Hundert Jahre Dauerwelle

publiziert: Sonntag, 1. Okt 2006 / 14:16 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 1. Okt 2006 / 14:33 Uhr

Todtnau - Karl Nessler hat die perfekte Welle gedreht: Der Coiffeurmeister hat vor 100 Jahren die Dauerwelle erfunden.

Der Schwarzwälder, der den Dreh zunächst an seiner Ehefrau testete, hat mit seiner Entdeckung die Welt der Frisuren revolutioniert.

«Die Dauerwelle war eine bahnbrechende Erfindung», sagt Oliver Bohn. Der Coiffeurmeister organisiert in Nesslers Heimat Todtnau (Baden-Württemberg) die Veranstaltungen zum Jubiläum. Im Zentrum steht das Nessler-Museum, das Ende Oktober eröffnet wird.

Der 1872 geborene Nessler, Sohn eines Schuhmachers, tüftelte schon in seiner Jugend an einer Methode, glattes Haar lockig werden zu lassen. Die Idee soll ihm in der Natur gekommen sein.

Als Kind hatte er beim Ziegenhüten beobachtet, wie sich Blumen und Gräser bei herannahendem Regen ähnlich wie Haarlocken zusammen zogen. Nach zwei bis drei Stunden Sonnenschein wurden sie wieder gerade.

Ehefrau als Versuchsperson

Am 8. Oktober 1906 stellte Nessler in London, seinem damaligen Wohnort, den ersten Dauerwellenapparat vor. Für erste Versuche musste seine Ehefrau den Kopf hinhalten.

Die aus Metallstäben bestehenden Wickler standen strahlenförmig ab. Mit einer selbst konstruierten Zange, einer Art Waffeleisen, das er die ganze Zeit über in der Hand halten musste, erhitzte Nessler das Gebilde.

Dabei lief nicht alles glatt: Bis die Welle hielt, benötigte Nessler mehrere Versuche. Seine Ehefrau bezahlte die Experimente mit zahlreichen Brandblasen. Als die Hitze für sie unerträglich wurde, schrie sie vor Schmerzen laut auf und sorgte damit für einen Abbruch der Versuche.

Begeisterte Damenwelt

Bei seinen Kollegen stiess Nesslers Dauerwellenapparat, den er 1908 patentierten liess, auf wenig Gegenliebe. Die Coiffeure befürchteten den Verlust ihrer Stammkunden.

Die Angst war begründet: Die Londoner Damenwelt war von Nesslers Erfindung begeistert, der Mann aus dem Schwarzwald erhielt in seinem Salon in der britischen Hauptstadt regen Zulauf. Zudem wurde Nessler oft nach Paris gerufen, um reichen Damen eigenhändig Dauerwellen zu legen.

Für die modische Frisur mussten die Kundinnen Zeit mitbringen. Eine Dauerwelle nahm damals sechs Stunden in Anspruch. 1909 verfeinerte Nessler die Technik. Statt der mit Feuer beheizten Zangen benutzte er nun elektrische Heizpatronen.

Auf nach New York

Die Welle schwappte nach Übersee, in den USA waren 1915 bereits Hunderte von Raubkopien des Dauerwellenapparates im Umlauf. Nessler liess sich in New York nieder.

In der East 49th Street belegte er mit seinen Geschäften eine gesamte Häuserfront, in mehreren amerikanischen Städten gründete er weitere Coiffeursalons. Zudem entwickelte er ein Heimgerät. 1927 beschäftigte Nessler in New York, Chicago, Detroit, Palm Beach und Philadelphia bereits rund 500 Mitarbeiter.

Trauriges Ende

Schliesslich verkaufte Nessler sein Firmenimperium für mehr als 1,5 Millionen Dollar und zog sich zum weiteren Haarstudium in sein kleines Labor zurück. Einen grossen Teil seines Vermögens verlor er im Oktober 1929 durch den Börsencrash. Im Januar 1951 starb Nessler verarmt und einsam im US-Bundesstaat New Jersey.

(von Jürgen Ruf, dpa/sda)

 
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