«I'm Not There» als Dylan-Kaleidoskop

publiziert: Freitag, 22. Feb 2008 / 17:27 Uhr

Hamburg - US-Regisseur Todd Haynes widmet sich dem Mythos Dylan mit einem faszinierenden Kaleidoskop, dessen Handlung man unmöglich nacherzählen kann. Am Donnerstag ist «I'm Not There» in den Deutschschweizer Kinos gestartet.

Christian Bale als Bob Dylan in «I'm not There».
Christian Bale als Bob Dylan in «I'm not There».
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«Gestern, Heute, und Morgen in ein und demselben Raum - da gibt es kaum etwas, das man sich nicht vorstellen könnte», sagte Bob Dylan einmal. Und Haynes nahm ihn beim Wort.

«I'm Not There» ist eine überaus spannende, vielschichtige Collage, die das übliche Format von konventionellen Biopics wie «Walk The Line» oder «Ray» weit hinter sich lässt. Dabei erstarrt Haynes keineswegs in Ehrfurcht vor dem überlebensgrossen Künstler, sondern nähert sich höchst produktiv einem chamäleonhaften Genie, das sich allen Zuschreibungen immer wieder erfolgreich entzogen hat.

Kind, Vagabund, Rebell

Sechs Schauspieler stehen für verschiedene Facetten und Lebensalter: Marcus Carl Franklin, Christian Bale, Ben Whishaw, der im Januar 2008 verstorbene Heath Ledger, Cate Blanchett und Richard Gere.

Ein Erzählstrang geht zurück zu den Wurzeln Dylans, die in der Bürgerrechtsbewegung liegen. Der junge Marcus Carl Franklin verkörpert den erst 11-jährigen Vagabunden und Bluesmusiker Woody, ein heimatloses, altkluges Kind, das schon die ganze Welt gesehen hat. Hier liegt der Kern der Revolte Dylans, Kämpfer an der Seite der Entrechteten und Ausgestossenen.

Poesie, Protest, Bohème

Ein Porträt des Künstlers als junger Bohemien entwirft Ben Whishaw («Das Parfum») als Dichter Arthur Rimbaud, von dem die programmatische Aussage stammt: «Ich, das ist ein anderer». Der hagere Christian Bale gibt den zerzausten Protestsänger, der Anfang der 60er Jahre zum Sprachrohr einer ganzen Generation wurde. In einer giftig zugespitzten Nebenrolle erinnert Julianne Moore an Dylans damalige Kampfgefährtin und Geliebte Joan Baez.

Alle Episoden, die immer wieder überblendet werden, wurzeln in den Sixties, dem Jahrzehnt des Aufbruchs. Der grossartige Heath Ledger ist noch einmal zu sehen, als Ehemann und Familienvater, der sich in Greenwich Village in die betörend schöne Malerin Claire (Charlotte Gainsbourg) verliebt. Aber die Ehe geht Anfang der Siebziger zu Bruch, da ist Amerika durch den Vietnamkrieg tief gespalten, die Illusionen sind verflogen.

England, Drogen, Güterwagen

Spektakulär sind die von Martin Scorseses Dokumentation «No Direction: Home» (2005) inspirierten Episoden mit der oscarnominierten Cate Blanchett, die den androgynen Exzentriker Dylan spielt, der auf seiner Englandtour 1965 die treuen Folkfans mit seiner E-Gitarre verschreckte. «Swinging London» im Drogenrausch, die Beatles tollen als dumme Jungs durch den Park, Beat-Poet Allen Ginsberg lästert über Gott und die Welt, das Model Coco Rivington, gespielt von Heath Ledgers letzter Freundin Michelle Williams, wandelt als Pop-Fee durchs Unterholz.

Nach der Ekstase folgt die Kontemplation: Richard Gere ist ein wundersamer Einsiedler, der mit seinem Hund auf einer Farm in Missouri lebt und ab und an das Dörfchen Riddle (Rätsel) besucht. Hier tummeln sich Gestalten wie aus einem Spätwestern, Dylan selbst stand 1973 in Sam Peckinpahs «Pat Garrett und Billy the Kid» vor der Kamera. Und ein wenig schliesst sich dann doch der Kreis, als der Eremit in einem Güterwaggon einen verstaubten Gitarrenkoffer findet. Vergangenheit und Gegenwart schiessen zusammen, eine von vielen magischen Szenen in diesem fantastischen Kaleidoskop.

(von Johannes von der Gathen, DPA/sda)

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