Hoffnungsträger Suleiman - Konfliktferne

publiziert: Sonntag, 25. Mai 2008 / 18:02 Uhr

Beirut - In einem innerlich zerissenen Land hat er die Einheit der Streitkräfte bewahrt - diese Leistung machte Libanons Armeechef Michel Suleiman zum einzig vorstellbaren Kandidaten für das Präsidentenamt, in das er am Sonntag gewählt wurde.

Michel Suleiman nach seiner Wahl am Sonntag.
Michel Suleiman nach seiner Wahl am Sonntag.
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Als maronitischer Christ erfüllt der General die Verfassungsvorschrift für das Staatsoberhaupt, konfessionellen Streitigkeiten blieb er aber stets fern.

Seit seinem Amtsantritt an der Armeespitze 1998 zeigte der heute 59-Jährige immer wieder seine Entschlossenheit, den oft tödlichen Streit zwischen Christen, Sunniten, Schiiten, Drusen und vielen anderen Gemeinschaften auch von seinen Soldaten fernzuhalten.

19 Mal wurde die Präsidentenwahl verschoben, weil die anti-syrische Parlamentsmehrheit und die von Iran und Syrien gestützte Opposition sich nicht einig werden konnten. Eine Vermittlung durch die Arabische Liga machte eine Einigung schliesslich möglich.

General Suleiman ist zwar Militär durch und durch, eine Lösung für sein Land sieht er aber nur in einer politischen Einigung. «Sicherheit kann nie mit Gewalt erreicht werden, sondern nur durch politischen Willen. Eine einzige Partei kann das Land nicht aufbauen», sagte er kurz vor seiner Wahl.

Seit über 40 Jahren bei der Armee

Suleiman ist seit Jahrzehnten verbunden mit der Armee. Nachdem er 1948 im nordlibanesischen Amschit als Sohn eines Sicherheitsbeamten zur Welt kam, wurde er 1967 Soldat. Er besuchte die Militärschule in Beirut und studierte Politik- und Verwaltungswissenschaften an der Libanesischen Universität.

«Die Armee ist mein Leben, ich bin ihr verpflichtet und werde es niemals zulassen, dass sie gespalten wird», sagte er kürzlich der Nachrichtenagentur AFP.

Zurückhaltung

Diese Politik setzte er konsequent um: Als nach dem Mordanschlag auf den früheren Ministerpräsidenten Rafik Hariri im Februar 2005 Massenproteste gegen Syriens Militärpräsenz begannen, schritt die Armee nicht ein. Eine Ausgangssperre verhängte Suleiman während seiner knapp zehn Jahre als Armeechef nur ein Mal. Im Januar 2007 beendete er so anhaltende Kämpfe zwischen Sunniten und Schiiten.

Respekt gewann Suleiman zudem durch militärischen Erfolg. Im vergangenen Jahr besiegte die Armee nach verlustreichen monatelangen Kämpfen die radikale Palästinensermiliz Fatah el Islam, die sich im Flüchtlingslager Nahr el Bared im Norden Libanons verschanzt hatte.

Nun hoffen die Libanesen, dass der General an der Spitze des Staates einen ähnlich ausgleichenden Einfluss haben wird wie an der Spitze der Streitkräfte. Seit Monaten galt er als der einzig mögliche Kandidat, dennoch zog sich die Nachfolge des Ende November aus dem Amt geschiedenen pro-syrischen Präsidenten Emile Lahoud monatelang hin.

Für Ausgleich mit Syrien

Das Regierungslager hegte nämlich Misstrauen gegenüber dem Mann mit der sanften Stimme. Es wurde befürchtet, der Armeechef, der 1998 noch zu Zeiten der syrischen Vorherrschaft in Libanon ins Amt kam, sei ein Verbündeter von Damaskus.

Suleiman aber hat versichert, er wolle lediglich das bei der Regierungsmehrheit übliche Wettern über Syriens Einfluss durch eine souveräne Politik ersetzen. Er forderte den Aufbau gleichberechtigter Beziehungen.

(von Jocelyne Zablit, AFP/sda)

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