«In Gaza soll die Erde beben»

publiziert: Montag, 26. Sep 2005 / 15:25 Uhr

Gaza/Tel Aviv - Mit einer missglückten Demonstration der Macht ihrer Waffen hat die radikalislamische Hamas-Organisation neue Gewalt über den Gazastreifen gebracht.

Seit dem Abzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen, herrscht das nackte Chaos.
Seit dem Abzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen, herrscht das nackte Chaos.
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Die verheerende Explosion eines mit Sprengstoffen beladenen Hamas-Fahrzeuges am Freitag bei einer Siegesfeier nach dem Abzug der Israelis war der Auftakt zu einem neuen Schlagabtausch. Während auch die Palästinenserführung der Hamas die Schuld für diesen Vorfall gibt, wurden Dutzende Raketen auf Isael abgefeuert.

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon, der nach dem Gaza-Abzug selbst um die Macht kämpfen muss, hat Truppen zum Gegenschlag zusammenziehen lassen.

Machtdemonstrationen der Hamas

Zwei Wochen lang waren die islamistischen Kämpfer, viele schwarz maskiert, mit ihren Gewehren und Panzerfäusten durch das Palästinensergebiet gefahren. Die bewaffneten Demonstrationen markierten auch ihren Anspruch auf Macht.

Die Explosion bei einer Kundgebung im Flüchtlingslager Dschabalia machte dem Freudentaumel ein Ende und kostete 19 Menschen das Leben. Die Palästinenserführung und Israel weisen der Hamas und ihrem Waffenkult die Schuld für den Zwischenfall zu. Statt Aufbau droht nun ein blutiger Waffengang.

«Wir hatten immer Sorge, dass so etwas passieren könnte», sagte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Die militaristischen Aufführungen würden inmitten von Wohngebieten auf Kosten von Recht, Gesetz und ernsthafter Arbeit veranstaltet, kritisierte er.

Das palästinensische Innenministerium hat keinen Zweifel daran, dass die Hamas die Verantwortung für die Explosion trägt. Vertreter Israels erklärten, die Palästinenserführung habe am Wochenende nichts unternommen, um die Raketenangriffe zu stoppen. Ein Ende solcher Angriffe wird als Prüfstein für die Lage nach dem Abzug aus dem Gazastreifen gewertet.

«Mit allen Mitteln»

«In Gaza soll die Erde beben. Jeder Einwohner soll die Wirkung unseres Einsatzes spüren», sagte der israelische Verteidigungsminister Schaul Mofas. «Erster Regen» nennt die Armee den neuen Einsatz, für den Panzer und Artilleriegeschütze rund um Gaza in Position gebracht wurden.

Die Kanonen seien am Sonntag bereits auf freie Flächen im Gazastreifen eingeschossen worden, erstmals seit dem Sechstagekrieg 1967, wie israelische Medien berichteten. Scharon und sein Sicherheitskabinett gaben grünes Licht, weitere Raketenangriffe mit allen Mitteln zu stoppen.

Die Einsätze zur gezielten Tötung militanter Palästinenser sollen fortgesetzt werden. Bis zum Sonntag wurden im Westjordanland zudem mehr als 200 Mitglieder der Hamas und des Islamischen Dschihad festgenommen.

Die Hamas habe Scharon «in die Ecke gedrängt», pessimistische Prognosen über die Zeit nach dem israelischen Abzug bewahrheiteten sich jetzt, schrieb die Zeitung «Haaretz» am Vortag einer Sitzung des Zentralkomitees von Scharons Likud-Partei, in der ein Machtkampf tobt.

Der Regierungschef müsse nun befürchten, dass die Stimmung zu Gunsten seines Gegners Benjamin Netanjahu kippt. Der Kommentator Nahum Barnea schrieb: «Scharon ist beim Test der Erwartungen gescheitert.»

(Carsten Hoffmann/dpa)

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