«Hilflose» USA nach Atomtest

publiziert: Montag, 9. Okt 2006 / 17:14 Uhr

Washington - Die Vereinigten Staaten mögen den Atomwaffentest der nordkoreanischen Führung als «Provokation» empfinden - viel ausrichten können sie dagegen zunächst einmal nicht.

Ob die USA zu militärischen Mitteln greifen würden könne Donald Rumsfeld nicht beantworten.
Ob die USA zu militärischen Mitteln greifen würden könne Donald Rumsfeld nicht beantworten.
13 Meldungen im Zusammenhang
Nachdem sich Nordkorea 2005 zur Atommacht erklärt hatte, ist seit Montag klar, dass es sich wohl tatsächlich in den Kreis der Kernkraftmächte eingereiht hat - und dass es die Waffen an weitere Gegner der USA weitergeben könnte.

Jeder vernünftige Mensch müsse die Sorge teilen, dass eine Atommacht ihre Waffen weiterverbreite, sagte Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vergangene Woche. Ob die USA zu militärischen Mitteln greifen würden, sei eine sehr wichtige Frage - aber eine Frage, die er nicht beantworten könne.

Starker Gegner

Fachleute aus den USA weisen darauf hin, dass der US-Regierung in militärischer Hinsicht die Hände gebunden sind. Zwar hat die Armee im Pazifik etliche U-Boote und Kriegsschiffe sowie Kampfflugzeuge auf der Insel Guam stationiert.

Dazu kommen schätzungsweise 28 000 US-Soldaten, die mit einer 670 000 Mann starken einheimischen Truppe in Südkorea bereitstehen. Nordkorea allerdings hat die viertgrösste Armee der Welt.

Mit 1,2 Millionen Soldaten, zahlreichen Chemie-Waffen und rund 11 000 Artilleriegeschützen könnte die kommunistische Führung das mit den USA verbündete Nachbarland Südkorea mit Tod und Verwüstung überziehen.

Auch Japan womöglich in Gefahr

Fachleute halten es für möglich, dass Nordkorea seine Kurz- und Mittelstreckenraketen schon jetzt mit Atomsprengköpfen ausrüsten kann, so dass auch Japan und die dort stationierten 40 000 US-Soldaten in Gefahr wären.

«Sobald es einmal losgeht, kann man nicht wissen, wie weit sie gehen», sagt Michael O'Hanlon, ein Militärexperte vom US-Institut Brookings. Einen Militäreinsatz könnten die USA nur mit Mühe rechtfertigen, betonen O'Hanlon und weitere Fachleute - zumal sie damit wohl auch China und Südkorea gegen sich aufbringen würden.

Denn die beiden Länder fürchten die Millionen Flüchtlinge, die sie dann bei sich aufnehmen müssten, mindestens so sehr wie Nordkoreas Atombomben.

Wo ist das Plutonium?

Ausserdem gebe es ganz praktische Gründe, die gegen einen Militäreinsatz sprächen: «Was würden wir denn angreifen?», fragt Robert Einhorn, ein früherer Staatssekretär im US-Aussenministerium, der sich mit der möglichen Verbreitung von Massenvernichtungswaffen beschäftigt hat.

Die USA nehmen laut Einhorn an, dass Nordkorea ein Anreicherungsprogramm und ausreichend Plutonium für zehn oder elf Bomben hat. «Aber wir haben keine Ahnung, wo.»

Seeblockade denkbar

Immerhin könnten die USA eine Seeblockade gegen Nordkorea errichten, damit Pjöngjang kein Kernkraftmaterial verschiffen kann. Etwas Ähnliches versuchen sie mit ihrer «Sicherheitsinitiative» gegen die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen - mehrere Länder machen bei der Jagd nach verdächtigen Schiffen mit.

Aber schon dieses Programm habe seine Schwachstellen, gab Rumsfeld unlängst zu. «Es ist nicht vollkommen, es ist keine vollständige Absicherung, um die Weitergabe zu verhindern - aus vielen Gründen.»

(von Jim Mannion/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Juneau - US-Aussenministerin ... mehr lesen
US-Aussenministerin Condoleezza Rice.
Nordkorea habe das Recht zum Besitz von Atomwaffen.
Seoul - Nordkorea hat die ... mehr lesen
New York - Der UNO-Sicherheitsrat hat seine Beratungen zu dem weltweit ... mehr lesen
China will einen Artikel, der Gewalt ausschliesst, in die Resolution einfliessen lassen.
UNO-Botschafter Peter Maurer.
New York - In einer Debatte der ... mehr lesen
New York - Im Konflikt um den angeblichen Atomwaffentest von Nordkorea hat die Regierung ihre Drohgebärden verschärft. Das Land bezeichnete die Bemühungen der USA um UNO-Sanktionen als Kriegserklärung. mehr lesen 
Weitere Artikel im Zusammenhang
New York - Trotz intensiver ... mehr lesen
John Bolton: «Wir sind uns einig, dass rasch gehandelt werden muss.»
Nordkorea drohte am Dienstag mit Atomraketen. (Archivbild)
New York - Ein Bericht über einen ... mehr lesen
Peking - Am Tag nach seinem ... mehr lesen
Luxusgüter sollen nicht mehr nach Nordkorea gelangen.
Der Weltsicherheitsrat trat in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.
Bern - Mit seinem ersten ... mehr lesen
Pjöngjang - Auch die Schweiz verurteilt den Atomwaffentest in Nordkorea. mehr lesen
Nordkorea sei von der Schweiz wiederholt aufgefordert worden, dem Atomsperrvertrag wieder beizutreten.
Etschmayer Die US-Regierung musste in der letzten Zeit einige harte Schläge einstecken. Nachdem Bob Woodwards Buch 'State of Denial' alle Befürchtungen bestätigt ... mehr lesen 
Shinzo Abe will auch über den nordkoreanischen Atombombentest sprechen.
Seoul - Nach seinem Besuch in ... mehr lesen
Seoul - Nordkorea hat zum ersten Mal eine Atomwaffe getestet und damit die internationale Gemeinschaft brüskiert. ... mehr lesen
Kim Jong II liess sich nach dem Test von der Bevölkerung feiern.
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Do Fr
Zürich 4°C 7°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen trüb und nass
Basel 5°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen trüb und nass
St. Gallen 3°C 4°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen trüb und nass
Bern 4°C 6°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 5°C 8°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 6°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 7°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten