Hitzfeld: «Eine meiner schlimmsten Niederlagen»

publiziert: Donnerstag, 11. Sep 2008 / 14:28 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 11. Sep 2008 / 17:22 Uhr

Mit zwölf Stunden Abstand zur blamablen 1:2-Niederlage gegen Luxemburg nahm Nationalcoach Ottmar Hitzfeld heute Mittag in Riehen nochmals Stellung zum Debakel von Zürich. «Das war eine meiner schlimmsten Niederlagen.»

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Er sei aber kein Mensch, der bei Rückschlägen sofort aus der Bahn gerate. Er habe in keinem Moment an Rücktritt gedacht. «Wenn es brennt, bin ich noch motivierter. Ich werde alles daran setzen, dass wir die WM-Qualifikation noch schaffen. Ich gebe noch lange nicht auf, wir haben noch acht Spiele vor uns.»

Ottmar Hitzfeld, haben Sie letzte Nacht überhaupt eine Minute Schlaf gefunden?

Ottmar Hitzfeld: «Natürlich war es eine unruhige Nacht mit einem ganz bösen Erwachen. Die Gedanken an die bittere Blamage waren sofort wieder da. Es war ein Hammerschlag für alle gewesen, für mich, die Spieler, die Journalisten und auch die Fans.»

Was war in Ihren Augen der Hauptgrund für dieses Debakel?

Hitzfeld: «Wir haben es nach dem 1:1, das für uns in einem psychologisch idealen Zeitpunkt fiel, nicht geschafft, die Konzentration hochzuhalten. Obwohl noch genügend Zeit zur Verfügung stand, hat die Mannschaft den Kopf verloren. Sie hat zu wenig Nervenstärke und Klasse gezeigt. Ich hoffte auf die Spieler, denen ich das Vertrauen geschenkt hatte, doch einige waren nur mit sich selber beschäftigt.»

Was werfen Sie sich selber vor?

Hitzfeld: «Natürlich werde ich alles knallhart analysieren. Bei einer solchen Niederlage gibt es immer etwas zu ändern. Ich habe mir Gedanken gemacht, ob das Risiko zu gross gewesen war, Alex Frei einzusetzen. Er hat das Spiel aber nicht verloren. Wir hätten Luxemburg auch ohne ihn schlagen müssen. Auch mit mehreren U21-Spielern hätten wir gegen diesen Gegner gewinnen müssen.»

Waren die Spieler überfordert?

Hitzfeld: «Das weiss ich nicht. Alle sind taktisch und spielerisch gut ausgebildet. Ich denke, es war ein Problem der Psyche. Die Spieler haben die 'gefühlte Niederlage' in Israel noch nicht verkraftet. Je länger es dann 0:0 stand, desto mehr Druck spürten sie. Eventuell wäre bei einer 1:0-Führung der Knoten geplatzt. Doch dann fiel dieses 0:1, das nicht unhaltbar war. Es verkrampfte die Mannschaft noch mehr.»

Fühlen Sie sich von der Mannschaft im Stich gelassen?

Hitzfeld: «Nein, das wäre eine zu einfache Erklärung. Sie wollte wohl zu viel und war der Aufgabe nicht ganz gewachsen. Einige Spieler waren nicht in sehr guter Verfassung eingerückt, weil sie in ihren Klubs nicht regelmässig spielen. Diese Probleme haben sie mitgebracht.»

Sie haben die Konkurrenz-Situation im Kader neu belebt. Waren die Spieler diesem neuen Druck nicht gewachsen?

Hitzfeld: «Es ist schon auch möglich, dass einige deswegen überfordert waren. Wir haben aber nur gegen Luxemburg gespielt und nicht gegen Italien oder so. Jeder Spieler müsste eigentlich in der Lage sein, gegen einen solchen Gegner gut zu spielen.»

Das nächste Spiel steht erst in einem Monat an.

Hitzfeld: «Das ist der einzige Grund, weshalb ich bereue, nicht mehr Klubtrainer zu sein. Es wäre optimal, sich in drei Tagen mit einer anderen Leistung rehabilitieren zu können wie im Verein. Vielleicht aber finden die Spieler bis zur nächsten Partie in ihren Klubs wieder zur Bestform zurück. Für mich gilt es nun, die notwendigen Schritte zur Besserung einzuleiten. Ich werde bis dahin noch Gespräche mit einigen Leistungsträgern führen.»

Was ist nach Spielschluss in der Kabine abgelaufen?

Hitzfeld: «Ich habe noch zur Mannschaft gesprochen und ihr gesagt, dass wir gemeinsam gewinnen und gemeinsam verlieren. Wir haben Mist gebaut und müssen uns dem stellen. Es muss jetzt jeder selbstkritisch sein und nicht über Mitspieler herfallen. Wir müssen diese Krise zusammen meistern. Für mich gilt, die Ärmel hochzukrempeln und das Team wieder in eine psychisch stabile Verfassung zu bringen.»

Hat die Niederlage Folgen für einzelne Spieler?

Hitzfeld: «Es ist jetzt noch zu früh, über die nächste Startformation zu sprechen. Jetzt einfach neue Spieler aus der U21 zu holen wäre wohl der falsche Ansatz. Unser Sichtungssystem ist gut und wir haben schon die besten Spieler erfasst. Für den einen oder anderen wird sich aber bestimmt eine Türe öffnen.»

(René Baumann, Riehen/Si)

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