«Ich habe die Augen immer offen»

publiziert: Dienstag, 30. Mai 2006 / 07:33 Uhr

Mit 29 Jahren und über 6500 Minuten ist der Johann Vogel nicht nur der routinierteste Nationalspieler, sondern auch der ruhende Pol im Team.

Johann Vogel spielt eine wichtige Rolle bei der Integration neuer Spieler.
Johann Vogel spielt eine wichtige Rolle bei der Integration neuer Spieler.
Johann Vogel ist kein Lautsprecher - nicht auf und schon gar nicht neben dem Platz. Auf dem Feld nimmt er die häufig unterschätzte Rolle der Nummer 6 ein.

Er hat als defensiver Mittelfeldspieler die unspektakuläre Aufgabe des Ausputzers vor der Abwehr und steht deshalb bei Fans und Medien nur selten im Zentrum des Interesses.

Weil er das einfache Zuspiel dem riskanten Steilpass vorzieht, musste er sich lange den Vorwurf anhören, er sei ein Alibifussballer.

Bankdasein war vorhersehbar

Die Kritik nahm Vogel zwar wahr, belastet hat sie ihn jedoch kaum. Und heute entgegnet er mit einem Lächeln, dass es doch schön sei, wenn die AC Milan einen Alibifussballer verpflichte.

Dass er beim italienischen Spitzenverein nicht so häufig zum Einsatz kam wie zuvor beim PSV Eindhoven, war dem Romand, der perfekt Schweizerdeutsch, Holländisch und Englisch spricht, bei seinem Wechsel im letzten Sommer durchaus bewusst.

Nichts zu beweisen

Im Nationalteam ist Vogel unbestritten und dank seiner Ruhe von grossem Wert.

Mit seinem internationalen Rendement - unter anderem war er zuletzt zweimal in Folge im Halbfinal der Champions League - steht er in der aktuellen Auswahl über allen Mitspielern; auch deshalb wählte Köbi Kuhn nach der EM vor zwei Jahren ihn und nicht Murat Yakin zum Captain.

«Er muss niemandem mehr etwas beweisen», sagt Goalie Pascal Zuberbühler. «Dank seiner Routine strahlt er die nötige Ruhe und Zurückhaltung aus.»

Wichtig für die Integration

Zuberbühler, mit 35 Jahren der Teamsenior, attestiert Vogel «ein gutes Feeling, wenn es etwas in der Mannschaft nicht stimmt».

Vogel ist jedoch auch wichtig für die Integration der zahlreichen jungen Spieler. «Er kam auf mich zu und begrüsste mich im Nationalteam», sagt Blerim Dzemaili, der beim Zusammenzug im März in Schottland erstmals zu Kuhns Auswahl gehörte.

«Er fragte mich damals, wie es im FC Zürich laufe; und jetzt hat er mir zum Meistertitel gratuliert.»

Grösseres Selbstbewusstsein

Vor elf Jahren war Vogel der junge Spieler, der zum Nationalteam stiess. An seinem 18. Geburtstag gab er gegen Griechenland sein Debüt (1:1).

«Früher war die Hierarchie in der Mannschaft fixierter», erklärt er. «Die Intergration von jungen Spielern verlief viel langsamer.»

Die Jungen von heute hätten ein grösseres Selbstbewusstsein, und sie würden sich in der Nationalmannschaft wohler fühlen.

Zusammenarbeit mit Kuhn

Vogel selber will seine Rolle als Captain nicht überbewerten. «Ich bin schon lange dabei und habe die Augen immer offen.» Falls Kuhn auf ihn zukomme, um taktische Probleme zu diskutieren, stehe er gerne zur Verfügung.

Er spricht von einer Zusammenarbeit. «Wir haben in den letzten zwei Jahren viel voneinander gelernt.»

Vogels grosses Vorbild ist Demetrio Albertini; der Wechsel zu Milan war für den Genfer, der sich als 15-Jähriger den Grasshoppers angeschlossen hatte, die Erfüllung eines Bubentraums.

Vogel hatte als Bub das Trikot der «Rossoneri» getragen und stets ein Auge auf Albertini gehabt. Von ihm kopierte er später die Denkweise «selber einfach spielen, damit andere glänzen können».

Von den Topspielern profitieren

In seinem ersten Jahr mit der AC Milan, mit der er einen Vertrag bis 2008 hat, entwickelte sich Vogel trotz nicht sehr zahlreicher Einsätze weiter.

«Vor allem wie sich Spieler wie zum Beispiel Paolo Maldini verhalten», konnte Vogel tagtäglich aus der Nähe beobachten. «Man kann sich jeden Tag mit diesen Topspielern messen und von ihnen profitieren.»

Erfahrungen, die Vogel an einem grossen Turnier wie der anstehenden WM ins die Schweizer Nationalmannschaft einbringen kann.

(von Sascha Rhyner/Si)

 
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