Assad skeptisch

Hoffnungen auf Waffenruhe in Syrien in weiter Ferne

publiziert: Dienstag, 16. Feb 2016 / 08:16 Uhr
Baschar al-Assad zweifelt an einer Waffenruhe.
Baschar al-Assad zweifelt an einer Waffenruhe.

Beirut - Die Hoffnungen auf einen Waffenstillstand in Syrien rücken weiter in die Ferne. Der syrische Präsident Baschar al-Assad zeigte sich skeptisch zu der von der internationalen Kontaktgruppe angestrebten Feuerpause für sein Land.

8 Meldungen im Zusammenhang
In der Praxis sei es «schwierig», über eine Feuerpause zu reden, sagte Assad laut der amtlichen Nachrichtenagentur Sana am Montag. Die Syrien-Kontaktgruppe wolle zum Ende der Woche eine Waffenruhe. «Wer ist fähig, alle Bedingungen binnen einer Woche zu schaffen? Niemand.»

«Waffenruhen kommen zwischen Armeen und Staaten vor, aber nicht zwischen einem Staat und Terroristen, dieser Begriff ist also falsch», fuhr der Machthaber demnach fort. Er beschuldigte den Westen, die Türkei und Saudi-Arabien, den Terrorismus zu unterstützen.

Jeder sei ein Terrorist, der die Waffen gegen den syrischen Staat und sein Volk erhebe. Das in der saudiarabischen Hauptstadt Riad ansässige Hohe Verhandlungskomitee (HNC) der Opposition nannte Assad eine «Mischung aus Verrätern und Terroristen».

50 Tote

Verschärft wurden die Spannungen in Syrien zuletzt durch Raketenangriffe auf mindestens fünf Spitäler und zwei Schulen in den nördlichen Provinzen Aleppo und Idlib, bei denen am Montag nach UNO-Angaben fast 50 Menschen ums Leben kamen, darunter viele Kinder. Von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) veröffentlichte Bilder einer Klinik in der Stadt Maret al-Numan (Provinz Idlib) zeigten das Ausmass der Zerstörung.

MSF ging allein dort von mindestens sieben Toten und weiteren acht vermissten Mitgliedern des Klinikpersonals aus, die wahrscheinlich ebenfalls umgekommen seien. Die Organisation sprach von einem anscheinend «gezielten Angriff» auf die Klinik, legte sich aber nicht fest, wer die Schuld daran trägt.

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach von einem Verstoss gegen internationales Recht und erklärte, die Angriffe würden «ein Schatten» auf die Bemühungen um ein Ende des seit fast fünf Jahre dauernden Bürgerkriegs werfen.

Der syrische Botschafter in Moskau warf den USA vor, für den Angriff auf das von Ärzte ohne Grenzen betriebene Krankenhaus in Idlib verantwortlich zu sein. Russland habe nichts damit zu tun, es handele sich um einen «Propaganda-Krieg» der USA, sagte Riad Haddad dem staatlichen russischen Fernsehen.

De Mistura verhandelt in Damaskus

Aus Regierungskreisen in Damaskus verlautete, der Syrien-Gesandte Staffan de Mistura sei am Montag in die syrische Hauptstadt gereist und wolle dort am Dienstag Muallem treffen. Bei den Gesprächen solle es um den geplanten Waffenstillstand und den Zugang zu Hilfslieferungen gehen. Auch die für Ende Februar geplante Wiederaufnahme der Genfer Friedensgespräche sei Thema.

Die Syrien-Kontaktgruppe hatte sich in der Nacht zum Freitag in München auf eine Feuerpause in dem Bürgerkriegsland verständigt, die binnen einer Woche in Kraft treten soll. Der Kampf gegen die Terrormiliz IS und andere radikale Gruppen soll aber fortgesetzt werden. Laut der Vereinbarung sollte die Gewalt in dem Bürgerkrieg «sofort reduziert» werden. Davon kann jedoch bislang keine Rede sein.

Türkei und Russland

Zudem verschärft sich der Ton zwischen der Türkei und Russland zunehmend. Moskau warf Ankara am Montag wegen seiner Angriffe auf kurdische Einheiten und syrische Regierungstruppen Unterstützung des «internationalen Terrorismus» vor. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu bezichtigte Russland, sich wie «eine Terrororganisation» zu verhalten.

Die türkische Armee beschiesst seit Tagen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) im Norden Syriens, um zu verhindern, dass sie ihr Gebiet ausdehnen. Ankara betrachtet die YPG als syrischen Ableger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), während der Westen sie als wichtigen Verbündeten gegen die Dschihadisten sieht. Russland fliegt seit Ende September zur Unterstützung der syrischen Armee Luftangriffe auf Dschihadisten und andere Rebellen in Syrien.

Derweil eroberten die von Kurden geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) nach Angaben von Aktivisten die strategisch wichtige Stadt Tall Rifaat in der nordsyrischen Provinz Aleppo aus der Hand von Rebellen. Das teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit, deren Angaben vor Ort kaum zu überprüfen sind. Damit halten die Rebellen nur noch wenige Bastionen in Aleppo, darunter Marea östlich von Tall Rifaat und die Grenzstadt Asas.

(bg/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Washington - Die belagerte syrische ... mehr lesen
Im bosnischen Srebrenica wurden tausende von Moslems getötet - Man spricht vom Genozit.
Präsident Baschar al-Assad: Voraussetzung für eine Waffenruhe sei u.a., dass die «Terroristen» die Waffenruhe nicht ausnutzten. (Archivbild)
Beirut - Der syrische Präsident Baschar al-Assad hat sich unter bestimmten Bedingungen zu einer Waffenruhe in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land bereiterklärt. Unter anderem müssten ... mehr lesen
Istanbul - Der türkische Präsident ... mehr lesen 1
Recep Tayyip Erdogan schiesst scharf in Richtung USA.
Barack Obama möchte das Russland dazu beiträgt einen politischen Übergang in Syrien zu vermitteln. (Archivbild)
Rancho Mirage - Die verstärkte russische Militärintervention in Syrien wird nach Ansicht von US-Präsident Barack Obama den Bürgerkrieg in dem Land nicht stoppen. Für Präsident Wladimir ... mehr lesen
Damaskus - Nach Luftangriffen auf ... mehr lesen
Staffan da Mistura hat sich in Damaskus zu Wort gemeldet. (Archivbild)
Weitere Artikel im Zusammenhang
Damaskus - Nach der Münchner Vereinbarung sollte die Gewalt in Nordsyrien in eine Feuerpause übergehen. Am Montag passierte genau das Gegenteil: Bei Luftangriffen auf Spitäler ... mehr lesen
München - Die syrische Opposition hat die in München verabredete Feuerpause ... mehr lesen
Ruhen in Syrien bald die Waffen?
New York - Unter dem Eindruck ... mehr lesen 1
Die...
weltweit durchgeführte Aggression des Daesh (IS) wird sich als deren grösster Fehler erweisen. Wer sich mit derart zahlreichen Ländern anlegt, kann letztlich nur den Kürzeren ziehen.
Dies gilt natürlich nur dann, wenn schnell, entschlossen und auf allen Ebenen reagiert wird: gesellschaftlich, diplomatisch zwischen den Betroffenen und militärisch.
Es könnte sich als katastrophaler Fehler heraus stellen, so lange zu zusehen, bis sich durch dunkle Kanäle weit gefährlichere Waffen beim Daesh einfinden.
Eine Erfolg versprechende Verhandlungsstrategie mit den Terroristen ist nicht absehbar. Gewalt ist leider die einzige Sprache, die diese Mörderbanden verstehen.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 21
Das neue Material kann nicht nur den Aufprall von Basaltpartikeln und grösseren Aluminiumsplittern absorbieren, sondern diese Geschosse auch nach dem Aufprall konservieren. (Symbolbild)
Das neue Material kann nicht nur den Aufprall von Basaltpartikeln und ...
SynBio-Material TSAM besteht aus Proteinen  Ein Team aus Kent unter der Leitung der Professoren Ben Goult und Jen Hiscock hat ein bahnbrechendes neues stossdämpfendes Material entwickelt und patentiert, das sowohl den Verteidigungssektor als auch die Planetenforschung revolutionieren könnte. mehr lesen 
Die ETH Zürich und das Technologiezentrum des VBS - armasuisse Wissenschaft und Technologie - lancieren ein gemeinsames Programm für Sicherheitsrobotik. Während fünf Jahren investiert das Bundesamt für Rüstung armasuisse dabei zweieinhalb Millionen Franken in ausgewählte Forschungsprojekte. mehr lesen  
Fotografie Ärzte ohne Grenzen und Magnum: 50 Jahre im Einsatz  2021 markierte das 50-jährige Bestehen von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Fronitères (MSF). Die Photobastei Zürich nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, um in einer Fotoausstellung gemeinsam mit der internationalen Fotoagentur Magnum auf 50 Jahre medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten zurückzublicken. mehr lesen  
Übung mit 500 Helfern  Mit einem simulierten Attentat im Stade de France ist am Dienstag ein Worst-Case-Szenario für die EM in Frankreich durchgespielt worden. mehr lesen  
Über 500 Menschen waren an der Übung beteiligt.
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 11°C 25°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Basel 13°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
St. Gallen 11°C 22°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wolkig, aber kaum Regen
Bern 11°C 24°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Luzern 12°C 25°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wolkig, aber kaum Regen
Genf 11°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig vereinzelte Gewitter
Lugano 14°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig vereinzelte Gewitter vereinzelte Gewitter
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten