Historiker Walther Hofer 85 Jahre alt

Grosse Beachtung fand insbesondere sein Standardwerk «Der Nationalsozialismus. Dokumente 1933-1945», das Hofer 1957 veröffentlichte. Es erreichte eine Auflage von 1,2 Millionen und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Für sein Gesamtwerk erhielt der Autor das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

Geboren wurde Walther Hofer am 10. November 1920 in Kappelen bei Aarberg BE. Nach Studien in Bern und Zürich lehrte er in Berlin, New York, schliesslich an der Universität Bern.

Vor vier Jahren erschien seine bisher letzte Publikation «Hitler, der Westen und die Schweiz 1936-1945», die er zusammen mit dem amerikanischen Historiker Herbert R. Reginbogin verfasste.

Forschungstätigkeit und Hofer-Club

Unter anderem wurde darin festgehalten, dass nicht in erster Linie die Schweiz - wie etwa der Eizenstat-Bericht stipulierte - sondern die engen Wirtschaftsverflechtungen der USA und Englands mit Deutschland eine Schlüsselrolle in der Finanzierung der deutschen Kriegsmaschinerie und der Verlängerung des Krieges spielten.

Neben seiner Forschungstätigkeit profilierte sich Walther Hofer auch als Politiker. Er sass für die Schweizerische Volkspartei im Nationalrat, war Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats und setzte sich in der Schweizerischen Radio- und Fernsehvereinigung («Hofer-Klub») gegen die - seiner Meinung nach - journalistischen Linkstendenzen in den elektronischen Medien ein.

Zudem verstrickte sich Hofer in einen Rechtsstreit mit den Nachfahren des Zürcher Anwalts Wilhelm Frick, den er 1983 als «Vertrauensanwalt der Gestapo» bezeichnet hatte. Hofer verlor den Streit sogar vor Bundesgericht. Dieser Makel bleibt, obwohl der Ständerat den Verurteilten 2001 moralisch rehabilitert hat.

(smw/sda)