das eigentliche Drama ereignete sich offenbar, als die rund 700 Flüchtlinge beim Eintreffen eines zu Hilfe kommenden Frachters alle auf eine Seite des kenternden Schiffes eilten.
Muscat sagte, die Tragödie sei ein weiterer Beweis, dass Italien und Malta mehr Unterstützung von den europäischen Partnern benötigten. Zwar gebe es «ermutigende Signale», es müsse aber gehandelt werden, forderte er.
«Eine Tragödie ereignet sich im Mittelmeer», sagte Muscat. «Es wird eine Zeit kommen, zu der Europa für seine Untätigkeit verurteilt wird, so wie es verurteilt wurde, als es beim Genozid wegschaute.»
Krisensitzung der EU
Die Europäische Union berief eine Krisensitzung ein. Die EU-Kommission äusserte sich am Sonntag in Brüssel «zutiefst betroffen» von dem Unglück mit Hunderten Toten.
Die EU kündigte eine Dringlichkeitssitzung der Innen- und Aussenminister der EU-Länder an. Dabei solle es vor allem darum gehen, mit den Herkunfts- und Transitländern daran zu arbeiten, die Flüchtlinge von der gefährlichen Reise über das Mittelmeer abzuhalten.
Italiens Regierungschef Matteo Renzi sagte alle Termine ab und reiste nach Rom zurück, wo er für den späten Nachmittag ein Ministertreffen einberief. Frankreichs Präsident François Hollande telefonierte mit Renzi. «Wir haben darüber beraten, wie wir rasch handeln können», sagte Hollande laut dem französischen Sender «Canal Plus».
Italiens Innenminister Angelino Alfano berichtete EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos über die neue Flüchtlingstragödie im Mittelmeer. Der EU-Kommissar wird am Donnerstag in Rom zu Gesprächen erwartet.
Papst: «Männer und Frauen wie wir»
Kritiker werfen der EU seit langem Tatenlosigkeit angesichts des Massensterbens im Mittelmeer vor. Zu diesen Kritikern zählt auch Papst Franziskus. Er rief die internationale Gemeinschaft am Sonntag auf, angesichts der sich häufenden Flüchtlingstragödien «entschieden und schnell» zu handeln.
Mit Blick auf das Unglück sagte er beim Angelus-Gebet vor den Gläubigen auf dem Petersplatz, es seien «Männer und Frauen wie wir, Brüder auf der Suche nach einem besseren Leben». Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einer «von Menschen gemachten Tragödie».
Keine Rettungsmission
Italien hatte im vergangenen Herbst die Rettungsmission «Mare Nostrum» eingestellt, weil sich die EU-Partner nicht an der Finanzierung des Marineeinsatzes beteiligen wollten. Seitdem läuft unter Führung der EU-Grenzschutzagentur Frontex die deutlich kleinere Mission «Triton», die aber vorwiegend der Sicherung der EU-Aussengrenzen und nicht der Rettung der Flüchtlinge dient.
Einige EU-Staaten hatten Italien vorgeworfen, mit «Mare Nostrum» die Flüchtlinge zu der gefährlichen Überfahrt ermutigt zu haben. Kritiker werfen der EU nun aber vor, mit «Triton» den Tod von Flüchtlingen in Kauf zu nehmen.
Das Flüchtlingsschiff mit rund 700 Menschen an Bord war in der Nacht zum Sonntag gekentert. 28 Menschen wurden von einem Handelsschiff gerettet, laut dem UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR gibt es wohl keine weiteren Überlebenden.
Das eigentliche Drama ereignete sich offenbar, als die rund 700 Flüchtlinge beim Eintreffen eines zu Hilfe kommenden Frachters alle auf eine Seite des kenternden Schiffes eilten.
Muscat sagte, die Tragödie sei ein weiterer Beweis, dass Italien und Malta mehr Unterstützung von den europäischen Partnern benötigten. Zwar gebe es «ermutigende Signale», es müsse aber gehandelt werden, forderte er.
«Eine Tragödie ereignet sich im Mittelmeer», sagte Muscat. «Es wird eine Zeit kommen, zu der Europa für seine Untätigkeit verurteilt wird, so wie es verurteilt wurde, als es beim Genozid wegschaute.»
Krisensitzung der EU
Die Europäische Union berief eine Krisensitzung ein. Die EU-Kommission äusserte sich am Sonntag in Brüssel «zutiefst betroffen» von dem Unglück mit Hunderten Toten.
Die EU kündigte eine Dringlichkeitssitzung der Innen- und Aussenminister der EU-Länder an. Dabei solle es vor allem darum gehen, mit den Herkunfts- und Transitländern daran zu arbeiten, die Flüchtlinge von der gefährlichen Reise über das Mittelmeer abzuhalten.
Italiens Regierungschef Matteo Renzi sagte alle Termine ab und reiste nach Rom zurück, wo er für den späten Nachmittag ein Ministertreffen einberief. Frankreichs Präsident François Hollande telefonierte mit Renzi. «Wir haben darüber beraten, wie wir rasch handeln können», sagte Hollande laut dem französischen Sender «Canal Plus».
Italiens Innenminister Angelino Alfano berichtete EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos über die neue Flüchtlingstragödie im Mittelmeer. Der EU-Kommissar wird am Donnerstag in Rom zu Gesprächen erwartet.
Papst: «Männer und Frauen wie wir»
Kritiker werfen der EU seit langem Tatenlosigkeit angesichts des Massensterbens im Mittelmeer vor. Zu diesen Kritikern zählt auch Papst Franziskus. Er rief die internationale Gemeinschaft am Sonntag auf, angesichts der sich häufenden Flüchtlingstragödien «entschieden und schnell» zu handeln.
Mit Blick auf das Unglück sagte er beim Angelus-Gebet vor den Gläubigen auf dem Petersplatz, es seien «Männer und Frauen wie wir, Brüder auf der Suche nach einem besseren Leben». Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einer «von Menschen gemachten Tragödie».
Keine Rettungsmission
Italien hatte im vergangenen Herbst die Rettungsmission «Mare Nostrum» eingestellt, weil sich die EU-Partner nicht an der Finanzierung des Marineeinsatzes beteiligen wollten. Seitdem läuft unter Führung der EU-Grenzschutzagentur Frontex die deutlich kleinere Mission «Triton», die aber vorwiegend der Sicherung der EU-Aussengrenzen und nicht der Rettung der Flüchtlinge dient.
Einige EU-Staaten hatten Italien vorgeworfen, mit «Mare Nostrum» die Flüchtlinge zu der gefährlichen Überfahrt ermutigt zu haben. Kritiker werfen der EU nun aber vor, mit «Triton» den Tod von Flüchtlingen in Kauf zu nehmen.
(bert/sda)
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