«Ich spüre keinen Druck»

publiziert: Freitag, 10. Feb 2006 / 00:56 Uhr

Der Doppel-Olympiasieger kehrt zurück an die Spiele. Gutgelaunt und optimistisch präsentierte sich Simon Ammann im olympischen Dorf in Sestriere. «Ich habe nichts zu verteidigen, sondern erhalte eine weitere Chance», lautet sein Motto.

«Skispringen ist Kopfsache», betont Ammann immer wieder.
«Skispringen ist Kopfsache», betont Ammann immer wieder.
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Unvergesslich sind die Tage von Salt Lake City, als der Schweizer Nobody die ganze Nation verzückte. Es waren die Tage, an denen Simon Ammann zum Gold-Simi mutierte, der Ausdruck «geil» salonfähig wurde und die Schweiz einen Star mit internationaler Ausstrahlung bekam. Unweigerlich richten sich nun bei der Rückkehr nach Olympia alle Augen auf den gebürtigen Toggenburger.

Der 24-jährige Athlet nimmt den Druck bei seiner mittlerweile dritten Olympiateilnahme gelassen hin. Das Wort Titelverteidiger existiert in seinem Wortschatz nicht. «Olympiasieger ist man ein Leben lang. Ich kann demnach meine Medaillen nicht verteidigen, sondern nur noch drei- oder vierfacher Olympiasieger werden», erklärte der in Schindellegi sesshaft gewordene Profisportler.

Ammann weiss aus Erfahrung, dass er Olympiasieger werden kann. Diesen Vorteil will er ausnützen, indem er die Anfang Saison gemacht Aussage im Vergleich zu Andreas Küttel in die Tat umsetzt. Küttel sei dank seiner extrem fleissigen Arbeitsweise der bessere Spitzensportler, er hingegen der bessere Skispringer, weil er ein positives Gefühl aufbauen könne, das ihm den Exploit ermögliche, gab Ammann damals zu Protokoll. «Zu dieser Äusserung stehe ich nach wie vor», betonte Ammann, auch wenn die Resultate der bisherigen Saison eine andere Sprache sprechen.

Aussenseiterrolle

Die Aussenseiterrolle stört Ammann nicht. Zwar wäre er selbstredend lieber mit positiveren Ergebnissen angereist, doch mit Olympia taucht er in eine andere Welt ein, die ihm behagen dürfte. «Ich werde konsequenter abgeschottet als sonst. Das ist gut für mich, weil ich mich so besser in die Emotionen hineinleben kann.» Er spüre bereits einen gesunden Optimismus.

«Skispringen ist Kopfsache», betont Ammann immer wieder. Er baut darauf, dass er als «lustiger Vogel», der seine Gefühle auslebt, davon profitieren wird. Einen ersten Stein hat der Schweizer bereits im Sommer ins Rollen gebracht. Im Sommertraining sprang er auf der Olympiaschanze in Pragelato auf Anhieb besser als sonst. Diesen Schwung will er in den drei Trainingstagen mitnehmen. Es gilt, die Schanze und die Technik rasch in den Griff zu kriegen.

Und besonders wichtig: Trotz all der Emotionen oder allfälliger Unsauberkeiten im technischen Ablauf das Sprung, muss die Ruhe bewahrt werden, bis es losgeht. «Die angriffige Laune will ich mir für den Wettkampf aufsparen», sagt Ammann, der abgesehen von Olympia nur einmal zuoberst auf dem Podest stand. Im März 2002 siegte er am prestigeträchtigen Wettkampf am Holmenkollen.

Ammanns Sportart wurde athletischer

Eine Besätigung seiner Erfolge vor vier Jahren gelang Ammann nie wirklich. Ein Sieg und drei weitere Weltcup-Podestplätze sind eine magere Beute. Doch der Olympiasieger hatte nicht bloss mit dem Druck umzugehen, sondern musste auch zuschauen, wie sich das Skispringen in eine für ihn unvorteilhafte Richtung entwickelte.

Durch engere Anzüge oder die Einführung von Gewichtslimiten war vermehrt Athletik gefragt. Flieger, die wie ein Blatt Papier zu Tal segelten, wurden nicht mehr geduldet. Doch Ammann blieb zumindest in Kontakt zur Weltspitze, «obwohl ich an den vielen Reglements- und Material-Änderungen zu beissen hatte».

Vergleiche und Parallelen

Zwangsläufig wird bei Ammann versucht, Vergleiche oder Parallelen zu 2002 herzustellen. Oft wird die Theorie bemüht, wonach das damalige Leichtgewicht Ammann begünstigt durch die Höhenluft und die geringere Gravitationskraft zum Olympiasieg flog. Das Schweizer Team schenkt dieser umstrittenen Aussage kaum Glauben, zumal der Spross einer siebenköpfigen Familie seinen einzigen Weltcup-Sieg auf Meereshöhe erreichte.

«Wenn sich gewisse Leute im Nachteil sehen, weil nun wieder in der Höhe gesprungen wird, kann mir das ja nur recht sein», scherzte Ammann und wurde wieder ernst. «Ich muss mich abkapseln von all den Vergleichen und Parallelen.» Denn Parallelen gibt es kaum, und die Vergleiche fallen zumindest resultatmässig schlecht aus.

Nach Salt Lake City reiste er trotz des Sturzes in Willingen (De) mit vier Podestplätzen an, diesmal stehen bloss drei Top-Ten-Plätze über den Jahreswechsel in der Statistik. Eine Gegenüberstellung hingegen lasst Ammann zu. Die kürzlich präsentierten Plaketten für die Podestplätze an den Spielen in Turin gefallen ihm gut: «Jede olympische Medaille ist schön».

(von Hans Leuenberger, Sestriere/Si)

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