Interview mit Roger Federer: «Das ist ein Desaster»

publiziert: Montag, 7. Jul 2008 / 16:46 Uhr / aktualisiert: Montag, 9. Feb 2009 / 09:03 Uhr

In der Dämmerung musste Roger Federer am Sonntagabend als Wimbledon-König abdanken. Bei der Analyse in der Nacht nach der Niederlage gegen Nadal fühlte sich der (Noch-)Weltranglistenerste ziemlich mies.

Roger Federer: «Im Moment fühle ich mich ganz und gar nicht wohl.»
Roger Federer: «Im Moment fühle ich mich ganz und gar nicht wohl.»
4 Meldungen im Zusammenhang
Ist es ein Trost, im womöglich besten Tennismatch aller Zeiten mitgespielt zu haben?

Roger Federer: Nein, nicht wirklich. Zwar ist es stets ein angenehmes Gefühl, die grossen Finals zu bestreiten, aber im Moment fühle ich mich ganz und gar nicht wohl. Vielleicht kann ich später auf den Final zurückblicken und sagen: «Das war ein grossartiges Match», im Moment sehe ich aber gar nichts Positives.

Könnte es das beste Tennisspiel aller Zeiten gewesen sein?

Roger Federer: Darüber können die Fans und die Medien debattieren. Es ist nicht an den Spielern, das zu beurteilen. Es war ein äusserst faires Spiel unter schwierigen Bedingungen mit all den Regen-Pausen. Ich hatte das Gefühl, gut zu spielen. Rafael spielte sehr gut. Wir schenkten uns bis zum Schluss nichts. Nur gibt es im Tennis keine Unentschieden. Die Dämmerung machte im fünften Satz alles noch spezieller. Es war ähnlich wie 2000, als Sampras letztmals gewann und in diffusem Licht Rafter schlug. Diese Bilder habe ich noch im Kopf. Es wäre schön gewesen, auch so zu gewinnen.

Wie gut oder schlecht war das Licht am Schluss?

Roger Federer: Von uns Spielern hat keiner reklamiert, wir haben einfach weitergemacht. Aber am Schluss habe ich auf der anderen Seite des Platzes Nadal fast nicht mehr gesehen. Am meisten mag mich, dass das wichtigste Turnier der Welt bei so schlechtem Licht entschieden wurde. Das ist eigentlich nicht akzeptabel. Schon zum zweiten Mal verlor ich gegen Nadal in schlechtem Licht: Vor drei Jahren in Roland-Garros im Halbfinal war es ähnlich.

Wie gut war Nadal?

Roger Federer: Er spielte sehr gut. Er hat definitiv sein Spiel weiterentwickelt. Aber er spielt schon seit Anfang Jahr auf diesem hohen Level -- und zwar auch auf schnellen Belägen. Das wusste ich schon lange vor dem Final. Mit dem Wimbledonsieg hat er nun sicher auch die Leute überzeugt, die nur auf die Titel achten.

Im Tiebreak des vierten Satzes machte es den Anschein, als ob er Nerven zeigen würde.

Roger Federer: Er wurde nervös. Er hätte dieses Tiebreak (nach 5:2 mit zwei Minibreaks) nie und nimmer abgeben dürfen. Plötzlich spielte er nicht mehr so wie vorher. Ich hielt nur noch den Ball im Spiel, und das genügte, um auszugleichen. Im fünften Satz hoffte ich, dass das Momentum nun auf meiner Seite bleibt, dass seine Nerven in Anbetracht des ersten Wimbledonsieges weiter flattern. Aber er brachte in den letzten drei Sätzen alle Aufschlagspiele durch und verdiente sich am Ende den Sieg.

War es das strapaziöseste Spiel ihrer Karriere?

Roger Federer: Es war sicher meine mit Abstand schlimmste Niederlage. Ich meine: die vier gewonnenen Games in Paris waren nichts im Vergleich zu dem. Das hier in Wimbledon ist ein Desaster für mich. Und das ist nicht ein Witz. In Paris sagte ich noch, lieber im Final klar als ganz knapp verlieren. Aber jetzt muss ich sagen: beides ist nicht gut.

Wegen der Olympischen Spiele gibt es für sie diesmal kaum eine Pause im Sommer. Wie sieht das weitere Programm aus?

Roger Federer: Vorerst mache ich irgendwo eine Woche Ferien. Dann folgen fünf Trainingstage und in Toronto das nächste Turnier. Toronto und Cincinnati (in der Woche nach Toronto) stehen zweifellos im Zeichen der Vorbereitung auf Peking. In Toronto werden ich und Stan (Wawrinka) noch ein bisschen Doppel üben.

(von Rolf Bichsel, Wimbledon/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Während Roger Federer die Form ... mehr lesen
Nadal kann in der kommenden Woche in Cincinnati Roger Federer erstmals als Nummer eins ablösen.
Rafael Nadal mit dem Pokal.
Wimbledon Zwei Tage nach seinem ersten Sieg ... mehr lesen 1
Eine Million TV-Zuschauer sah am ... mehr lesen 1
Ein Federer, der verliert, vermag offenbar die Massen mehr in Bann zu ziehen.
Nadal nach seinem Sieg am Boden: Es war schon am Dämmern als er nach fast fünf Stunden seinen vierten Matchball verwerten konnte.
Die wohl unglaublichste Serie im ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Marcel Koller löste in Österreich eine grosse Euphorie aus.
Marcel Koller löste in Österreich eine grosse Euphorie aus.
EURO 2016 Interview mit Erfolgstrainer Marcel Koller  Marcel Koller hat Österreichs Fussball-Auswahl zum Comeback auf der internationalen Bühne verholfen. Der Zürcher Coach führte die ÖFB-Equipe ungeschlagen zur EURO in Frankreich und an die erweiterte Weltranglistenspitze. mehr lesen  
«Grossartiges Familienvergnügen!»  Am 8. Mai waren die Harlem Globetrotters, im Rahmen der 90. Jubiläumstournee, im Zürcher Hallenstadion zu Gast. Wir ... mehr lesen  
Grosses Interview mit Petkovic  Knapp drei Wochen vor der grössten Herausforderung seiner Trainerlaufbahn spricht Vladimir Petkovic in Lugano über die Entwicklung im Schweizer Nationalteam. mehr lesen  
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Highlight der Kollektion: Eine Gibson Les Paul von 1959, die 300.000 bis 500.000 Pfund einbringen soll.
Shopping Mark Knopfler verkauft seine Gitarrensammlung Die Gitarrensammlung vom Dire Straits-Gitarristen Mark Knopfler wird am 31.01.2024 bei Christie's versteigert.
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 2°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 3°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 3°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 1°C 6°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 1°C 7°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 7°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten