Howard Dean - Der Internetstar der US-Präsidentschaftsbewerber

publiziert: Freitag, 18. Jul 2003 / 09:04 Uhr

Washington - Noch vor sechs Monaten war er der absolute Aussenseiter. Doch dank dem Internet ist Howard Dean plötzlich einer der wenigen Stars im Feld der demokratischen Bewerber um die amerikanische Präsidentschaftwahl im nächsten Jahr. Auch wenn Dean mit seiner linken Politik bei den Kandidatswahlen scheitern sollte, kann er schon jetzt als Innovator bezeichnet werden: Wer 2005 amerikanischer Präsident werden will, der muss übers Internet gehen.

Keiner seiner innerparteilichen Gegner und auch nicht Präsident George W. Bush nutzt das weltweite Datennetz so erfolgreich wie der zum linken Parteiflügel gehörende ehemalige Gouverneur von Vermont.

Selbst politische Insider in Washington zeigen sich von dem schnellen Aufstieg des 54-Jährigen überrascht.

So wurde der ausserhalb des kleinen Bundesstaates Vermont kürzlich noch kaum bekannte Dean bei der ersten "Vorwahl" im Internet mit grossen Vorsprung zum Sieger gewählt.

Von den über 300 000 Teilnehmern stimmten 44 Prozent für Dean. Weit abgeschlagen mit 24 Prozent folgten Dennis Kucinich und Senator John Kerry mit 16 Prozent.

Auch wenn die Internetvorwahl nicht ganz repräsentativ ist, weil sie von der Web-Organisation moveon.org veranstaltet wurde, die vor allem linke Anhänger hat, reichte sie aus, um Dean landesweit bekannt zu machen.

Dean nutzte die Gelegenheit, um sich als "Kandidat des Volkes" mit scharfen Angriffen auf Präsident Bush zu präsentieren.

Mit Hilfe des Internets mobilisierte er dann weiter die Bevölkerung und umging die traditionellen Wege des Vorwahlkampfes.

Regionale Informationen

So bietet seine Webseite www.deanforamerica.com deutlich mehr Möglichkeiten für seine Anhänger, sich zu organisieren und ihre Meinungen auszutauschen.

Wer seine Postleitzahl eingibt, kann sofort erfahren, wo in seiner Umgebung grössere Veranstaltungen, Unterschriftensammlungen oder aber auch nur kleinere Feiern von Dean-Fans geplant sind.

Zugleich berichten Deans Mitarbeiter in den als Blogs bekannten Internet-Tagebüchern über die täglichen Ereignisse und laden dabei zu Diskussionen über die verschiedensten Themen ein.

Dean richtet dafür sogar eine eigene Webseite mit dem Titel BlogforAmerica ein.

Beachtlich ist auch sein Erfolg, über das Internet Geld zu sammeln. Während die meisten seiner demokratischen Rivalen auf Unternehmen und grössere Spender setzen, reichen Dean kleinere Summen.

Führend bei Spendengeldern

Deans Wahlkampfmanager Joe Trippi erklärte in der "Washington Post" er setze statt auf 100 einflussreiche Unterstützer, die je 100 000 Dollar sammeln, lieber auf eine Millionen Anhänger, die je 100 Dollar spendeten.

Bisher funktioniert das Konzept: Dean führte das Feld der Demokraten mit 7,6 Millionen Dollar Spendengelder im zweiten Quartal an.

Unklar bleibt allerdings, wie lange Dean seinen digitalen Vorsprung noch halten und damit seine Anhänger mobilisieren kann.

Die anderen demokratischen Kandidaten rüsten ihre Internetangebote bereits nach, und auch Bushs neue Wahlkampfwebseite soll mit allen technischen Möglichkeiten ausgestattet werden.

Trendsetter

Aber auch wenn Dean mit seiner linken Politik am Ende vielleicht nur wenig Chancen hat, so würdigen ihn Experten bereits als einen Vorreiter, der den Wahlkampf in den USA veränderte.

Dean werde als ein politischer Neuerer in Erinnerung bleiben ähnlich wie John F. Kennedy, der das Fernsehen als Wahlkampfmittel für sich entdeckte, hiess es in einem Kommentar der "Washington Post."

(Thomas Müller/dpa)

 
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