Hohe Strafen wegen Kriegsverbrechen in Mostar

publiziert: Montag, 31. Mrz 2003 / 21:08 Uhr

Den Haag - Das UNO-Tribunal in Den Haag hat zwei bosnische Kroaten zu hohen Haftstrafen verurteilt. Sie waren wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Muslimen in der bosnischen Stadt Mostar angeklagt.

Mladen Naletelic Tuta.
Mladen Naletelic Tuta.
Der 56-jährige Mladen Naletelic Tuta, der ein Bataillon verurteilter Krimineller geführt hatte, erhielt 20 Jahre Haft, sein Unterführer Vinko Martinovic Stela 18 Jahre. Beide wurden schuldig befunden, muslimische Zivilisten und Kriegsgefangene verfolgt, misshandelt und unmenschlich behandelt zu haben.

Die beiden Angeklagten wurden wegen ihrer Verantwortung als Vorgesetzte und für ihre direkte Beteiligung an Übergriffen beim Konflikt zwischen bosnischen Kroaten und Muslimen in Bosnien belangt. Dabei wurde der 39-jährige Unterführer Stela auch des Mordes schuldig befunden.

Die Richter liessen keine mildernden Umstände gelten. Sie blieben aber unter den Forderungen der Anklage von 35 Jahren Haft für Tuta und 25 Jahren für Stela. Die Verteidigung beantragte Freispruch wegen Mangels an Beweisen. In dem Prozess waren seit September 2001 insgesamt 150 Zeugen gehört worden.

Beide seien nicht als Architekten der Politik zu beurteilen, die zur Vertreibung der Muslime aus Mostar geführt habe, räumten die Richter ein. Die Angeklagten hätten diese Politik aber willig und unter Missachtung internationaler Abkommen ausgeführt.

Dadurch sei die in Jahrhunderten gewachsene multikulturelle Stadt Mostar mit ihrer langen Geschichte der Toleranz in einem harten und brutalen Krieg entlang ethnischen Grenzen geteilt und nachhaltig zerstört worden. Dem Krieg ist auch die weltbekannte 400 Jahre alte Steinbrücke über die Neretwa zum Opfer gefallen.

Die Richter hielten vor allem Naletelic vor, dass er als untypischer Militärführer in der vorangegangenen Auseinandersetzung zwischen Kroaten und Serben den Ruf einer lebenden Legende erworben hatte. Damit hätte er den Muslimen viel Leid ersparen können.

(fest/sda)

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