Infektionen, Traumas, Verstümmelungen

publiziert: Freitag, 20. Jul 2012 / 11:00 Uhr / aktualisiert: Samstag, 21. Jul 2012 / 01:46 Uhr
Gemäss einer Studie kommt es mit der Mogen-Klemme «nur» in 1,6 Prozent der Anwendungen zu Komplikationen.
Gemäss einer Studie kommt es mit der Mogen-Klemme «nur» in 1,6 Prozent der Anwendungen zu Komplikationen.

Seit einem Urteil des Landgerichtes von Köln, das besagt, dass die Beschneidung der Vorhaut minderjähriger Jungen ohne medizinische Indikation einer Körperverletzung gleichkomme, fliegen zwischen den Religionsvertretern und den Beschneidungsgegnern die Vorh... äh, Fetzen.

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Dabei kommen fast nie Mediziner zu Wort, jene, welche eigentlich darüber am besten Bescheid wissen. Aber immerhin wird von der Beschneidungsgegnerseite durchaus richtig erwähnt, dass die Beschneidung von Kindern weder mit hygienischen noch anderen medizinischen Begründungen gerechtfertigt werden kann. Sogar bei einer Vorhautverengung kann heutzutage meist medikamentös Vorgegangen werden.

Zudem ist die Beschneidung ein durchaus riskanter Eingriff, der in nicht wenigen Fällen mit der Verstümmelung des Penis enden kann. Eine amerikanische Firma, die eine spezielle Vorrichtung (Mogen-Klemme) verkauft hatte, mit deren Hilfe die Beschneidung vorgenommen wurde, ging pleite, weil einem Kind ein Teil des Penis abgeschnitten wurde.

Zudem können alle möglichen Dinge schief gehen, denn die Tatsache, dass sich ein Penis während des Aufwachsens des Kindes stark verändert, macht eine Beschneidung eines Kleinkindes auch für einen guten Chirurgen unberechenbar, was allfällige Komplikationen im späteren Leben angeht. Wer sich ein wenig einliest, stösst auf reizende Dinge wie schmerzhafte Erektionen, verdrehte und gekrümmte Penisse, haarige Schäfte... effektiv eine Verkrüppelung, die vielfach auch wenn die Beschneidung «geklappt hat» über ein Jahrzehnt nach dem Akt auftreten können.

Und dann die Schmerzen. Die physiologischen folgen bei der Beschneidung ohne Narkose (wie in religiösen Riten üblich) führen zu tieferen Blutsauerstoffwerten, einer erhöhten Kortisol-Konzentration im Blutserum und einem psychischen Rückzug des Kindes. Auch wenn es noch nicht sprechen kann: dies sind Zeichen von extremem Schmerz. Ein Schmerz, der nicht eingeordnet werden kann und der - weniger intensiv - noch mindestens solange anhält, bis die Wunde verheilt ist.

Ach ja, eine Wunde ... Eintrittsportal für Infektionen aller Art, welche sogar lebensgefährlich sein können. Doch das ist ja nur eine Bagatelle, gell? Vor allem im Zeitalter multiresistenter Bakterien, die sich fast nicht mehr mit Antibiotikas bekämpfen lassen.

Psychologische Studien haben übrigens festgestellt, dass es beschnittenen Männern im durchschnitt schlechter geht, sie ein geringeres Selbstwertgefühl hätten und sich «unvollständig», «betrogen», «frustriert», «abnorm», und «missbraucht» fühlten. Diese Gefühle sind vielfach Teil einer posttraumatischen Belastungsstörung, die auch Männer, die als Säugling beschnitten worden sind, verfolgen können.

Was die Schmerzen angeht, kann sogar der Autor mitreden, der vor über zwanzig Jahren (als die Medikamente noch nicht so weit waren) aus medizinischen Gründen eine Beschneidung vornehmen lassen musste. Unter Vollnarkose durch einen Chirurgen. Nur so viel: NICHT LUSTIG. Gar nicht, schmerzhaft, behindernd und auch noch lange danach. Wer an sich so etwas mit 16 oder so machen lassen will, go ahead, selbst schuld. Aber an einem wehrlosen, unschuldigen Säugling, der vor allem Liebe und Nähe braucht?

Das Urteil war richtig - und die Politiker, die jetzt dagegen vorgehen wollen, sollen sich doch vor der Abstimmung auch schnell beschneiden lassen. Und zwar ohne Narkose. So aus Solidarität mit den Säuglingen.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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menschenrecht
ja all dies ist verboten und trotzdem wird es gemacht
Kindesentführungen?
Kindesentführungen sind verboten, Kindesmisssbrauch ist verboten, Kindesmisshandlungen sind verboten, Kindesbeschneidungen sind nichts anderes als Kindesmisshandlung oder -missbrauch aus religiösen Gründen und leider nicht verboten.
Darum geht es. Jede Kindesmisshandlung ist ein Verbrechen! Motive für Kindesmisshandlungen kann es gar nicht geben, weder religiöse noch sexuelle noch erzieherische!
Niemand hat etwas gegen Beschneidung im Alter der religiöser Mündigkeit eines Menschen, das würde Gott auch sicher mehr gefallen, als die gestohlene Vorhaut eines unmündigen Kindes.
Komischer Vogel!
Der Midas schrieb: "Die Männer solcher Religionen sind Idioten, die endlich mal im Jahr 2012 ankommen sollten. Was für kleine, unsichere Feiglinge. So was nennt sich dann auch noch Mann, faselt von Ehre und ist offensichtlich unfähig den Koran zu lesen.
Das am schwierigsten zu bekämpfende Übel auf der Welt ist die Dummheit. Den Religionen gingen es immer darum Ihre Gläubigen dumm zu halten, egal welches der Bücher." Ende Zitat.
Also, er hält die Religionen alle für dumm, meint also genau das Gegenteil von dem was Sie, mcdale, meinen mit dem „Bund zwischen Gott und dem Volk.“
Jetzt erklären Sie mir mal, wo Sie den Midas-Beitrag im Wesentlichen von den anderen unterscheidet! Haben Sie Midas‘ überhaupt gelesen? Vielleicht ja, aber nicht verstanden?
Nochmals, hier geht es nicht Religionsbashing (Oh Gott, schon dieses schreckliche Tot-Schlagwort!) sondern um den Schutz der Kinder vor elterlicher Willkür!
Vielleicht ist Ihnen ja auch entgangen, dass wir uns alle ausschliesslich für das Wohl der Kinder von Juden und Muslimen einsetzen, also weder Religionsbashing (Mein Gott, jetzt verwende ich diesen Unwort schon selbst!) noch Rassismus betreiben!
Ein Arzt aus Eichberg schrieb heute im Tagi: „Absurder Freundschaftsbeweis (zu Gott)! Schneid dir Haut am Penis ab, und wir sind Freunde!“
Papageien
Gute Güte, der einzige Beitrag hier mit ein bisschen Verstand ist jener von Midas. Der Rest ist, so leid es mir tut, Nachgeplapper. Das liegt wohl daran, dass sich kaum einer je mal ernsthaft mit einem Thema auseinandersetzen will, sondern blindlings glaubt und vertraut, was in den Medien so alles gesagt und geschrieben wird, ohne zu hinterfragen. Ist ja toll, so ein gedeckter Tisch. Wo bleibt das Freidenkertum? Aber klar, man muss scih ja auch gar nich mit allen Seiten auseinandersetzen, da ja gemäss den hier postulierten Standpunkten eine Bereicherung von Kulturen gerade dann geschieht, wenn sich jede Kultur der Schweizerischen anpasst und so assimiliert werden kann. Ehm, ahja, Gleiches mit Gleichem durchmischen, das gibt ja was Neues. Klar.
Nur so nebnbei: Im Judentum ist die Beschneidung ein Zeichen für die Aufnahme in den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel. Das stiftet Identität. Ich bin überzeugt, die meisten der Kommentatoren hier bestätigen den Wert Identität - zu wissen wer man ist nd wohin man gehört. Aber ach, ich vergass, es geht ja hier nicht um dieses Thema, sondern ums Religionenbashing....
Menschenrechte
ein weites Feld, selten beachtet, im Kleinen wie im Grossen. ich begleitete meine Kinder, indem ich ihnen sagte: da wo ihr steht, da könnt ihr etwas tun, euch engagieren. Nur da. Denn, an der Welt zu leiden, bringt nur das Wissen, wie es um sie steht. Handeln können wir da wo wir leben.
menschenrechte
zum beispiel auch kindesentführungen. was die kinder durchmachen daran denikt keiner, nur das finanzamt denkt daran, die justiz putzt ja alles unter den teppich.. nur wer rang und namen hat, dem passiert überhaupt nichts.wie es den opfern geht.??????????
lieber Thomy
ja, du hast recht! Rassistisch ist es nie, wenn es um Menschlichkeit geht. Vor allem um die Wehrlosigkeit von Kindern, sei es in diesem Thema oder überhaupt. Gross geschrieben wird auch immer die körperliche Gewalt an Kindern, Die seelischen Schäden, die ein lebenslanges Trauma zur Folge haben, die werden nicht ernst genug genommen. Und damit meine ich jede Art von Vergewaltigung.
Ja, Kassandra, dies ...
... denke ich genau so!
Rassismus. lieber thomy?
Man muss weder Atheist noch Antisemit noch Antiislamist und schon gar nicht ein Rassist sein, wenn man Kinder vor körperlichen Eingriffen schützen will, die ihnen vor ihrer geistigen Reife und ohne ihr Einverständnis zugefügt wird. Der "Herrgott" oder Allah dürfte sich über ein freies Bekenntnis zu ihm auch mehr freuen als über ein erzwungenes.
Im Koran steht übrigens nichts von einer Beschneidung, weder von Knaben noch von Mädchen!
Sie haben ja sicher, wie ich auch übrigens, nichts dagegen, wenn jemand als Erwachsener aus religiösen Gründen dem "Herrn seine Vorhaut schenken möchte."
Ob der "Herr" an einer Vorhaut wohl Gefallen findet? Nun, soll jeder glauben, was er will, aber die Kinder in Ruhe lassen!.
Liebe Mariesuisse
Ja, so kompliziert, dass mir/uns wohl nichts anderes übrig bleibt, uns klar und deutlich verständlich zu machen. Ich denke, das ist nichts Rassistisches dabei, sondern einfach der einzige Weg, um auch unser Gewissen sauber halten zu können - was wiederum UNSER Recht ist, meine ich!
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