Himmelsscheibe von Nebra in Basel

publiziert: Mittwoch, 27. Sep 2006 / 12:46 Uhr

Basel - Die weltweit älteste konkrete Kosmos-Darstellung ist ab Freitag in Basel zu sehen: Das Historische Museum zeigt die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra.

Die Himmelsscheibe ist das Prunkstück der Ausstellung.
Die Himmelsscheibe ist das Prunkstück der Ausstellung.
Raubgräber hatten das Kleinod verscherbeln wollen, waren aber 2002 in Basel erwischt worden.

«Der geschmiedete Himmel», heisst die Schau, die nach Halle (D), Kopenhagen, Wien und Mannheim bis zum 29. Januar in Basel Station macht. Sie wurde dazu um Schweizer Aspekte und Exponate ergänzt.

Die bisherigen Stationen verzeichneten jeweils 100 000 bis 300 000 Besuchende, wie Verantwortliche am Mittwoch vor den Medien in Basel sagten.

Weltbild der Bronzezeit

Über tausend Exponate aus über 30 Museen in Europa lassen bronzezeitliche Mythen und Riten wieder aufleben und das Bild der vor rund 3600 Jahren entstandenen Himmelscheibe besser verstehen. Die Scheibe beschreibt das Weltbild der Bronzezeit: Man stellte sich die Erde als Scheibe vor, über der sich kuppelförmig der Himmel wölbt.

Das Kultobjekt ist eine komplexe astronomische Uhr, die Sonnen- und Mondkalender miteinander verknüpft. Die Sonne gab Tag und Jahr vor, der Mond den neuen Monat.

Der Mondkalender ist indes elf Tage kürzer als der Sonnenkalender; die bronzezeitlichen Menschen machten also die selben astronomischen Beobachtungen, die erst tausend Jahre später die Babylonier erstmals beschrieben.

Auf höchstem Niveau kodiert

Die Scheibe war laut Forschern etwa 400 Jahre im Gebrauch, bis das Wissen darum verloren ging. Sie sei einzigartig, weil sie ohne mythologische Ergänzungen astronomische Phänomene präzise beschreibt, erklärte Harald Meller, Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle - und dies auf höchstem Niveau kodiert.

Heute ist die Bronzescheibe mit Goldauflagen die älteste bekannte Himmelsdarstellung der Menschheitsgeschichte: ein Schlüsselfund für Archäologie, Astronomie und Religionsgeschichte. Sie wurde zusammen mit Prunkschwertern, Schmuck und anderem im deutschen Mittelberg bei Nebra (Sachsen-Anhalt) vergraben.

(rr/sda)

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