Immer häufiger setzen Firmen auf indische Programmierer

publiziert: Montag, 22. Dez 2008 / 13:24 Uhr

Möglich macht's die Globalisierung: Immer mehr indische Computerexperten arbeiten für kurze Zeit in der Schweiz. Ihre Leistung ist gefragt, denn sie ist günstig - und schnell verfügbar.

Indien ist eine Macht in der Informations- und Datenverarbeitung (IT).
Indien ist eine Macht in der Informations- und Datenverarbeitung (IT).
Vor vier Jahren erhielten in der Schweiz 550 indische Informatiker eine befristete Arbeitsbewilligung, letztes Jahr waren es bereits 1400. Ähnliche viele dürften es laut dem Bundesamt für Migration 2008 sein.

Dass sich immer mehr Inder um Schweizer Computer kümmern, ist kein Zufall: Indien ist eine Macht in der Informations- und Datenverarbeitung (IT). Wenn westliche Firmen Aufgaben auslagern - etwa die Computer-Wartung oder die Buchhaltung - dann oft in das südasiatische Land.

Pendeln um die halbe Welt

Trotz Internet lässt sich aber auch heute nicht alles in tausenden von Kilometern Entfernung erledigen: Manchmal braucht es jemanden vor Ort. Die 1400 indischen IT-Fachleute, die letztes Jahr zum Arbeiten in die Schweiz reisten, blieben grösstenteils nur für kurze Zeit.

«Sie fliegen für bestimmte Projektaufgaben in die Schweiz und kehren nach deren Abschluss zurück», erklärt Sigu Muringaseril, Indien-Experte am Asien Forschungszentrum der Universität St. Gallen.

Ihre Arbeitgeber sind oft indische Unternehmen, die auf solche Dienstleistungen spezialisiert sind: Die Branchenführer Infosys, Wipro und Tata Consultancy Services haben Büros in der Schweiz.

Tata Consultancy Services beschäftigt hierzulande rund 150 Inder, viele davon Computerexperten. 750 weitere Mitarbeiter arbeiten in Indien für die Schweizer Kunden. In der Schweiz blieben die Inder so lange, wie es ihr Projekt erfordere, sagt Geschäftsführer Heinz Gehri. «Manche nur einige Monate, andere drei bis vier Jahre.»

Nicht nur Grossfirmen

In der Schweizer Wirtschaft nutzen viele das Angebot von indischen IT-Dienstleistern. Bei der Investmentbank der UBS beispielsweise arbeiteten im letzten Jahr am Schweizer Sitz vorübergehend rund 200 Informatiker aus Indien.

Die Rückversicherungsgesellschaft Swiss Re beschäftigt zahlreiche IT-Fachleute in Bangalore. Am Zürcher Sitz sind 70 indische Informatiker tätig, um die Arbeit zwischen den beiden Kontinenten zu koordinieren.

Auch weniger grosse Unternehmen wie Postfinance setzen auf Know-how aus dem Subkontinent. «Zu Spitzenzeiten arbeiten wir mit einer indischen Firma zusammen», sagt Sprecher Marc Andrey. Aktuell unterstützen 15 indische Computerspezialisten die Informatik-Abteilung von Postfinance, 8 davon arbeiten von der Schweiz aus.

Es fehlen Spezialisten

Die Inder schliessen in der Schweiz eine Lücke - denn es gibt zu wenig Informatiker im Land. Deshalb sieht Stefan Arn, Präsident des Schweizer Informatik-Dachverbands ICT, die Inder auch nicht als Konkurrenz. «Sie halten die Branche am Leben; es ist eine notwendige Strategie, weil in der Schweiz der Nachwuchs fehlt.»

In Indien sind Fachleute zudem sehr schnell verfügbar: «Die indischen Firmen können in kürzester Zeit zwei Dutzend hochqualifizierte Leute schicken», sagt Arn.

Schweizer Unternehmen beschäftigen aber nicht nur aus reiner Not indische Spezialisten: Sie können viel Geld sparen, sofern ein Teil der Arbeit in Indien erledigt wird.

«Nur wenn die Inder in der Schweiz sind, gelten die hiesigen Lohnvorgaben», erklärt Muringaseril. In Indien verdienten Informatiker zwar mehr als früher, das Lohnniveau sei aber noch immer deutlich tiefer als im Westen.

Kein Kulturschock

In der Schweizer Arbeitswelt finden sich die Inder laut Dr. Sigu Muringaseril gut zurecht: «Die Zusammenarbeit ist wenig problematisch, da ihre Aufgaben meistens klar vorgegeben sind und häufig repetitiven Charakter haben.»

Die fremde Kultur bereite den Indern vordergründig nicht viel Mühe, findet Waseem Hussain, Leiter des auf Indien spezialisierte Beratungsbüros Marwas. «Es gibt dennoch grosse kulturelle Unterschiede. Beispielsweise sind in der Schweiz die Hierarchien ziemlich flach. In Indien ist hingegen immer klar, wer Chef ist.»

«Es existiert natürlich eine Kommunikationsbarriere, aber Englisch ist in der Informatik eine sehr gängige Sprache», sagt Stefan Arn.

Ende des Booms

Die Zahl der indischen Informatiker in der Schweiz hat sich in einer Zeit verdoppelt, in der die Wirtschaft wuchs. Jetzt, wo es vielen Unternehmen schlechter geht, sparen sie auch bei der IT - und beantragen somit wohl weniger Arbeitsbewilligungen für Inder.

Auf lange Sicht steht aber fest: Wenn Indien seine führende Rolle in der IT behält, werden auch künftig viele indische Informatiker vor Schweizer Computerbildschirmen arbeiten.

(Marc Bürgi/sda)

 
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